Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wo ist Thursday Next?

Wo ist Thursday Next?

Titel: Wo ist Thursday Next?
Autoren: J Fforde
Vom Netzwerk:
erledigen musste, aber das konnten wir uns aus finanziellenGründen nicht leisten. Ich musste alles allein machen und hatte zu meiner Unterstützung nur eine leicht beschädigte Mrs Malaprop. Uns lesbar zu halten war meine geringste Sorge.
     
    Mit langsamen Schritten ging ich durch das Swindon nach Hause, das wir in unserem Buch hatten. Diese Buch-Version ist gegenüber dem realen Swindon, das vierzig Mal größer sein soll, stark komprimiert. Dank der geringen Anzahl von Örtlichkeiten, die in der Serie erwähnt werden, war der Weg vom Café beim SpecOps-Hauptquartier an der GS G-Kirche vorbei zum Haus meiner Mutter nur zwei Minuten lang. Im sogenannten Real-Swindon, hieß es, hätte ich dafür fast eine Stunde gebraucht. Aber bei uns gab es ein paar sehr praktische Abkürzungen. Wenn man durch die Hintertür in der Apsis der Kirche der Heiligen Jungfrau der Hummer hinausging, war man gleich in Thornfield Hall. Und wenn ich die erste Tür rechts hinter Janes Schlafzimmer nahm, war ich in Wales im Hotel Penderyn. Wenn man alles zusammenzählt, kommt die Serie auf ungefähr zwanzigtausend Quadratmeter auf sechs Ebenen. Sie wäre allerdings größer, wenn wir nicht die Ostfassade von Thornfield Hall zugleich als Vorderseite des Brontë-Hauses in Haworth benutzt hätten, und das Museum in Gad’s Hill nicht als Lobby des SpecOps-Hauptquartiers. Solche Einsparungen sind ganz üblich im Modernen Antiquariat, aber immerhin konnten wir das Personal fast in voller Besetzung an Bord halten. Natürlich war es möglich, einzelne Figuren verschiedene Rollen spielen zu lassen, aber wenn sie in derselben Szene auftreten mussten, wurde es schwierig. Manche Figuren wurden ohne weiteres damit fertig, andere nicht. Einen spektakulären, wenn auch ziemlich einsamen Höhepunkt erreichte die Kunst der Mehrfachbesetzung, als Wronski in einer gekürzten Fassung von
Anna Karenina
einmal sämtliche Rollen gleichzeitig spielen musste, weil der Rest des Ensembles wegen der mangelnden Versorgung mit Blinis in einen Warnstreik getreten war. Als er gefragt wurde, wie es gewesen sei, sagte er: »Also irgendwie total geil, Alter!«
     
    »Guten Morgen, Pickwick! Guten Morgen, Mrs Malaprop!«, sagte ich, als ich in die Küche kam, die nicht nur als Kommandozentrale für meine Serie dient, sondern auch als eine gemütliche Ecke, wo man Tee und Toast machen kann.
    »Kutten borgen, Mistförster!«, sagte die leicht beschädigte Mrs Malaprop unter höflichem Wippen.
    »Können wir mal unter vier Augen reden?«, fragte Pickwick auf wenig diskrete Weise.
    »Ist es sehr wichtig?«
    »Es ist absolut essenziell«, sagte Pickwick und rollte intensiv mit den Augen.
    Wir gingen hinaus in den Flur.
    »Also, was ist los?«, fragte ich etwas ungeduldig, denn Pickwick hatte
ständig
irgendwelche Beschwerden. Mal war es die Kälte, mal war es die Hitze, mal waren es die Farbe der Wände oder tausend andere Dinge, die ihr nicht passten. Whitby und ich nannten sie »Goldlöckchen, bloß ohne die guten Manieren«, aber natürlich nie, wenn sie in Hörweite war.
    »Es geht um Mrs Malaprop«, sagte Pickwick empört, »sie redet immer unverständlicher. Das wäre ja nicht so schlimm, wenn es irgendwie witzig wäre, aber das ist es natürlich kein bisschen. Ehrlich gesagt hab ich Angst, dass es ansteckend sein könnte.«
    Bei allen textbasierten Lebensformen sind Sprachstörungen eine Ursache großer Beunruhigung. Schlecht sitzende Grammatik ist schlimmer als ein drückender Schuh. Eine Zeitlang denkt man, man könnte sich daran gewöhnen, aber eines Tages fallen einem die Zehen ab und man schafft es nicht mal mehr dahin, wo angeblich auch Monarchen zu Fuß hingehen. Schlechte Syntax ist noch schlimmer. Wenn man die Wortstellung vermurkst, versteht keiner Yoda außer die Sätze man hat.
    »Also bitte«, sagte ich und benutzte ein Oxymoron, um die Schelte besonders wirksam zu machen, »es ist völlig unbewiesen, dass der Malapropismus ansteckend ist, und was hatten wir uns noch mal vorgenommen hinsichtlich derer, die weniger privilegiert als wir selbst sind?«
    »Trotzdem«, beharrte Pickwick. »Ich finde, Sie müssen ihr sagen, dass es so nicht weitergehen kann.« Sie flatterte nervös mit den kurzen Flügeln. »Außerdem quietschen ihre Schuhe. Und wenn wir schon dabei sind: Bowden hat mich wieder als ›diesen Vogel‹ bezeichnet, und der Affenbrotbaum im Garten nimmt meinem Zimmer das Licht weg. Am Mittwoch nehme ich frei, um mir den Schnabel ölen zu lassen, also
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher