Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wo niemand dich findet

Wo niemand dich findet

Titel: Wo niemand dich findet
Autoren: L Griffin
Vom Netzwerk:
streichelte er sie sanft. Am liebsten hätte sie zu schnurren begonnen.
    »Tut mir leid, dass ich nicht da war«, murmelte er.
    »Das ist schon okay.«
    »Ich wäre gern eher gekommen, aber …«
    »Sch!« Sie küsste ihn, ehe er weitersprechen konnte.
    Da schlang er die Arme um sie und zeigte ihr ohne Worte, wie sehr es ihm leidtat.
     
    Das Erste, was Alex nach dem Aufwachen wahrnahm, war der Geruch von gebratenem Speck. Sie schlurfte in die Küche, wo sie auf einen halbnackten Mann am Herd stieß. Das war neu. Aber kein schlechter Anblick.
    Er wandte kurz den Blick von der Pfanne und lächelte sie an. »Guten Morgen, sunshine!«
    Etwas befangen strich sie sich das Haar zurück. Sein Lächeln wurde noch breiter.

    »Was ist?«
    »Du!« Er schenkte eine Tasse Kaffee ein und reichte sie ihr. »Hübsches Kleid. Hab ich dir das gekauft?«
    Sie öffnete den Kühlschrank und holte die Kaffeesahne heraus.
    »Vielen Dank, dass du meine Jeans gewaschen hast.«
    »Bitte, gern geschehen.« Sie hatte eigentlich auch sein T-Shirt gewaschen, aber das hatte er nicht angezogen. Was sie gar nicht so schlimm fand.
    Auf dem Küchentisch lag die Zeitung. Als fette Schlagzeile auf der ersten Seite: »Sondereinheit deckt schwere Korruption auf!« Sie setzte sich.
    Er stellte ihr einen Teller Rührei mit Speck hin. »Ich hab die Tür wieder in Ordnung gebracht.«
    »Wirklich?« Sie warf einen Blick zum Eingang. »Super, danke!«
    »Hast du Tabasco?«
    »Nein.«
    »Oder Chilis?«
    »Im obersten Regalfach.« Sie naschte an einem Speckstreifen und las weiter: »Nach einem Hausbrand in der Nähe des Lake Buchanan machte eine Sondereinheit von Ermittlern aus Bundes- und Landesbehörden eine laufende Untersuchung gegen örtliche Beamte publik. Im Anschluss daran ergingen gestern mehr als ein Dutzend Haftbefehle gegen Polizeibeamte aus einer größeren Stadt in Zentraltexas sowie gegen mehrere Bezirksstaatsanwälte.«
    »Auch der Bezirksstaatsanwalt selbst?«
    Nathan nickte, als er sich mit seinem Teller zu ihr setzte. »Nicoles Boss. Ich mochte den Typen sowieso nie.«
    »Bearbeitet er nicht Hunderte von Fällen jedes Jahr?«
    »Sein Büro, ja.«
    Alex schlug die Zeitung auf. Ihr Blick fiel auf eine Reihe von Fotos. Sie erkannte Nathans Exfrau. Und seinen Boss. Sie sah auf und blickte in sein angespanntes Gesicht.
    »Du hast das schon gelesen, oder?«
    »Ja.«
    »Und was denkst du?«
    »Es ist völliger Wahnsinn.«
    Sie überflog die Berichterstattung. Dem Hauptartikel zufolge war die Sondereinheit vor etwa einem Jahr gebildet worden, um die mutmaßlichen Verbindungen des Saledo-Drogenkartells mit verschiedenen führenden Drogenfahndern in Texas zu untersuchen. Die Nachforschungen hatten sich zunächst auf einzelne Polizisten beschränkt, waren nach und nach jedoch auf zahlreiche Beamte von verschiedenen Behörden ausgedehnt worden. Dem Sprecher der Sondereinheit zufolge hatte die stellvertretende Bezirksstaatsanwältin in Austin dabei eine entscheidende Rolle gespielt. Sie hatte ihr juristisches Know-how dazu verwendet, betrügerischen Immobiliengeschäften einen rechtmäßigen Anschein zu geben. Dadurch wurde es dem Saledo-Kartell möglich, zwangsgeräumte Häuser zu kaufen und darin Drogenlabors und Marihuana-Plantagen anzulegen. Sie und ihr Vorgesetzter wurden außerdem beschuldigt, mehrfach für Angehörige des Kartells, die mit der Justiz in Konflikt geraten waren, günstige Deals mit der Staatsanwaltschaft arrangiert zu haben, während die Rivalen des Saledo-Kartells unnachgiebig verfolgt wurden.

    Alex hatte gedacht, dass derartige Korruptionsfälle nur südlich der Grenze vorkämen, nicht hier vor ihrer Haustür. Als sie die Berichte zu Ende gelesen hatte, schüttelte sie nur stumm den Kopf. Wer wusste schon, wie viele polizeiliche Ermittlungen, Gerichtsverhandlungen und Menschenleben davon in Mitleidenschaft gezogen worden waren? Nathan hatte recht. Es war völliger Wahnsinn.
    Sie sah ihn an. Er hatte gestern einen Kollegen erschossen. Jemand, den er sogar für einen Freund gehalten hatte. Und er hatte erfahren, dass die Einrichtung – die Menschen, mit denen er fast sein ganzes Leben gearbeitet hatte – ihn betrogen hatte.
    »Geht’s dir gut?«, fragte sie.
    »Passt schon.«
    Aber sie wusste, dass es gar nicht passte.
    Er stand auf und trug seinen Teller zur Spüle. »Lass uns eine kleine Spritztour machen.«
    »Eine Spritztour?«
    »Ich muss mit dir reden.«
    Okay. Als sie sich umzog und ihr Haar zu einem Pferdeschwanz band,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher