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Wogen der Leidenschaft - Roman

Wogen der Leidenschaft - Roman

Titel: Wogen der Leidenschaft - Roman
Autoren: Janet Chapman
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Mit geblähten Nüstern und heftig bebenden Flanken brach er zwischen den Bäumen hervor und riss mit seiner einzigen Geweihhälfte Zweige aus.
    Unfähig zu begreifen, was in seinem Wald vor sich ging, platschte der verängstigte Bulle in das zurückweichende Wasser des Medicine Creek und stieß ein Röhren aus, das wie der Hilferuf eines verzweifelten Kindes klang. Mitten im Bach stehend bebte er vor Angst und unter schweren Atemzügen.
    » Pssst«, zischte Emma, bemüht seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, » Pitiful!«
    Der junge Bulle legte den Schädel in ihre Richtung schräg. Eine laute Freudenfanfare ertönte, als er sie erspähte. Er rannte durch das Wasser auf den Damm zu. Emma suchte hinter ihrem Felsblock Schutz.
    Wayne Poulin umfasste ihre Kehle mit einem Griff, der sie fast erstickte.
    » Lass die Flinte fallen«, stieß er hervor und brachte sie beide außer Reichweite des verwirrten Elchs.
    » Wer ist mit dir da?«
    Sie gab keine Antwort, und sein Griff um ihre Kehle wurde fester.
    » Es… ist John«, keuchte sie und zerrte an seinem Arm, damit sie atmen konnte.
    » John Lakes? Der alte Einsiedler?«
    » Er hat mich gestern gefunden und wollte mir helfen, nach Hause zu kommen.«
    » Wo ist er jetzt?«
    » Unser Kanu wurde beschädigt, deshalb hat er mir seine Flinte überlassen und holt jetzt Hilfe.«
    » Wenn du diesen Elch nicht verscheuchst, knalle ich ihn ab«, warnte er sie.
    Pitiful mühte sich ab, das steile Ufer hinaufzuklettern, und wurde mit jedem vergeblichen Versuch verzweifelter.
    » Wayne, ich kann ihn nicht bändigen. Er ist doch nur ein verängstigtes, dummes Tier.«
    Wayne zielte mit seinem Revolver auf Pitiful. Emma biss ihm in den Arm. Er schrie auf und wollte ihr mit der Waffe auf den Kopf schlagen, sie aber duckte sich, so dass der Hieb sie an der Schulter traf. Mit aller Kraft stieß sie ihm den Ellbogen in die Rippen und versetzte ihm gleichzeitig einen Tritt gegen das Schienbein. Da gab ihr rechtes Knie nach, und beide fielen auf den Boden.
    Mit einem zornigen Fluch packte Wayne sie fester, zog sie beide hoch und wollte sie über die Brücke schleppen, die das Erdbeben geschaffen hatte.
    Röhrend drehte Pitiful sich im Wasser um und folgte ihnen.
    Auf halbem Weg über den alten Wasserfall hörte Emma ein gefährlich klingendes Kläffen, dann stieß Wayne einen Schmerzensschrei aus. Sein Griff erschlaffte, als er sich zu der neuen Bedrohung umdrehte.
    Emma riss sich los, aber sie stolperte über Waynes Füße, und beide fielen auf den Rand des Felsblockes. Sie sah, dass Beaker Waynes Arm mit der Waffe in einem tödlichen Griff festhielt… just, als sie über den Rand des Dammes taumelte.
    Es kostete Ben einige kostbare Sekunden, um zu erfassen, dass er tatsächlich einen Kampf zwischen einem Mann, einer Frau, einem Elch und einem Hund vor sich sah. Und das alles spielte sich auf einer mehr als zehn Meter hohen Granitbrücke ab, die höchstens Platz für einen von ihnen bot.
    Hilflos musste er zusehen, wie Emma fiel. Er wagte sich auf die Brücke, blieb aber stehen, als er sah, dass sie nur etwa drei Meter tief gefallen und auf einem Vorsprung gelandet war, breit genug, um ihr Sicherheit zu bieten. Sie war benommen, aber am Leben, so dass Ben nun freie Hand hatte und es mit Poulin aufnehmen konnte.
    Beaker, der auf diesen Moment gewartet hatte, drohte den Mann zu zerfleischen, Wayne aber hielt noch immer seine Waffe in der Hand. Es gelang ihm, sie langsam zu senken und auf den Hund zu richten.
    Ben hob seine Pistole, zielte auf Wayne und wartete auf die Chance zum sicheren Schuss.
    Schließlich führte Emmas Lieblingselch den schicksalhaften Schlag aus. Der in Panik geratene Bulle fand festen Halt, stemmte sich aus dem Wasser hoch, den Schädel kampfbereit gesenkt, und rammte sein Einzelgeweih Wayne Poulin in die Rippen.
    Poulin wurde mit so viel Kraft in die Luft gewirbelt, dass er über den Rand des Wasserfalls fiel. Er schlug auf mehreren Felsvorsprüngen auf und landete im unteren Becken. Ben rannte ans Ufer und sah Poulins zerschmetterten Körper mit dem Gesicht nach unten im Wasser treiben.
    Dann erst sah er zu Emma hinüber.
    Ihr Kopf lehnte am Granitsims, sie hielt die Augen geschlossen. Sie schlug sie auch nicht auf, als sie fragte:
    » Ben?«
    » Ich bin da.«
    » Hol mich herunter.«
    Noch immer hielt sie die Augen geschlossen. Sie blickte nicht hinunter, und sie versuchte auch nicht, zu ihm aufzublicken.
    » Hast du Höhenangst?«, fragte er, als ihm dämmerte,
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