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Wo niemand dich findet

Wo niemand dich findet

Titel: Wo niemand dich findet
Autoren: L Griffin
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sank ihr Mut. Sie stiegen in Nathans Auto, und Alex beobachtete aus den Augenwinkeln, wie er rückwärts aus der Auffahrt rangierte. Sie hatte ein ungutes Gefühl und überlegte fieberhaft warum. Vielleicht war er entlassen worden? Oder vielleicht wollte man wegen Coghans Tod gegen ihn Anklage erheben? Vielleicht hatte die Sondereinheit auch ihn ins Visier genommen?
    Sie hatten ihr Viertel schon verlassen, als sie all ihren Mut zusammennahm.
    »Okay, jetzt sag’s mir schon.«

    Er sah sie überrascht an.
    »Was ist?«, drängte sie ungeduldig. »Du willst mir doch was sagen, also spann mich nicht länger auf die Folter.«
    »Also gut. Ich werde umziehen.«
    Ungläubig starrte sie ihn an.
    »Du willst umziehen?«, wiederholte sie.
    »Ja.«
    »Wann?«
    »Möglichst bald. Vielleicht schon diese Woche.«
    Er musste gekündigt haben. Er hatte die Schnauze voll von allem und wollte weg.
    Sie sah aus dem Fenster und kämpfte gegen die Tränen, die in ihr aufstiegen. Er zog um. Das hatte sie nicht erwartet. Sie hatte mit dem Gedanken gespielt, selbst umzuziehen. Das tat sie eigentlich alle paar Monate. Sie war der Meinung, dass sie diejenige sein sollte, die umzog, nicht diejenige, die verlassen wurde.
    Sie wandte sich wieder ihm zu. Sein Profil war klar, und sie genoss den Anblick seiner kräftigen Arme. Er trug das schwarze T-Shirt, das sie für ihn gewaschen hatte. Sie mochte diese Arme. Sie hatte es vermisst, von ihnen gehalten zu werden. Hatte ihn vermisst. Auf einmal kam ihr der Stolz, der ihr immer so wichtig gewesen war, wie das Unsinnigste auf der Welt vor.
    »Bleib«, flüsterte sie, ehe sie sich auf die Zunge beißen konnte. »Bitte, bleib.«
    Er sah sie verständnislos an.
    »Ich hab nachgedacht. Über dich, weißt du. Und deinen Job.« Sie war so aufgeregt, dass sie gar nicht wusste, was sie sagen sollte, aber sie sprach einfach weiter. »Ich
hab mir gedacht, dass ich jemanden einstellen möchte, weil ich jetzt ja auch für das Delphi Center arbeiten werde. Vielleicht könntest du bei Lovell Solutions einsteigen?«
    Seine Augenwinkel zuckten. »Als Privatdetektiv?«
    »Warum nicht? Du kennst das Geschäft ja schon. Aber es wäre trotzdem mal was anderes.«
    Nun grinste er übers ganze Gesicht.
    »Was ist da so lustig dran?«
    »Dann wärst du mein Boss.«
    Was sollte daran lustig sein? Aber … natürlich würde es nie funktionieren. »Wir könnten Partner sein«, sagte sie.
    »Partner.«
    »Ja, warum nicht?«
    Sie verspürte einen Anflug von Panik, weil sie wohl von allen guten Geistern verlassen war. Es war verrückt! Sie hatte ihm gerade die Hälfte des Unternehmens angeboten, das sie in jahrelanger mühevoller Arbeit aufgebaut hatte.
    Sie sah ihn an … und wusste, dass sie verrückt war. Denn sie wünschte sich nichts sehnlicher, als dass er ja sagen würde. Dass er einwilligen würde und in Austin bliebe und sie zusammen sein könnten.
    Es war seltsam, dass sie erst dem Tod ins Auge sehen musste, um zu begreifen, was sie im Leben verpasst hatte. In letzter Zeit hatte sie viel über Melanie nachgedacht. Trotz ihrer vielen idiotischen Fehler und dummen Entscheidungen war Melanie in mancher Hinsicht besser dran als Alex. In weniger als einem Jahr hatte sie mehr Liebe gefunden, verloren und wieder gefunden, als Alex
in ihrem gesamten Leben erfahren hatte. So absurd es war, Alex beneidete Melanie sogar ein bisschen.
    »Wo fahren wir hin?«, fragte sie.
    »Hab ich doch gesagt. Wir machen eine kleine Spritztour.«
    Sie seufzte und blickte auf ihren Schoß. Ihr Traum würde nicht wahr werden. Er war ohne Zweifel ein toller Ermittler. Aber die Art von Arbeit, die sie erledigte, würde ihn verrückt machen. Väter, die sich nicht um ihre Familien kümmerten, die Versicherungsbetrüger und all die hoffnungslosen Fälle, für die er sie immer schalt – sie waren genau ihr Ding.
    An einem Stoppschild bog er rechts ab, und kurz darauf hielt er an.
    »Das ist wirklich ein ganz liebes Angebot.« Er beugte sich zu ihr und küsste sie. »Aber jetzt komm erst mal mit.«
    »Wohin denn?«
    Er stieg aus, und sie folgte ihm. Sie standen vor einem weißen Bungalow mit türkisen Markisen aus den Vierzigerjahren. Ihr Herz klopfte etwas schneller, als er ihre Hand nahm und sie zum Bungalow führte. Vor der türkisen Eingangstür blieben sie stehen. Er sah ihr in die Augen. »Ich hab gesagt, ich ziehe um.« Er strich ihr eine Locke aus dem Gesicht und legte den Arm um ihre Schultern. »Ich habe nicht gesagt, dass ich
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