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Wogen der Leidenschaft - Roman

Wogen der Leidenschaft - Roman

Titel: Wogen der Leidenschaft - Roman
Autoren: Janet Chapman
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Man wird uns entlang des Medicine Creek suchen.«
    Emma zwang Ben stehen zu bleiben, indem sie einen Baumstamm umfasste und nicht losließ.
    » Was ist?«, fragte er.
    » Wayne wird sie kommen sehen! Er wird Mikey töten, wenn er ihn ins Visier bekommt.«
    » Das wird nicht der Fall sein.« Ben zog sie wieder hinter sich her.
    » Vorher bringe ich ihn um.«
    Emma folgte ihm schweigend. Das Wasser strömte bereits in einem neuen Bachbett um den aufgestauten Wasserfall herum. Sie hoffte, dass der Bach auch auf der gegenüberliegenden Seite über die Ufer getreten war und Wayne gezwungen war, aus seinem Versteck hervorzukommen.
    Am überschwemmten Bachufer angekommen, schlug Ben die Richtung zum Wasserfall ein. Es war nun so hell, dass man die riesigen Geröllblöcke und das geborstene Felsband sehen konnte, das ihn blockierte und eine Brücke bildete, die man benutzen konnte. Er blieb stehen, ehe er den Bach überquerte und drehte sich zu ihr um. Seine Miene war härter als der Granit, auf dem sie stand.
    Michael hatte recht gehabt. Wenn Ben seine Fassade aufgab, war er zum Fürchten.
    » Du bleibst hier.« Sein barscher Ton ließ keinen Raum für eine Debatte.
    Emma widersprach nicht.
    » Gib mir Feuerschutz, während ich den Bach überquere. Und dann halte Ausschau nach Atwood und Skyler. Wenn du siehst, dass sie flussaufwärts kommen, feuere zwei Schüsse in rascher Folge ab.«
    » Was ist mit Beaker?«, fragte sie leise.
    Er blickte über die natürliche Brücke.
    » Der liegt dort draußen auf der Lauer und wartet.«
    » Wirst du achtgeben?«
    Er küsste sie sanft.
    » Ich liebe dich, Emma. Und ich komme wieder. In zwei Wochen haben wir ein wichtiges Datum, und ich werde zur Stelle sein, weil ich sehen möchte, was du von meinem Hochzeitsgeschenk hältst.«
    Wieder küsste er sie, dann zog er seine Pistole aus dem Gürtel und marschierte los.
    Emma legte sich die Flinte über die Schulter und stützte sie auf den Felsblock, an dem sie lehnte, um das gegenüberliegende Ufer zu beobachten und zu warten, bis Wayne sich zeigte.

22
    I mmer wieder erbebte die Erde grollend, kleine Felsbrocken lösten sich und fielen in das rasch steigende Wasser, dessen Oberfläche nicht zur Ruhe kam. Der Medicine Creek bahnte sich einen neuen Weg um den Damm herum, ein neuer Wasserfall ergoss sich über den Pfad, den Ben zum Transport des Kanus benutzt hatte. Kleine Bäume wurden entwurzelt, Erde und Schlamm gaben mit verheerender Wirkung nach. Emma war der Rückzug abgeschnitten. Sie saß in der Falle. Einziger Ausweg war die Route, die Ben über den alten Wasserfall genommen hatte.
    Emma wünschte, sie hätte dieses gewaltige Naturschauspiel unter anderen Umständen erleben können. Was sich da vor ihren Augen tat, war im Ablauf des Weltzeitalters nur ein Wimpernschlag, für sie aber besaß es geradezu mystische Dimensionen.
    Michael würde fasziniert sein.
    Sie dachte an ihren Neffen, der ihr zu Hilfe kommen würde. Sicher war Homer schon zu Hause angelangt, und Mikey hatte die Nachricht in der Kapsel gefunden. Sie wusste, dass nichts ihn daran hindern konnte, die zwei Menschen zu retten, die er liebte. Ebenso wusste sie, dass sie nicht zu befürchten brauchte, er würde in einen Hinterhalt geraten, da Mikey klug genug war, um mit äußerster Vorsicht vorzugehen.
    Zuweilen wirkte er so rätselhaft wie das Land, in dem er aufgewachsen war. Gewisse Dinge wusste er einfach: wann Regen kommen würde, wann mit dem jahreszeitlichen Wechsel zu rechnen war und wann sich ein Unwetter zusammenbraute. Er konnte die Zeichen lesen wie ein Wahrsager und hatte Emma des Öfteren in Erstaunen versetzt, wenn er sie drängte, die Hütten und das Flugzeug vorzeitig zu sichern. Wurde ein Gewitter vorausgesagt, bestand er darauf, dass sie sich auf ein größeres Unwetter vorbereiteten, und er irrte sich selten.
    Er würde wissen, dass Wayne in der Nähe war, und würde vorsichtig und planvoll vorgehen.
    Und doch hatte sie Angst. So sehr sie sich wünschte, Waynes Blut würde nicht an Bens Händen kleben, wollte sie noch weniger, dass Michael hineingezogen wurde. Er war zu jung und unschuldig, um in diese Katastrophe verwickelt zu werden.
    Urplötzlich explodierte der Wald hinter ihr in einem Gemisch brechender Zweige und schwerer, schnaufender Atemzüge. Emma drehte sich rasch um, nur um den Flintenlauf zu senken, als Pitiful auf den Bach zurannte. Die Augen des in Panik geratenen Tieres waren wie riesige braune Untertassen, umgeben von weißen Ringen.
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