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Wo ist Thursday Next?

Wo ist Thursday Next?

Titel: Wo ist Thursday Next?
Autoren: J Fforde
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Autogramme von ihnen kriegen könnte, was mir ziemlich peinlich war.
    »Und wieso hat die TextZentrale eine Ausgangssperre verhängt?«, fragte ich, nachdem sich endlich alle gesetzt hatten und ich Mrs Malaprop gebeten hatte, den Tee zu servieren.
    »Ich glaube, die BuchWelt soll rekonstruiert werden«, sagte Rasumikin mit dramatischer Geste.
    »Jetzt schon?«
    Das Große Remake war schon seit Jahren ein heiß umstrittenes Thema. Seit Imagination™ in den frühen Fünfzigerjahren liberalisiert worden war, hatte der Ausbruch sogenannter alternativer Schöpferkraft dem GattungsRat große Schwierigkeiten gemacht. Jetzt suchte man nach einer transparenteren Ordnung, um die einzelnen Werke in der BuchWelt genauer verorten zu können. Der GattungsRat ließ sich inspirieren von der RealWelt und kam zu dem Ergebnis, eine
geografische
Ordnung sei optimal. Wie die physische Welt tatsächlich aussah, wusste allerdings keiner so genau. Kaum jemand hatte die RealWelt je aufgesucht, und diejenigen, die schon mal da gewesen waren, hatten meist nur zwei Dinge beobachtet: erstens, dass die RealWelt einerseits irrsinnig komisch und andererseits maßlos traurig war, und zweitens, dass es weit mehr Hauskatzen als Affenbrotbäume gab, obwohl es nach Ansicht von Experten eigentlich eher umgekehrt sein sollte.
    Whitby stand auf und schaute zum Fenster hinaus. Natürlich war da nicht viel zu sehen, denn der Bereich zwischen zwei Büchern ist nicht sehr klar definiert und hat meist keine Bedeutung. Auch vor meiner Haustür befand sich eigentlich nicht viel. Wenn man sich zu weit aus seinem Buch entfernt, verliert man sich ziemlich schnell im Inter-Buch-Nichts. Ich gebe zu, das ist ein bisschenverwirrend, aber das gilt immerhin auch für
Tristram Shandy,
den
Magus
und die meisten russischen Romane. Und an denen haben die Leute schon seit Jahrzehnten Spaß.
    »Und was passiert jetzt?«, fragte Whitby.
    »Ich habe eine gute Freundin in der TextZentrale«, sagte Aljona Iwanowna, die sich klugerweise so weit weg wie möglich von Raskolnikow und der blutigen Axt gesetzt hatte. »Sie hat mir erzählt, dass sie sämtliche BildÜbertragungsMaschinen abstellen müssen, um einen reibungslosen Übergang von der GroßenBibliotheks-BuchWelt zur Geografischen BuchWelt zu ermöglichen, ehe sie die Leitungen wieder hochfahren.«
    Das war eine erstaunliche Vorstellung. Die BildÜbertragungs-Maschinen waren die Sender, mit denen all die subtilen Herrlichkeiten der BuchWelt in die Köpfe der Leser geschickt wurden. Wenn sie abgeschaltet wurden, konnte das nur eins bedeuten: Für einen gewissen Zeitraum musste das Lesen   –
jegliches
Lesen   – vollkommen aufhören. Whitby und ich warfen uns ängstliche Blicke zu.
    »Wollen Sie damit sagen, dass der GattungsRat die gesamte BuchWelt anhalten will?«
    Aljona Iwanowna nickte. »Die Alternative wäre gewesen, dass man es Stück für Stück macht, aber das wollte man nicht, denn dann hätte die halbe BuchWelt nach dem neuen und die andere Hälfte nach dem alten System gearbeitet. So ist es viel praktischer: Neun Minuten lang kann gar nicht gelesen werden, aber danach ist die ganze BuchWelt mit einem Schlag umgestellt.«
    »Aber das ist doch Wahnsinn!«, schrie Whitby. »Die Leute werden es merken.
Irgendwo
liest doch immer jemand.«
    Seit ich vor Jahren vergeblich versucht hatte, der Sicherheitsorganisation der BuchWelt beizutreten, wusste ich, dass er recht hatte. Hoch oben an der Wand im Konferenzsaal des Gattungs-Rats hing eine elektronische Schautafel, auf der die AußenLand-Leserate angezeigt wurde   – die Gesamtzahl aller zu einem bestimmten Zeitpunkt aktiven Leserinnen und Leser. Sie sprang mal nach oben und mal nach unten, fiel aber kaum je unter zwanzigMillionen. Während die Spitzen ziemlich vorhersehbar waren, zum Beispiel wenn ein neuer Bestseller veröffentlicht wurde oder ein prominenter Autor starb   – immer eine gute Zeit für seine Werke, wenn auch nicht immer für seine Verwandten   –, waren die Durchhänger viel schwerer vorherzusagen. Der optimale Zeitpunkt für das Große Remake, wäre eine Leserate von »unter fünfzigtausend« gewesen, aber das wäre ein ganz außergewöhnliches Tief gewesen.
    Um uns etwas mehr Klarheit zu verschaffen, suchte ich nach der Morgenausgabe des
Word
und schlug die Vorhersage auf, die natürlich nichts mit dem Wetter, sondern mit den Isobaren des Leserdrucks und deren voraussichtlicher Entwicklung zu tun hatte. Urbane Vampire dominierten mal wieder,
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