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Wo geht’s denn hier ins Paradies?

Wo geht’s denn hier ins Paradies?

Titel: Wo geht’s denn hier ins Paradies?
Autoren: Nora Darius
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sie.
    „Das brauchst du nicht. Alles wird gut. Das hat mir die Ärztin eben noch versichert.“
    „Ich habe Angst, dass du mich wieder betrügst.“
    „Nie wieder! Ellen, du bist die Frau meines Lebens. Nur mit dir kann ich glücklich werden, das weiß ich genau.“
    „Und – Janine?“
    „Sie war ein Irrtum. Ein Intermezzo, das mir nie wirklich etwas bedeutet hat. Ich kann dir schwören, dass nie tiefe und wahre Gefühle im Spiel waren. Meine Gefühle gehören allein dir. Und sie werden dir immer gehören, egal, wie du dich entscheidest.“
    „Vielleicht überlebe ich die Operation morgen nicht.“ Ihre Stimme war nur ein Hauch. „Oder ich … ich bleibe irgendwie behindert.“
    „Was redest du da? Du wirst gesund werden! Und du wirst beschwerdefrei leben. Mit mir!“
    „Sieh mal, wie ich aussehe!“ Sie drehte den Kopf zur Seite, und erst jetzt bemerkte er, dass man einen Teil ihrer Haar abgeschnitten und das Operationsgebiet rasiert hatte.
    „Na und?“ Er lächelte, es war ein Lächeln der Erleichterung. Wenn Ellen Eitelkeiten zeigte, war das wundervoll! „Du bist für mich immer schön, auch ohne Haare. Außerdem sieht man die kleine Stelle gar nicht.“
    „Aber …“
    Eine Schwester steckte den Kopf durch die Tür. „Bitte, Sie müssen jetzt gehen“, mahnte sie.
    „Noch zwei Minuten“, bat Ellen. Dann griff sie wieder nach Karstens Hand. „Sag es noch mal.“
    „Was denn? Dass ich dich auch mit kurzen Haaren lieben würde?“
    „Dass du immer zu mir stehst.“
    „Ich werde immer, ein ganzes Leben lang, zu dir stehen, meine Ellen. Und ich werde dir nie wieder Kummer machen. Ich liebe dich. Dich allein.“
    „Dann zeig’s mir.“ Ein kleines Lächeln, das an die alte, gesunde und oft so übermütig verliebte Ellen erinnerte, spielte um ihre Lippen, vertrieb den schmerzhaften Zug.
    Karsten beugte sich vor und küsste sie. Behutsam, voller Innigkeit. Erst als sich ihre Zunge zwischen seine Lippen schob, als sie begann, seine Mundhöhle zu erkunden – und als ihr Arm sich um seinen Nacken legte und sie ihn fester zu sich zog, wagte er es, sie voller Leidenschaft zu küssen.
    Die Schwester erschien noch einmal, aber sie zog sich noch einmal zurück. Das Zusammensein mit diesem Mann war vielleicht für die Patientin wichtiger als ein paar Minuten mehr Schlaf.
    „Ich hab mich so nach dir gesehnt“, gestand Ellen, als Karsten sich behutsam von ihr löste. „Tu mir nie wieder so weh.“
    „Nie wieder.“ Er zog ihre Hand an die Lippen, küsste jeden einzelnen Finger. „Aber jetzt muss ich gehen, sonst bekommen wir Ärger mit dem Pflegepersonal. Und ich will doch, dass alle nett zu dir sind, wenn du morgen aus dem OP kommst.“
    „Wirst du … wirst du da sein?“ Sie versuchte sein Gesicht genau zu erkennen, doch jetzt schob sich wieder dieser graue Schleier vor ihre Augen.
    „Aber natürlich! Und ich kann es kaum erwarten, dass du mich nach der Narkose anlächelst.“
    „Optimist.“
    „Klar doch. Wenn es nicht so wäre, hätte ich nie den Mut gehabt, dieses Zimmer zu betreten. – Ach übrigens: Draußen wartet Mimi. Sie hat mich hierher geschleppt. Sie lässt dir alles Liebe wünschen. Und drückt dir für morgen die Daumen.“
    „Danke. Sag ihr einen lieben Gruß. Und danke.“
    „Bis bald, mein Engel. Ich liebe dich.“
    Ein letzter Kuss, ein letzter Händedruck, dann musste Karsten endgültig gehen. Er sah von der Tür aus noch, wie Ellen die Rose anhob und ihren Duft einatmete.
    + + +
    Sekunden dehnten sich zu kleinen Ewigkeiten. Die Zeiger der Uhr über dem Eingang zum OP-Bereich schienen sich gar nicht weiter bewegen zu wollen.
    Sechs Schritte hin – sechs Schritte zurück. Dazwischen ein paar Schlucke Kaffee. Dann wieder ein Blick zur Uhr. Sie schien stehen geblieben zu sein. Nein, die Armbanduhr zeigte genau die gleiche Uhrzeit.
    Waren wirklich erst anderthalb Stunden vergangen? Karsten hatte das Gefühl, ein Fegefeuer auf Erden zu erleben. Was machten die Ärzte mit Ellen? War etwas schief gegangen? Hatte es Kreislaufprobleme gegeben?
    Bilder tauchten vor seinem inneren Auge auf. Filmszenen, die er einst selbst geschrieben hatte. Das grelle Licht der Scheinwerfer, die ein Operationsfeld in schattenlose Helligkeit tauchten. Klappern von OP-Besteck. Leise Kommandos. Das Zischen des Narkosegeräts.
    Er glaubte sogar das leise Summen des Bohrers zu hören, mit dem der Professor sicher ein paar Löcher in Ellens Schädel gebohrt hatte, damit er die Schädeldecke anheben und den
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