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Wo niemand dich findet

Wo niemand dich findet

Titel: Wo niemand dich findet
Autoren: L Griffin
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Sonnenterrasse über dem Bootsschuppen.
    »Nein!«, rief Alex panisch. »Auch keine Treppe!«
    In der Ferne schien etwas zu kreischen. Ein Martinshorn?
    Eine weitere Explosion. Nathan und Alex wurden zu Boden geschleudert.
    »Komm, los!«, schrie Nathan und zerrte sie wieder auf die Beine.
    »Wohin sollen wir denn?«
    Während sie das sagte, stützte er sich auf das Holzgeländer und schwang ein Bein darüber. Alex blickte auf die Wasserfläche, die unter ihnen lag. Sie war voller glühender Spreißel und Bretter. Wie in einem riesigen Spiegel war darin das lichterloh brennende Haus zu sehen.
    Alex hievte sich ebenfalls über das Geländer. Die Martinshörner kamen näher. Nathan warf seine Waffe auf einen Haufen alten Schilfs am Seeufer. Dann ergriff er ihre Hand.
    »Spring!«, rief er. »Möglichst weit!«
    Sie sprangen.
     
    Zum zweiten Mal heute Abend sah Nathan, wie eine Bahre von einem Tatort weggeschafft wurde. Dieses Mal lag einer seiner besten Freunde darauf.

    »Glaubst du, dass er durchkommt?«
    Er sah, wie sich Alex’ hellbraune Augen verdüsterten. Ihr Gesicht war rußverschmiert, das nasse Haar klebte ihr am Kopf, und trotzdem war sie das Schönste, was er je gesehen hatte.
    »Er ist hart im Nehmen«, sagte er. »Der wird schon wieder.« Jedenfalls hoffte Nathan es. Mit einer Salve aus einer AK47 war nicht zu spaßen. Hodges war wach und ansprechbar gewesen, als ihn die Sanitäter in den Krankenwagen geschafft hatten, aber Nathan hatte ihr Rufen und Schreien gut verstanden. Der Mann musste möglichst schnell operiert werden.
    »Ich habe Courtney angerufen«, sagte Alex. »Sie ist schon auf dem Weg ins Krankenhaus. Ich habe ihr gesagt, dass ich so bald wie möglich auch dorthin komme.«
    Nathan nahm sich einen Augenblick Zeit, um die Szene zu überblicken. Organisiertes Chaos. Fahrzeuge der verschiedensten Polizeibehörden – von der Bundespolizei bis hin zum örtlichen Sheriff – standen um die qualmende Ruine, die einmal eine Luxusvilla gewesen war. Mehrere Löschzüge und sogar ein paar Löschboote waren gekommen und mehr oder weniger intensiv am Geschehen beteiligt. Feuerwehrmänner turnten in den rußgeschwärzten Trümmern herum. Ein kurzer Regenschauer hatte die Löscharbeiten unterstützt – und zugleich zusätzliche Verwirrung gestiftet.
    »Wie die Kakerlaken.«
    Nathan drehte sich um. John Holt war zu ihnen getreten.
    »Wie?«, fragte Alex.
    »Diese verfluchten Gangster. Verzeihen Sie meine
Ausdrucksweise. Aber sie haben sich wie Kakerlaken verdrückt, sobald das Licht anging.«
    »Schon eine Spur von Coghan?«, erkundigte sich Nathan. Er wirkte niedergeschlagen.
    »Nein.« Holts Miene war grimmig. »Aber wir haben im Umkreis von fünfundzwanzig Kilometern alle Straßen und Wege gesperrt. Es müsste mit dem Teufel zugehen, wenn er da durchkäme.«
    Nathan war weniger optimistisch. Der größte Vorteil dieses Schweinehundes war, dass er sich als Polizist ausgeben konnte. Irgendein Schlupfloch würde er finden.
    »Wie geht es Ihnen?«, sagte Holt an Alex gerichtet. Dabei sah er sie von Kopf bis Fuß an. Danach warf er Nathan einen missbilligenden Blick zu, vermutlich weil Alex noch immer in seiner triefnassen Lederjacke herumstand, die ihr bis über die Knie reichte. Dickköpfig hatte sie die Decken verweigert, die ihr die Sanitäter schon mehrfach umlegen wollten.
    »Ich bin stinksauer«, entgegnete Alex. »Das Schwein ist getürmt. Ich wette hundert Dollar, dass er mit einem Koffer voller Geld auf halbem Weg nach Mexiko ist.«
    »Dann schnappen wir ihn an der Grenze«, knurrte Holt.
    Ja, klar.
    Das Telefon des Rangers klingelte. Er nahm es aus der Tasche an seinem Gürtel. »Holt.«
    Nathan versuchte die Lage einzuschätzen. Drei Tote. Zwar nur auf Seiten der Kriminellen, aber trotzdem kein schöner Gedanke. Ein verletzter Kollege. Eine verwundete Zivilistin. Er sah kurz auf die Brandwunden auf Alex’ Armen und Nacken und kämpfte mit dem
Zorn, der in ihm brodelte, seit er sie aus dem See gezogen und sie zum ersten Mal genauer betrachtet hatte. Sie hatte behauptet, ihr ginge es gut, sie habe nur ein paar Kratzer, aber Nathan glaubte ihr nicht. Er hatte ihren Gesichtsausdruck gesehen, als er sie gefunden hatte. Emotional war sie schwer angeschlagen. Auch wenn sie es nicht ahnte, würde er sie heute noch ins Krankenhaus bringen und sie von Kopf bis Fuß durchchecken lassen.
    »Sie haben sie?«
    Nathan wurde aus seinen Gedanken gerissen. »Wen denn?«
    »Die stellvertretende
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