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Wogen der Leidenschaft - Roman

Wogen der Leidenschaft - Roman

Titel: Wogen der Leidenschaft - Roman
Autoren: Janet Chapman
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durchdringen und nickte.
    » Braves Mädchen. Und lass dir keine Dummheiten einfallen«, warnte er sie.
    » Ich rechne fest damit, dich genau hier anzutreffen, wenn ich zurückkomme. Verstanden?«
    » Versprochen. Ich rühre mich nicht von der Stelle. Bring das Kanu zu Wasser.«
    » In zehn Minuten bin ich wieder da.«
    » Wo ist Beaker?«
    » Auf Pirschgang.« Er fasste an und zerrte das Kanu weiter.
    Sein letzter Blick zurück zeigte ihm Emma, die auf dem Bauch liegend mit der Flinte auf die andere Seite des Wasserfalls zielte.
    Er bezweifelte nicht, dass sie bereit war abzudrücken, aber er hoffte, dass es nicht so weit kommen würde. Trotz ihrer Stärke war Emma eine sanfte Seele mit weichem Herzen. Dass er sie jetzt zurückließ und sie in die Lage geraten konnte, einen Menschen– und sei er noch so schlecht und wertlos– zu töten, war ihm zutiefst zuwider.
    Ben hatte das Felsband zur Hälfte hinter sich gebracht, als der nächste Schuss die Dunkelheit durchschnitt und von den Felsen auf der anderen Seite des Wasserfalls widerhallte.
    Tatsächlich. Emma hatte abgedrückt.
    Die Partie war eröffnet. Poulin wusste, dass sie bewaffnet war. Das bedeutete, dass sie nicht mehr auf ihren Überraschungsvorteil zählen durften.
    Ben erreichte den unteren Rand des Wasserfalls und sah sich einem schäumenden, aufgewühlten und von blankem Felsenufer umgebenen Becken gegenüber. Wenn sie hier ihr Kanu bestiegen, konnte Poulin sie abschießen wie Fische in einem Fass.
    Verdammt. Ein anderer Plan musste her.
    Als Ben aufblickte, sah er den ersten hellen Hauch der Morgendämmerung am Himmel. Er ließ das Kanu auf dem Felsband neben dem Becken des Wasserfalls liegen und zog seinen Revolver aus dem Gürtel. Er hatte versucht, nach Emmas Plan vorzugehen, nun aber war es Zeit, sich zu Beaker zu schlagen.
    Zuerst aber musste er Emma von seinem Plan in Kenntnis setzten, damit sie ihn nicht irrtümlich erschoss. Kaum aber wollte er den Pfad zurückgehen, als ein tiefes, hallendes Grollen vom Berg herunterkam. Der Boden bebte, und Ben musste sich an einem Baum festhalten, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Steine lösten sich vom Felsband als tödliche Geschosse, einige so groß wie Basketbälle. Der Baum, an dem er sich festhielt, schwankte, als wolle er ihn abschütteln, als das Tal mit gewaltiger Energie zum Leben erwachte.
    Emma drückte sich an den Stamm einer Riesenfichte, um das Erdbeben auszusitzen. Der Medicine Creek brodelte zornig, als riesige Geröllblöcke ihren Halt verloren und ins Wasser stürzten. Die Absturzkante des Wasserfalls teilte sich mit einem explosiven, salvenähnlichen Knall und ließ den Granit unter ihr in mehreren Wellen erzittern.
    Als der Boden sich beruhigte, galt ihr erster Gedanke Ben. Er befand sich unterhalb des Wasserfalls, in der Bahn eines tödlichen Erdrutsches aus stürzenden Felsbrocken und kleinen Bäumen, die noch immer mit todbringender Geschwindigkeit herabstürzten. Ihr zweiter Gedanke war, dass das Tosen des Wasserfalls einem leiseren Geräusch gewichen war, als wäre ein laufender Wasserhahn plötzlich zugedreht worden.
    Der Medicine Creek war von herabstürzendem Geröll und Erdreich aufgestaut worden.
    Emma entfernte sich vom rasch ansteigenden Wasser und ließ ihren Blick über das Ufer gegenüber wandern, das sie nun deutlich sehen konnte, da das erste Licht der Morgendämmerung den Wald erhellte. Wayne lauerte noch irgendwo dort drüben und wartete, dass sie sich rührte. Leise ging sie los, in die Richtung, die Ben eingeschlagen hatte.
    Sie rutschte den Pfad hinunter, inständig hoffend und betend, sie würde ihn nicht unter dem Geröll finden.
    Eine Baumwurzel, an der sie sich festgehalten hatte, entglitt ihr, und sie landete auf seinem Schoß.
    Er fing sie mit unwilligem Brummen auf.
    » Na, wie immer die Anweisungen befolgt?«
    » Uns bleiben etwa zwei Minuten, ehe das steigende Wasser sich hier den schnellsten Weg ins Tal hinunter bahnt«, erklärte sie und fasste nach seiner Hand.
    » Die Wasserfälle wurden durch das Erdbeben aufgestaut.«
    Er fasste nun seinerseits nach ihrer Hand und zog sie den Pfad zurück hinauf.
    » Das Kanu wurde zerstört. Wir könnten es ohnehin nicht benutzen, weil es schon zu hell ist«, sagte er und half ihr über eine steile Stelle.
    » Dann wollen wir nach Osten, fort vom Wasserlauf.«
    Er schüttelte den Kopf, ohne im Anstieg innezuhalten.
    » Nein. Wenn deine Taube es gestern nach Hause geschafft hat, wird bald Hilfe eintreffen.
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