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Wo immer Du bist, Darling

Wo immer Du bist, Darling

Titel: Wo immer Du bist, Darling
Autoren: Alexandra Stefanie Hoell
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erniedrigend, wie wenig er offenbar mit einem neuen Fluchtversuch rechnete. Deutlicher hätte er nicht demonstrieren können, wie ausweglos ihre Lage war.
    Anja saß taub da, viel zu erschöpft, um ihre Muskeln zum Aufstehen zu zwingen. Trotzdem wollte sie nicht einfach aufgeben. Nicht mental. Sie würde sich etwas Rettendes überlegen … morgen.
    Kräftige Finger schlossen sich um ihren Oberarm und ließen sie aufsehen. Ramon war neben sie getreten. Mit einer ruckartigen Bewegung holte er sie wieder auf die Füße und schob sie vor sich her in die Hütte.
    Die Unterkunft enthielt eine wesentlich bessere Ausstattung, als sie vermutet hatte. Ein Satellitentelefon stand auf einem der grob behauenen Tische, ein Laptop samt Scanner daneben. In der Ecke stapelte sich eine beängstigende Menge aller erdenklichen Waffen. Keine Frage, La Mano de Cuba hatte die Mittel, Forderungen durchzusetzen.
    Ramon drückte sie auf einen der Stühle und verschwand durch die nächstgelegene Tür. Kurz darauf hörte sie, wie draußen ein Stromaggregat ansprang und knatternd seine Arbeit aufnahm. Die Deckenbeleuchtung flackerte und ging an, tauchte den Raum aber nur in trübes Licht.
    Santos schaltete den Laptop ein. Während das Gerät leise klickend bootete, wandte er sich seinen Satteltaschen zu und holte eine Tageszeitung sowie eine Digitalkamera heraus.
    Ramon kehrte zurück und lehnte sich mit verschränkten Armen gegen den Türrahmen. Unsicher blickte sie von einem zum anderen.
    Santos trat vor sie und griff nach ihrem Kinn, wischte ihr grob einige Locken aus dem Gesicht, dann streckte er ihr die Zeitung entgegen. »Los, festhalten!«
    Sie klemmte die Ausgabe vom Tag der Entführung zwischen ihre gefesselten Hände. Santos trat einige Schritte zurück und machte zwei Blitzlichtaufnahmen. Anja blinzelte in das grelle Licht. Mit ihrem verdreckten Gesicht und den wirren Haaren gab sie bestimmt ein aussagekräftiges Motiv ab. Neugierig verfolgte sie, wie Santos die Kamera an den Laptop anschloss.
    »Wie ist dein Name?«, fragte er barsch, beide Handflächen auf die Armlehnen des Stuhls gestützt.
    Anja schwieg.
    Santos fluchte und riss sie ohne Vorwarnung samt Stuhl zu sich. Ramon kam hinter ihm sofort in Bewegung, blieb dann aber stehen. Er sprach kein Wort, verfolgte nur wachsam die Szene, den Körper abwartend gespannt wie ein Tiger vor dem Sprung.
    Santos beugte sich noch dichter über Anja. »Du hast gerade dein Abendessen verspielt, c hica . Ich frag dich jetzt noch mal. Wie ist dein Name?«
    Anja zögerte und sah kurz an Santos vorbei auf Ramon. Sie wusste nicht, warum, sie tat es einfach. Sein Gesicht war unbewegt wie immer, nur seine hellen Augen sprachen eine deutliche Warnung.
    Sie schluckte. »Anja Zimmermann«, sagte sie leise.
    Santos schürzte die wulstigen Lippen und kehrte zum Computer zurück. Anja brauchte nicht zu sehen, was er schrieb. Sie begriff auch so, was vor sich ging. Ihr Bild diente als Druckmittel für die Forderungen, die ihre Entführer stellen wollten. Die Frage war nur, ob die entfernte Möglichkeit bestand, dass diese Forderungen auch erfüllt wurden.
    »Rodrigues.« Santos machte eine bezeichnende Kopfbewegung in ihre Richtung.
    Der Angesprochene trat vor, griff nach ihr, schleifte sie quer durch den Raum und öffnete die Tür zu einem Nebenzimmer.
    Der kleine Verschlag war lediglich mit einer unbequem aussehenden Holzpritsche ausgestattet, nach einem Fenster oder vergleichbaren Öffnungen suchte Anja vergebens. Kalte Angst krallte sich in ihren Magen, ließ sie augenblicklich reagieren. Sie wehrte sich wie eine Verrückte, während der Mann sie hineinstieß. Selbst, nachdem er die Tür längst geschlossen hatte, tobte sie weiter, schlug mit einer Ausdauer gegen das stabile Holz, die nur aus entsetzlicher Platzangst geboren wurde. Wellen der Panik schwappten über ihr zusammen und steigerten ihren Herzschlag zu einem dröhnenden Stakkato.
    Sie spürte weder, wie ihre Handflächen an dem rauen Holz aufschürften noch den Schmerz, mit dem der Strick in ihre Gelenke schnitt. Es zählte nur, dass sie aus diesem Raum kam. Egal wie. So schnell wie möglich. Sofort!
    Anja trat unbeirrt gegen die Tür, setzte jedes verfügbare Mittel ein, um eine Reaktion der Männer hervorzurufen. Die kam dann auch. Kurz und schmerzvoll.
    Rodrigues riss die Tür auf, packte sie an den Schultern und schleuderte sie in Richtung der Pritsche. Sie stolperte und ging zu Boden. Grob drückte er ihr eine Lage Klebeband über den
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