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Wo niemand dich findet

Wo niemand dich findet

Titel: Wo niemand dich findet
Autoren: L Griffin
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die Hand vom Geländer löste. Nathan konnte ihn gerade noch stützen.
    »Rechte… Hosentasche«, stieß Hodges hervor.

    Nathan griff in Hodges’ Tasche. Hoffentlich berührte er dabei nicht die Wunde. Da! Er zog den Schlüssel heraus. Blutgetränkt.
    »Ich hole Alex«, sagte Nathan. Der Rauch war mittlerweile in das Treppenhaus gedrungen. »Geh zum Hintereingang raus. Schaffst du das?«
    »Verdammt ja.«
    »Sieh zu, dass du möglichst weit vom Haus wegkommst. Wenn Holt recht hat und die Hütte ein Drogenlabor ist, dürfte es einen ziemlichen Bums geben!«
     
    Alex zerrte und zog mit aller Kraft, doch das Abflussrohr wollte nicht nachgeben. Der Rauch wurde immer dichter. Sie hoffte, dass sie es sich nur einbildete, doch ihr kam es so vor, als würde der Boden unter ihr immer wärmer.
    »Komm schon, komm schon«, murmelte sie. Warum nur hatte sie nicht mehr trainiert?
    Da spürte sie ein Ziehen an ihrem Knöchel. Sie griff nach der Pistole.
    »Langsam, Pferdchen!« Nathan zog sie unter dem Waschbecken hervor und steckte seinen Kopf darunter. Er hielt einen Schlüssel in der Hand, der mit irgendetwas verschmiert war.
    »Ist das etwa Blut?«
    »Hodges ist angeschossen worden.«
    »Um Gottes willen! Ist es schlimm?«
    »Das werden wir sehen.« Bei diesen Worten war ein leises Klicken zu hören. Die Handschelle fiel vom Abflussrohr.
    »Schnell jetzt, wir müssen raus.« Ohne die zweite,
noch an ihrer Hand befestigte Handschelle aufzusperren, packte Nathan ihre Hand und zog sie auf die Beine.
    Alex’ Gesicht verzerrte sich vor Schmerz, als er ihr beide Arme samt der baumelnden Handschelle durch die Jackenärmel zwängte. Dann zog er den Reißverschluss zu und ergriff die auf dem Boden liegende Pistole. Er sah sie an.
    »Kannst du laufen?«, fragte er.
    »Ja, ich …«
    »Gut.«
    Im nächsten Moment zerrte er sie hinaus in den Flur. Dort wurde der Rauch immer dichter. Alex stolperte hinter ihm her. Es fiel ihr schwer, mit ihm Schritt zu halten, ihre Beine fühlten sich bleischwer an.
    Als Nathan unvermittelt stehen blieb, prallte sie von hinten gegen ihn.
    »Scheiße!«
    Ungläubig starrte Alex auf das Bild, das sich ihnen bot. Der gesamte Eingangsbereich stand in Flammen, und das Feuer hatte begonnen, sich die Treppe emporzufressen.
    Nathan drehte sich um und zog sie wieder zurück in den rauchgeschwängerten Gang.
    »Wo sollen wir hin?«, rief sie mit brennenden Augen.
    »Zur Hintertreppe.«
    Hustend wedelte sie den Rauch weg. »Bist du sicher …«
    Eine Explosion erschütterte das Haus. Alex riss es die Beine weg, und als sie auf dem Boden aufschlug, wurde ihr schwarz vor Augen. Die Druckwelle hatte ihr sämtliche Luft aus der Lunge gepresst. Japsend setzte sie sich auf.

    »Verdammt, alles okay bei dir?«
    Nathan stellte sie wieder auf die Beine. Sie konnte ihn kaum noch erkennen, so dicht war der Rauch mittlerweile.
    »Es geht schon.«
    Nathan änderte die Richtung und schleifte sie in einen weiteren Gang. »Wir können nicht durch die Küche«, brüllte er, um das Knistern und Krachen des Feuers zu übertönen. Der Boden unter ihren Füßen schien zu schwanken. Über ihnen war ein knirschendes Geräusch zu hören. Anscheinend war das Haus kurz vorm Einsturz.
    »Schau mal! Da!« Alex deutete auf das Ende des Gangs. War das eine Glastür?
    Sie rannten hin. Nathan versuchte sie zu öffnen. Vergebens. Er zielte mit der Pistole darauf und schoss. Die Scheibe zerbarst, es regnete Glasscherben auf den Teppich und die hinter der Tür liegende Veranda.
    Nach einem Blick auf Alex’ nackte Füße hielt Nathan ihr die Waffe hin. »Da, nimm, aber erschieß mich nicht!« Anschließend nahm er sie in die Arme, hob sie hoch und trug sie durch die Öffnung, die er in die Tür geschossen hatte.
    Sauerstoff!
    Alex legte den Kopf in den Nacken und sog die frische Luft ein, während er sie über die Holzbohlen trug.
    »Verdammter Mist, keine Treppe!«
    Sie drehte sich um und sah das Haus zum ersten Mal von außen. Es war riesig. Ein richtiger Palast. Nun allerdings auch ein flammendes Inferno, ein orangefarbener Feuerschein vor dem Nachthimmel. Aus den Fenstern
im Erdgeschoss schlugen Flammen, aus denen im ersten Stock quoll dichter schwarzer Rauch. Mit offenem Mund starrte Alex das Gebäude an. Noch vor wenigen Sekunden waren sie in diesem Flammenmeer gewesen.
    Nathan setzte sie ab und blickte hektisch umher. »Hier entlang!« Wieder packte er sie bei der Hand, und sie liefen über eine kleine hölzerne Brücke zu der großen
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