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Wo ist Thursday Next?

Wo ist Thursday Next?

Titel: Wo ist Thursday Next?
Autoren: J Fforde
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im Raum, und das Licht kam von draußen! Es war
richtiges
Licht, das durch die Fenster hereinfiel und Schatten warf, und nicht mehr dieses Kunstlicht, bei dem man nur so tun konnte, als ob es echt wäre. Ich griff nach der Klinke, machte die Haustür auf und trat ins Freie.
    Das Zwischen-Buch-Nichts, das früher die Bücher getrennt hatte, war durch Felder und Wälder, Straßen, Berge und Flüsse ersetzt worden. Die Landschaft vor meinen Augen öffnete sich zu einer Reihe von reizvollen Ausblicken mit einem vollkommen neuen Effekt: der
Entfernung
. Wir waren in der südwestlichen Ecke einer Insel, die ungefähr hundert Meilen lang, fünfzig Meilen breit und auf allen Seiten von der TextSee umgeben war. Auch diese war nicht mehr die alte, sie war jetzt durch eine azurblaue Färbung und eine leichte Brise aufgewertet worden, die das Wörtermeer in eine sachte wellenförmige Bewegung versetzte. Das Ganze war ein malerisches Panorama der Qualitätsstufe IV.
    Aber die Erneuerung der BuchWelt hatte nicht nur ästhetische, sondern auch praktische Vorteile. Im Gegensatz zur Real-Welt, die unpraktischerweise auf der
Außenseite
einer Kugel liegt, befand sich die neue BuchWelt im
Inneren
einer Kugel, so dass die Horizonte ganz anders wirkten als in der RealWelt. Je weiter weg die Gegenstände waren, desto höher standen sie im Gesichtsfeld, so dass man jeden Ort in der BuchWelt von überall sehen konnte. Ich konnte deutlich erkennen, dass wir nicht allein waren: Überall auf der Innenseite der Kugel schwammen Hunderte mehr oder weniger große Inseln im Meer, die ganz ähnlich wie unsere waren. Jede von ihnen beherbergte eine Literaturgattung.
    In einem Winkel von zehn Grad über uns konnte man unseren nächsten Nachbarn erkennen: das Eiland der Literaturkritik, eine ungewöhnlich schöne Insel, die allerdings heftig geplagt und verworren,unter einem dichten Schleier von nahezu undurchdringlichem Gesabbel lag. Dahinter lagen Psychologie, Philatelie und Software-Handbücher. Das größte und strahlendste Archipel, das ich im Wörtermeer entdecken konnte, war eine Gruppe von verschiedenen Gattungen, die zusammen die Non-Fiktion bildeten. Sie lagen uns im Inneren der Kugel direkt gegenüber, das heißt, sie schwebten über unseren Köpfen. Auf der Windseite wurden die schroffen Klippen des Irrationalismus Stück für Stück abgetragen, während auf der windabgekehrten Seite die Strände und Marschen des Wissens ins Meer hinauswuchsen.
    Während ich mit offenem Mund nach oben starrte, bewegte sich ein ständiger Strom von Büchern in verschiedenen Höhen kreuz und quer durch den Himmel. Dabei handelte es sich nicht um die kleinen gebundenen Papierpakete, die man im AußenLand findet. Was da durch die Luft segelte, waren die kompletten Schauplätze der Bücher, die durch eine Reihe von Tragbalken, Kabeln und Streben zusammengehalten wurden und mit Laufstegen, Treppen und Brücken verbunden waren. Sie sahen deshalb auch gar nicht wie Bücher aus, sondern wie stachlige Klumpen. Während die Kurzgeschichten, deren Handlung in einem einzigen Raum spielte, nur etwa halb so groß wie ein Doppeldecker-Bus waren und dementsprechend rasch durch den Himmel flitzten, bewegten manche komplexen Romane sich so behäbig, dass wir den Insassen zuwinken konnten, die uns ihrerseits grüßten. Als wir gerade unsere neue Welt bewunderten, zog die Urschrift von
Doktor Schiwago
mit ihren unendlichen russischen Weiten über uns hinweg, verdunkelte für einen Augenblick das helle Licht und bestäubte uns mit etwas Schnee.
    »Na, was sagen Sie?«, fragte Whitby.
    »Oh, schöne neue Welt«, flüsterte ich und umarmte ihn unauffällig, »die solche Bücher mit sich führt!«

2.
Eine Frau namens Thursday Next
    Ein wesentlicher Vorteil des Hohlkugel-Modells bestand darin, dass die Schwerkraft in der neuen BuchWelt nach oben hin abnahm, was bedeutete, dass man Gegenstände umso leichter bewegen konnte, je höher man kam. Man musste allerdings vorsichtig sein, denn wenn man in die Nähe des Mittelpunkts der Kugel geriet, wurde man von allen Seiten so angezogen, dass es kein Entrinnen mehr gab   …
     
    Bradshaws Führer zur BuchWelt
     
    Mein Vater hat ein Gesicht, das eine Uhr stoppen kann. Nicht, dass er hässlich gewesen wäre; nein, mit diesem Ausdruck bezeichnet die ChronoGarde Personen, die in der Lage sind, den Strom der Zeit in ein träges Rinnsal zu verwandeln   – und genau das passierte eines Tages, als ich gerade in einem kleinen Café in der
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