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Wo geht’s denn hier ins Paradies?

Wo geht’s denn hier ins Paradies?

Titel: Wo geht’s denn hier ins Paradies?
Autoren: Nora Darius
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Familie!
    War es nicht menschlich, dass man nicht immer den geraden Weg ging?
    Gerade, als sie die Station betraten, kamen eine Schwester und eine grauhaarige Ärztin aus Ellens Zimmer.
    „Sie können die Patientin jetzt nicht mehr besuchen“, sagte die Ärztin entschieden. „Ich habe gerade ein letztes Gespräch mit ihr geführt und ihr eine Beruhigungsspritze gegeben. Es ist wichtig, dass Frau Kaufmann jetzt Ruhe bekommt. Morgen liegt eine schwere Operation vor ihr.“
    „Gerade deshalb muss ich noch zu ihr.“ Karsten sah die Ärztin fast flehend an. „Es ist immens wichtig.“
    „Und ich glaube, dass Ellen dann viel ruhiger sein wird“, kam Mimi Karsten zu Hilfe.
    „Also gut. Fünf Minuten. Keine Sekunde länger.“ Die Ärztin schien zu merken, wie wichtig es für den Mann war, noch einmal mit Ellen Kaufmann sprechen zu können. Die rote Rose in seiner Hand sprach Bände – und hieß es nicht immer, dass Liebe die beste Medizin sei?
    Dr. Renate Eschbach lächelte verhalten, als sie in ihr Büro ging. Sie wünschte ihrer Patientin nur das Beste. Und dieser gut aussehende Mann, in dessen Augen nichts als Angst und Sorge um Ellen zu lesen gewesen waren, war mit Sicherheit das Beste, was einer Frau passieren konnte!
    Kurz dachte die Ärztin an ihre eigene Ehe. Ihr Mann, Professor für Tiermedizin, war ein stark beschäftigter Mann, der in seiner Arbeit aufging. Und auch sie selbst engagierte sich mehr als vorgeschrieben für ihre Patienten. Und dennoch … die wenige Zeit, die sie miteinander verbringen konnten, war immer wieder aufs Neue bereichernd und schön. Nur die Sache mit den Rosen … die hatte ihr Mann leider vergessen! Aber warum nicht mal den Spieß umdrehen?
    Renate Eschbach beschloss, gleich morgen ein paar rote Rosen zu kaufen. Mal sehen, wie ihr Klaus reagierte!
    Unterdessen hatte Karsten behutsam die Tür zu Ellens Krankenzimmer geöffnet. Mimi hatte ihm bedeutet, dass sie draußen auf ihn warten würde.
    Langsam, zögernd näherte er sich dem Bett, in dem Ellen lag. Blass war sie, hielt die Augen geschlossen und atmete flach. In ihrem linken Handrücken steckte eine Kanüle, die fest fixiert war. Die rechte Hand lag auf der hellgelben Decke.
    Vorsichtig, so, als nehme er etwas Zerbrechliches auf, griff Karsten nach der Hand und zog sie an seine Lippen.
    Diese Geste ließ Ellen hochschrecken. Aus weit geöffneten Augen sah sie ihn an. „Du? Was willst du hier?“
    „Mit dir reden. Bitte …“ Er sah sie eindringlich an. „Du musst mich anhören, Ellen. Es gibt so vieles, das wir bereden müssen!“
    „Es ist alles gesagt. Verschwinde!“ Sie versuchte die Hand aus seinen Fingern zu befreien und wollte sie nach der Klingel ausstrecken. „Wenn du nicht freiwillig gehst, rufe ich nach der Schwester!“
    „Bitte, Ellen, sei doch nicht so hart! Ich liebe dich. Dich allein! Und ich bin hier, weil ich dir das unbedingt sagen wollte – vor deiner Operation. Was immer auch passiert: Ich werde zu dir stehen.“ Er griff nach der roten Rose, legte sie vor sie auf die Bettdecke, so dass sie den zarten Duft einatmen konnte. „Wenn ich könnte, würde ich dieses ganze Zimmer mit Rosen vollstellen. Und dir zeigen, wie sehr ich dich liebe.“ Er beugte sich vor, und als er zart seine Lippen auf ihre legte, hielt sie still. Das gab ihm den Mut zu sagen: „Du hast doch nicht vergessen, wie wundervoll es war, zusammen zu sein! Ich möchte, dass du nur noch daran denkst! Alles andere … ich war ein Esel. Ein ausgemachter Blödmann. Verzeih mir, ich flehe dich an!“
    Sie biss sich auf die Lippen, sagte aber nichts.
    „Bitte! Ellen!“ Er presste ihre Finger so fest zwischen den seinen, dass es weh tat. Aber es war gut, diesen Schmerz zu fühlen. Er sagte, dass sie noch lebte. Dass sie nicht träumte. Dass Karsten wirklich bei ihr war – und dass er ihr seine Liebe gestand. „Die Ärztin hat mir nur fünf Minuten erlaubt! Ellen, die Zeit ist gleich um! Sag mir, dass du mir verzeihst. Dass du mir noch eine Chance gibst. Mir und unserer Liebe!“
    Eine Chance wollte er. Und sie? Hatte sie überhaupt noch eine Chance? Die Schmerzen in ihrem Kopf waren dank der vielen Medikamente, die man ihr gab, in einen dumpfen Druck verwandelt worden. Sie konnte sogar wieder ganz gut sehen. Zumindest sah sie die Zärtlichkeit in Karstens Augen. Sie sah die Rose. Und vor allem – sie spürte seine Nähe! Diese Nähe, nach der sie sich so sehr gesehnt hatte in den letzten Tagen!
    „Ich habe Angst“, flüsterte
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