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Wodka und Brot (German Edition)

Wodka und Brot (German Edition)

Titel: Wodka und Brot (German Edition)
Autoren: Mira Magén
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zu den Fischen ging.
    Nachdem er für unbestimmte Zeit und für einen unbestimmten Zweck das Haus verlassen hatte, entschied ich, es sei nun an der Zeit, den Ort und das Schicksal zu verändern. Eine Wand unseres Zuhauses war zusammengebrochen, das war ein guter Anlass zu einer umfassenden Renovierung. Die Gelegenheit, eine alte Laune zu verwirklichen und ein Haus an einem Ort zu mieten, an dem die Dächer niedrig waren und der Himmel hoch, und wo es zwischen den Dächern und dem Himmel Vögel und viel Luft gab. Ich kam mit Nadav in dieses Dorf, dessen Nähe zur Stadt es zu einem abgelegenen Vorort machte, zwanzig Minuten mit meinem alten, gebrauchten Mazda bis zu unserem Lebensmittelgeschäft in der Stadt. Wir liefen zwischen den Häusern herum, bis wir ein Haus entdeckten, das zu mieten war, mit einem kaputten, verrosteten Zaun, es lag am Dorfrand, zwischen dem geräumigen Haus des Alten und dem Wäldchen.
    »Was meinst du, Nadav, sollen wir dieses Haus nehmen?«
    Wir standen vor dem Haus, und der Junge, dessen Schicksal vom Leiden seines Vaters und den Launen seiner Mutter bestimmt war, war begeistert, dass der Wald so nah war, er bestaunte die eng stehenden Kiefern und erwartete vermutlich die Bären aus dem Märchen.
    Wir klopften an die Tür des Alten und erkundigten uns nach dem Haus, er bat uns nicht hinein. Er empfing uns im Eingang zu einem Flur, von dem verschiedene Zimmer abgingen, in denen sich sein Leben abspielte, und nannte sofort den Preis, siebenhundert Dollar.
    »Okay«, sagte ich trocken, obwohl ich über die Summe erschrak. Ich wollte das Haus, und der Junge war ebenfalls begeistert.
    »Siebenhundert und die Grundsteuer.«
    »In Ordnung.«
    »Bei Schäden am Sonnenboiler, einem Loch im Dach, einer Überschwemmung gibt es eine Beteiligung.«
    »In Ordnung.«
    »Kündigung zwei Wochen im Voraus.«
    »In Ordnung.«
    »Untermieter sind nicht erlaubt.«
    »In Ordnung.«
    Während der ganzen Zeit versuchte Nadav, den Kopf zwischen die Wand und den Arm des Mannes zu schieben, um ins Innere des Hauses zu schauen, doch der Mann versperrte ihm den Blick. Er fragte, ob ich ein festes Einkommen hätte, ich sagte, ich besäße ein Lebensmittelgeschäft. Er fragte, einen Kiosk oder ein richtiges Geschäft? Ein richtiges Geschäft, sagte ich. Seine Augen, die schon viel gesehen hatten, betrachteten mich mit böswilliger Geduld, er hatte es nicht eilig, etwas an mir passte wohl nicht in seine Vorstellung von einer Lebensmittelgeschäftsbesitzerin.
    »Wann wollen Sie einziehen?«
    »Heute.«
    Er brach in lautes Gelächter aus, und seine alten Zähne füllten seine Mundhöhle, dann machten sie Platz für eine neue Lachsalve. Der Junge sah den Mund voller Lachen über sich und griff nach meinem Kleid.
    »Sie will heute einziehen«, stieß er mit dem letzten Gelächter aus. »Das ist kein Lebensmittelgeschäft, meine Dame, das ist ein Haus. Ich muss nachdenken, es eilt dochnicht. Ich bin ein vorsichtiger Mensch, meine Dame, gerade alte Leute, die keine Zeit haben, haben Zeit. Rufen Sie mich in einer Woche an.« Er machte die Tür auf, sodass der Spalt groß genug war, dass wir hinausgehen konnten, und schlug sie hinter uns zu, doch als wir unten an der Treppe waren, riss er sie wieder auf und streckte seinen knochigen Kopf heraus.
    »Was für eine Schuhgröße hat der Junge?«
    »Achtundzwanzig.«
    »Mama, meine Turnschuhe sind siebenundzwanzig«, flüsterte Nadav in mein Kleid, doch der Alte war schon wieder hinter der geschlossenen Tür verschwunden. Wir blieben im Hof stehen, Wind traf uns und die vernachlässigten Kakteen und den wilden Papyrus, der Alte kümmerte sich nicht um seinen Besitz, alles Hässliche und alles Schöne kam von der Natur selbst. Mein Bruder Jonathan sagte immer, was heißt von der Natur, von Gott. Gott, Natur, es war mir egal, was Jonathan sagte und was er zum Ursprung dessen meinte, was es gab und was es nicht gab, Kiefernzapfen, Nadeln, Alter, Verrücktheit, Sommer, Dunkelheit …
    Ich betrachtete den Wald, der seinen Ursprung Keren Kajemet verdankte, seinen Erhalt Gott oder der Natur, oder wie man es auch nennen wollte, die Bäume waren längst groß geworden, hatten die Hände der Menschen vergessen und strebten dem Himmel zu.
    Auch der Junge betrachtete die Bäume, scharrte mit den Schuhen in den herabgefallenen grauen Nadeln, die den Hof bedeckten. »Hoffentlich können wir hier wohne«, sagte er.
    »Hoffentlich«, wiederholte auch ich wie ein Echo. Wenn wir hier einzögen,
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