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Wo geht’s denn hier ins Paradies?

Wo geht’s denn hier ins Paradies?

Titel: Wo geht’s denn hier ins Paradies?
Autoren: Nora Darius
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Tumor herausschälen konnte.
    Alarmtöne hörte er in seiner Phantasie. Knappe, rasch ausgesprochene Befehle … Er schloss die Augen, versuchte sich zu beruhigen. Es gelang nicht. Wie auch? Alles in ihm war in Aufruhr.
Eine Schwester kam aus der Tür, und sofort stürzte er auf sie zu. „Was ist los?“, stieß er aufgeregt hervor.
    „Alles läuft wie geplant. Machen Sie sich keine Sorgen.“
    „Aber ich …“
    „Bitte, mehr kann ich nicht sagen. Sie müssen Geduld haben.“ Und schon war sie verschwunden.
    Karsten litt Höllenqualen, und als nach einer weiteren Stunde endlich Professor Freiberg auf ihn zukam, hatte er kaum noch die Kraft, auf den Arzt zuzugehen.
    „Alles ist gut verlaufen“, sagte der Professor und reichte ihm die Hand. „Sie können sich entspannen, Herr Gerhard.“
    „Ellen … sie ist …“
    „Sie wird wieder ganz gesund werden. Der Eingriff ist wie nach Lehrbuch verlaufen. Wir hatten keine Probleme. Jetzt liegt die Patientin noch auf Intensiv. Das ist eine reine Vorsichtsmaßnahme nach dieser ja doch nicht ganz simplen Operation.“
    „Kann ich zu ihr?“
    Bedauernd schüttelte der Arzt den Kopf. „Das kann ich nicht gestatten. Die Patientin braucht absolute Ruhe.“ Er legte Karsten die Hand auf den Arm. „Gehen Sie heim, entspannen Sie ein bisschen. Gegen Abend können Sie dann kurz zu ihr.“
    „Aber ich …“
    „Nein.“ Entschieden lehnte der Professor ab. „In sechs oder acht Stunden. Vorher auf keinen Fall.“
    Was blieb Karsten anderes übrig, als sich zu fügen?
    Er war zwar erleichtert, doch es hätte ihm viel bedeutet, Ellen wenigstens sehen zu können. Draußen vor dem Klinikgebäude rief er gleich Carola und Mimi an, so, wie er es versprochen hatte.
    Carola war erleichtert, und auch Mimi sagte gleich temperamentvoll: „Komm her, wir trinken einen Schluck auf Ellens Wohl.“
    „Danke, das ist lieb von dir, aber ich möchte jetzt lieber noch allein sein. Ich leg mich ein paar Stunden hin, gegen Abend kann ich dann zu ihr.“
    „Dann mach das. Und grüß ganz lieb von mir.“
    „Ja, mach ich.“ Er schob das Handy wieder in die Tasche, doch statt gleich nach Hause zu fahren, ging er noch ein paar Schritte durch den nahen Park. Die frische Luft tat gut. Und als er ein paar verliebte Pärchen beobachtete, die sich küssten, atmete er tief und wie befreit auf.
    Die Welt war auf einmal wieder hell und licht.
    + + +
    „Hey, was ist denn das?“ Überrascht sah Carola zu Johannes Stettner hoch. „Rosen? Hast du ein schlechtes Gewissen? Gestehe!“
    „Muss man ein schlechtes Gewissen haben, wenn man sich als Rosenkavalier zeigt? Ich dachte, ihr Frauen liebt solche Gesten. Und erst recht das hier …“ Er zog eine kleine Schachtel aus der Jackentasche. „Mach mal auf.“ Ganz lässig und wie unbeteiligt sah er aus.
    „Was ist denn das?“ Mit klopfendem Herzen nahm Carola die Schachtel entgegen.
    „Was wohl?“ Er lachte. „Das, was alle Frauen haben wollen: ein Ring.“
    „Ich hab nie gesagt, dass ich heiraten will!“
    „Nein? Und wer hat Ellen erzählt, dass man mit über dreißig keine Chancen mehr hat?“ Liebevoll sah er sie an. „Und weil ich dich liebe und nicht will, dass du an deinem dreißigsten Geburtstag in Depressionen verfällst, will ich dich vorher ganz schnell heiraten. Aus medizinischer Sicht ist das unbedingt als Vorbeugemaßnahme anzusehen.“
    „Du bist verrückt!“ Sie hatte den schmalen Platinreif aufgenommen und schob ihn sich über den Ringfinger. Er passte wie angegossen.
    „Verrückt nach dir bin ich, das stimmt.“ Johannes war ernst geworden. „Ich will dich für immer bei mir haben, Caro“, sagte er zärtlich. „Heirate mich – und mach mich zum glücklichsten Mann der Welt.“
    „Du … du meinst es ernst, ja?“ Carola legte den Kopf mit dem immer noch kurzen Haar in den Nacken. Tief sah sie in Johannes’ graue Augen, die sie voller Liebe anschauten.
    „So ernst wie nie zuvor etwas.“ Er zog sie an sich, bis sie kaum noch Luft bekam. „Sag schnell ja, ehe ich dich erdrücke.“
    „Ja! Ja! Ja!“
    „Ich liebe dich!“
    „Ich dich noch viel mehr!“ Sie küsste ihn stürmisch. Doch auf einmal wurde sie ernst. „Wir können nicht vor meinem Geburtstag heiraten“, erklärte sie.
    „Und warum nicht?“
    „Weil Ellen dann nicht mitfeiern kann. In vier Wochen ist sie sicher noch nicht wieder auf den Beinen.“
    „Das denke ich auch nicht“, musste ihr der Arzt zustimmen.
    „Dann kann ich dich nicht heiraten.“
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