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Wo ist Thursday Next?

Wo ist Thursday Next?

Titel: Wo ist Thursday Next?
Autoren: J Fforde
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davon, dass man Shakespeares Dogberry-Stammzellen benutzen könnte, um sie zu heilen, aber wir blieben septisch.
    Ich starrte auf die Diagnosetafel, die sich an der Stirnwand der Küche befand. Das Read- O-Meter zeigte beharrlich auf 0, obwohl sich immerhin zweiunddreißig Exemplare meiner Bücher in Umlauf befanden. Achtzehn davon waren gerade in einer Lesepause, der Rest lag wahrscheinlich irgendwo unter einem Haufen anderer nicht zu Ende gelesener Bücher. Ich warf einen Blick auf die RealWelt-Uhr. Es war gerade erst 8   Uhr 42.   Vor Jahren war ich noch im Zug und in der U-Bahn gelesen worden, aber das war schon lange nicht mehr vorgekommen. Ungelesenheit war ein zweischneidiges Schwert. Man hatte mehr Freizeit, aber kein klares Ziel mehr. Ich wandte mich wieder Mrs Malaprop zu.
    »Wie ist denn der Status?«
    Sie starrte auf ihr Klemmbrett. »Propp lähme. Sechsundzwanzig Figuren sind auf Uhr Laub oder bei Fortbildungsküssen; die können aber alle durch andere Katarakte ersetzt werden. Von den Schauplätzchen ist nur Hayworth House geschlossen wegen einer Grammasiten-Plage.«
    »Ist Jurisfiktion informiert worden?«
    »Wir haben eine niedrige Pietät, deshalb kommen sie erst in acht Stunden.«
    »Wie weit weg ist denn unser nächster Leser?«
    »Siebenundneunzig Minuten Leser Zeit.«
    Das war kein Problem. Unser nächster Leser würde das Buch wahrscheinlich erst heute Abend wieder zur Hand nehmen, und bis dahin wären die Grammasiten erledigt.
    »Wenn er aus irgendeinem Grund vorzeitig anfängt zu lesen, müssen wir auf das Wohnzimmer in Thornfield Hall ausweichen. Ach ja, noch etwas: Mein Vater hat irgendeinen Floh im Ohr, also behalten Sie ihn bitte im Auge, falls er anfängt, seinen Text zu verändern. Ich habe erst letzte Woche eine Verwarnung von der TextZentrale gekriegt wegen illegaler Dialogänderungen.«
    Mrs Malaprop nickte und machte sich eine Notiz. »Komm Hand Ehering hat Tang er Ufer«, sagte sie.
    »Wie bitte?«
    »Komma daher Inga Tanger uffn!«
    »Ich   … verstehe immer noch nicht.«
    Mrs Malaprop überlegte angestrengt, wie sie die Wörter zusammenstellen musste, damit ich sie endlich verstand. Es war schrecklich qualvoll für sie, und wenn Sheridan gewusst hätte, welches Unglück er mit seinen
Acyrologien
verursachen würde, hätte er sich vielleicht gehütet, so was zu machen.
    »Komm ander Hering hattan gerufen!«,
schrie Mrs Malaprop völlig entnervt. Sie zitterte vor Anstrengung und hatte zu schwitzen begonnen.
    Plötzlich verstand ich. »Commander Herring hat angerufen?«, sagte ich. »Was wollte er denn?«
    »Ein Romanzusammenstoß«, sagte sie aufgeregt. Offenbar hatte ein Buch einen Unfall gehabt.
    »Und warum ruft er mich an, wo ich’s letztes Mal so vermurkst habe?«
    »Hat mich auch vernascht. Hier.« Sie hielt mir einen Zettel hin.
    Commander James »Red« Herring war der Oberbefehlshabersämtlicher Sicherheitsorgane der BuchWelt. Ihm unterstanden nicht nur die Jurisfiktion, sondern auch die Metaphernschutztruppe der TextZentrale und achtzehn weitere Organisationen. Eine davon war die BuchVerkehrsPolizei, zu der auch der JurisfiktionVerkehrsUnfallDienst (JVUD) gehörte, für den ich gelegentlich arbeitete. Der Buch-Flugverkehr, so praktisch er sein mochte, hatte nämlich auch seine Probleme. Allein in der Belletristik hatten wir bis zu zweitausend Flugbewegungen täglich, und beim ständigen Transport von Romanen über den fiktionalen Himmel kam es immer wieder zu Unfällen. Mindestens einen Tag in der Woche musste ich damit verbringen, heruntergefallene Requisiten oder ganze Schauplätze von Romanen zu identifizieren, damit sie wieder an Ort und Stelle gebracht werden konnten. Und natürlich sollte ich auch herausfinden, warum sie abgestürzt waren. Trotz aller Sicherheitsvorkehrungen, verbesserter Klebstoffe und sorgfältigster Behandlung verloren die Bücher immer wieder einige ihrer Bestandteile. Der berühmteste Fall war der Absturz eines fetten Schweins aus
Farm der Tiere.
Es fiel über dreitausend Meter herunter und landete in einer Kurzgeschichtensammlung von Graham Greene. Eine Katastrophe wurde nur dadurch verhindert, dass eine beherzte Jurisfiktion-Agentin schnell genug reagierte und das Schwein fachgerecht in die Handlung einbaute. Es war ein Höhepunkt der Jurisfiktion.
    »Hat Mr Herring gesagt, um welches Buch es sich handelt und was genau er von mir erwartet?«
    »Schlimmer Schlamassel, war alles Wasser gesagt hat. Sisol Lenin Andy sera Dresse
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