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Wodka und Brot (German Edition)

Wodka und Brot (German Edition)

Titel: Wodka und Brot (German Edition)
Autoren: Mira Magén
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Waschmaschine gekocht und war abgehärtet.
    Es war schwer zu wissen, was die Erwartung des Jungen in der Welt bewirkte, bis wohin die Luft gelangte, die er ausatmete, wie schnell sie hinaufstieg zum Sonnenboiler, über dem Stadtturm verschwand und auf die Polizeistation am Russischen Platz sank.
    Der Aufschrei »Mama, Polizei!« ließ das Mädchen auf dem Küchenfußboden aufspringen. Zwei richtige Polizisten, keine aus Legosteinen und nicht Playmobil-Polizisten, stiegen in blauen Uniformen aus dem weißen Streifenwagen.
    Sie fragten, ob ich wisse, wen ich in mein Haus geholt hätte. Ich sagte, ich hätte sie nicht geholt, sie sei von sich aus hereingekommen.
    »Komm, Madonna«, sagte einer der beiden, »schon wieder so ein Blödsinn, hörst du denn nie auf damit. Es geschieht dir recht, schau nur, was sie dir für ein Veilchen verpasst haben.«
    »So, wie Sie sie vor sich sehen, und schon eine dicke Akte bei der Polizei«, sagte der andere Polizist. »Was heißt da dicke Akte, einen ganzen Aktenkoffer hat sie. Los, Madonna, steig ins Auto.« Geschmeidig wie eine Katze schob sie ihren schmalen Rücken auf den Rücksitz des Streifenwagens, schnallte sich an, öffnete das Fenster und schrie dem Polizisten zu: »Gib mir eine Zigarette, Ja’akov, ich bin ganz ausgetrocknet.«
    Der Junge, fasziniert von der Szene, drückte eine Hand aufs aufgeregte Herz, mit der anderen winkte er ihr zu, und sie winkte zurück, in der Hand eine Zigarette, die der Polizist ihr gegeben hatte. »Bye, Nadav«, rief sie aus dem Autofenster und begleitete ihre Worte mit Rauchringen.
    »Bye, Madonna«, rief Nadav aus vollem Herzen, aber mit einiger Verzögerung, sein Ruf folgte dem Streifenwagen, solange es möglich war.
    »Ich hab sie gerufen, ich. Komm, rufen wir Papa an und erzählen es ihm. Schade, dass sie schon weg sind, ich wünschte, sie würden noch einmal kommen. Glaubst du, dass …« Er war glücklich, bis er den Alten aus seinem Haustreten sah, der sein langes Kinn in unsere Richtung reckte, auf uns zukam und seinen schmalen Schatten über unsere Füße warf.
    »Was hat die Polizei hier gewollt?«, fragte er blinzelnd. Er bewegte den Rücken, der schon gebeugt war, bereit, das Geständnis der Angeklagten anzuhören.
    »Der Polizist ist ein entfernter Cousin von mir, er war in der Nähe und hat schnell mal guten Tag gesagt.«
    »Und das Mädchen, das sie von hier mitgenommen haben?«
    »Das ist seine Tochter. Sie hat heute Nacht bei uns geschlafen.«
    »Sie heißt Madonna«, mischte sich der Junge ein. Ich nahm seine Hand und drückte sie, um ihn zum Schweigen zu bringen, ohne ihm wehzutun.
    Der Alte kniff ein Auge zu und richtete das andere auf Nadav. Ein Vogel flog vom Dach seines Hauses zu unserem und zurück, Sonnenlicht fiel auf seinen haarlosen Kopf und brach sich auf dem Schädel, es drang nicht hinein, um offenzulegen, ob er mit bösen Absichten auf das Kind blickte oder es einfach nur anstarrte.
    »Ich muss Ihnen sagen, meine Dame, die Tochter Ihres Cousins ist entweder magersüchtig oder drogensüchtig oder beides. Ich habe die blaue Beule gesehen, die sie unter dem Auge hat, das reicht mir. Ich erkenne diese dünnen Perversen auf einen Kilometer Entfernung. Passen Sie ja auf Ihren Kleinen auf.«
    Er schob die Hände in die Hosentaschen, klimperte mit Münzen, wandte sich um und sagte: »Polizei vor dem Haus, das riecht nicht gut, meine Dame, denken Sie darüber nach.« Er ging zu seiner Tür zurück, und wir betraten unser Haus, das wir von ihm gemietet hatten.
    Nadav hüpfte vor mir her, glücklich über seinen neuen Schatz. »Wir haben Verwandte bei der Polizei«, schrie er der Katze zu, die zwischen den Rosen scharrte, und den Ameisen, die auf den Kiefernzapfen herumkrabbelten, aber die Katze und die Ameisen kannten keine Polizisten, sie kümmerten sich selbst um ihre Übeltäter, sie zeigten sich unbeeindruckt von den Verwandten, die plötzlich aus dem Kreis der Gesetzeshüter aufgetaucht waren. Nadav hüpfte vor mir über den Weg und summte die Parole, die ihm das Tor zum Glück geöffnet hatte: »Kleine russische Hure, kleine russische Hure.« Die Augen des Alten drückten sich gegen einen Spalt in seinem Rollladen, seine trüben Linsen folgten mir und dem Jungen, achteten auf jeden unserer Schritte. Er hatte mich vom ersten Moment an nicht leiden können, nicht meinetwegen, sondern wegen seines Abscheus gegen die menschliche Spezies überhaupt. Unglücklicherweise sah er sich jedes Mal einem Vertreter dieser
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