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Wo ist Thursday Next?

Wo ist Thursday Next?

Titel: Wo ist Thursday Next?
Autoren: J Fforde
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müssen Sie eine Vertretung besorgen   – und nicht wieder so einen Pinguin wie letztes Mal. Der hat meine dynamische Persönlichkeit und lyrischen Feinfühligkeiten überhaupt nicht erfasst. Bei ihm war das alles so   …
fischzentrisch
. Sie wissen schon, was ich meine.«
    »Ich werde mein Bestes tun«, sagte ich und nahm mir fest vor, den Pinguin auf jeden Fall wieder zu buchen.
    »Brauchen Sie die Zeitung noch?«, fragte Pickwick.
    Wir kehrten in die Küche zurück, und um sie versöhnlich zu stimmen, holte ich ihr das
Word
, obwohl ich es selbst noch nicht ganz gelesen hatte.
    »Hmm«, sagte sie und starrte nachdenklich in den Wirtschaftsteil. »Metaphern sind schon wieder gestiegen, um siebzehn Pfund pro Barrel. Ich sollte meine Metonymien verkaufen und das Geld in Synekdoche Futures investieren.«
    »Wie läuft’s denn mit den Scharfen Romanen?«, fragte ich. Die politischen Spannungen im Norden beherrschten seit Tagen die Nachrichten. Der Konflikt zwischen den Scharfen Romanen, der Erotik, den Frauenromanen und dem Dogma hatte sich stark zugespitzt und man rechnete jeden Tag mit dem Ausbruch von offenen Feindseligkeiten. Solche Gattungskriege waren entsetzlich.
    »Die Friedensgespräche sollen am Freitag fortgesetzt werden«, erwiderte Pickwick. »Als ob die irgendwas nutzen. Manchmal denke ich, man müsste bloß diesen bekloppten Speedy Muffler plattmachen. Ach, übrigens«, fügte sie hinzu, »haben Sie schon von
Raphael’s Walrus
gehört?«
    »Nein?«
    »Denen haben sie heute Morgen einen Räumungsbefehl zugestellt.«
    Das kam nicht unerwartet.
Raphael’s Walrus
war ein Buch, das sechs Häuser weiter wohnte und schon seit geraumer Zeit nicht mehr gelesen wurde. Ich kannte die Leute zwar nicht sehr gut, aber das spekulative Ende der Fantasy ist eine äußerst begehrte Wohnlage und die Grundstückspreise sind astronomisch. Wenn die Walross-Leute weg waren, würden wir sofort neue Nachbarn kriegen.
    »Ich hoffe bloß, es kommen keine Schwert- und Zaubergeschichten«, sagte Pickwick, und ein Schauder erschütterte ihren Bürzel. »Geister und Kobolde ziehen die Immobilienpreise echt runter.«
    »Wer weiß, vielleicht sagen die Kobolde über Dodos dasselbe.«
    »Unmöglich!«, fauchte sie wütend. »Dodos sind knuffig und niedlich und liebenswert und, und   … sie stehlen nichts und verbreiten auch keine Krankheiten.«
    Die Leute haben mich schon oft gefragt, warum mein geschriebener Dodo so nervt, wo die echte Pickwick doch so ein Schatz ist. Der Grund ist ganz einfach: Es gibt keine Auswahl. Es gibt nur drei Dodos in der Literatur. Der eine ist ein gefährlicher Irrer (psychotisch), der zweite (im Naturgeschichtlichen Museum) ist viel zu groß, und deshalb blieb nur noch einer: der bebrillte Dodo aus
Alice im Wunderland,
und der ist genau so ein Klugscheißer bzw. so eine nervige Zicke wie meine. Mein Dodo hieß auch gar nicht Pickwick, sondern Lorina Peabody III, aber wir nannten sie Pickwick, und das schien sie auch nicht weiter zu stören. Sie legte die Zeitung weg, erklärte der Küche im Allgemeinen, dass sie jetzt ihre Siesta machen würde, und watschelte davon.
    »Mrs Malaprop«, sagte ich, als Pickwick gegangen war, »gehen Sie eigentlich noch regelmäßig zur Therapie?«
    Mrs Malaprop zog eine Augenbraue hoch. Sie wusste nur allzu gut, wer sich über sie beschwert hatte.
    »Austern wahr noch fiel zu Gutt führ die Ganz«, sagte sie grantig. »Abba Ichtu alles wassi Wolle.«
    Das Arbeitsleben einer Mrs Malaprop in Sheridans Stück betrug durchschnittlich etwa fünfzig Lesungen oder Aufführungen.Die ununterbrochenen Wortverdrehungen führten unweigerlich dazu, dass sie früher oder später eine »Postsyntaktische Belastungsstörung« erlitten. Sobald ihre Sprechweise vollends unsinnig wurde, ersetzte man sie einfach. Die meisten dieser »in Rente« geschickten Mrs Malaprops wurden rücksichtslos in der BuchWelt ausgesetzt, wo sie allmählich verwilderten, aber neuerdings hatten verschiedene Fürsorgeeinrichtungen ihr elendes Schicksal entdeckt. Man unterzog sie einer intensiven Homofonie-Behandlung, die es ihnen ermöglichte, so zu sprechen, dass ihre Aussagen zumindest ungefähr richtig
klangen
, auch wenn sie nicht richtig
lasen
, dann wurden sie zu Leuten wie mir geschickt, die sie im Haushalt beschäftigen sollten. Unsere Mrs Malaprop war ein frühes Modell   – Nummer 862, um genau zu sein. Im Allgemeinen war sie ganz hilfreich, wenn auch nicht leicht zu verstehen. Es war die Rede
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