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Wo geht’s denn hier ins Paradies?

Wo geht’s denn hier ins Paradies?

Titel: Wo geht’s denn hier ins Paradies?
Autoren: Nora Darius
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Albernheiten noch nach Rätselraten. Ich sorge mich um Ellen.“
    „Aha. Die kleine Näherin!“
    Er überging diese Beleidigung mit einem Schulterzucken. Janine war nun mal oberflächlich und boshaft. Er hatte es immer gewusst, sich nur viel zu lange von ihrer hübschen Larve blenden lassen. Die Konsequenzen trug er jetzt. Und er litt wie ein Hund.
    Janine erkannte, dass ihre Bemerkung verpuffte. „Was ist mit Janine?“, fragte sie, und jetzt klang ihre Stimme ernsthaft. „Sie ist krank, ja?“
    „Sehr krank. Sie hat einen Hirntumor.“
    „Scheiße!“ Janine biss sich kurz auf die Lippen. „Muss sie sterben?“ Dass diese Frage mehr als taktlos war, wurde ihr gar nicht bewusst. Sie meinte, Anteilnahme zu zeigen.
    „Sag doch das nicht!“ Tränen standen plötzlich in den Augen des Mannes. Er schlug die Hände vors Gesicht, und Janine bemerkte total verstört, dass seine Schultern zuckten.
    „Mein Gott … was ist denn?“ Sie stand auf und hockte sich vor ihn. Zögernd streckte sie die Hand aus, legte sie auf seinen Arm. „Ich … ich hab’s nicht bös gemeint. Ehrlich nicht. Ellen wird bestimmt wieder gesund. Die Ärzte heute können doch wahre Wunder vollbringen.“
    Als Karsten nicht reagierte, biss sie sich auf die Lippen, biss sie einen leichten Blutgeschmack auf der Zunge spürte. Es war wie eine Selbstbestrafung. Janine erkannte, wie leichtfertig sie dahergeredet hatte. Und wie stark Karstens Gefühle für die junge Modezeichnerin waren.
    Sie vergaß, dass sie hergekommen war, um ihm triumphierend von einem Angebot aus den USA zu berichten. Nein, das war jetzt wirklich nicht wichtig. Wichtig war Karsten, der ja doch einen Platz in ihrem Herzen hatte. Wenn sie auch immer gewusst hatte – zumindest im tiefsten Innern – dass er ihr nie wirklich gehören würde, so mochte sie ihn doch sehr. Er war das Beste, was ihr je begegnet war.
    „Ich gehe jetzt. Mach’s gut.“
    Nur kurz sah er auf, sein Blick schnitt ihr ins Herz.
    „Ich wünsche Ellen alles Gute. Ehrlich.“ Sie zögerte. Würde Karsten noch etwas sagen? Sie zurückhalten vielleicht?
    Nein, er regte sich nicht, saß wie versteinert da und sah auf einen imaginären Punkt an der Wand. Dass sie da war, schien er schon vergessen zu haben.
    Leise zog Janine die Tür hinter sich zu.
    Doch kaum war sie ein paar Meter weit gegangen, öffneten sich die Lifttüren und Mimi Poulée trat heraus. Ihre Augen verengten sich, die Miene war furchteinflößend, als sie dicht vor die junge Schauspielerin hintrat und sagte:
    „Ich warne dich, Janine! Wenn ich dich noch einmal in Karstens Nähe erwische, mache ich dich fertig. Dann erfährt auch der unwichtigste Typ in der Branche, was mit dir los ist. Und glaub mir: Deine Kokainorgien mit Jonas ist noch das Harmloseste, was ich von dir ausplaudere.“
    „Ich … ich will doch gar nicht …“
    „Halt den Mund! Und geh mir aus den Augen!“ Mimi sah so zornig aus, dass Janine es vorzog, auf einen weiteren Disput zu verzichten.
    Mit langen Schritten ging sie auf den Lift zu. Und erst, als sie die Hotelhalle durchquerte und sie manch bewundernder Männerblick streifte, kehrte das siegessichere Lächeln auf ihr Gesicht zurück. Sie warf den Kopf in den Nacken. Was scherten sie diese albernen Drohungen? Noch ein paar Wochen, dann hatte sie all das, was mit Karsten, der Serie „Teufel im Paradies“ und all den Typen, die sie am Set kennen gelernt hatte, hinter sich gelassen. Dann war sie in Amerika – und dort wartete mit ein bisschen Glück und Geschick Hollywood auf sie!
    Mimi war immer noch stinksauer, als sie an die Tür zu Karstens Suite klopfte. Im ersten Impuls hatte sie sogar umdrehen und gar nicht mehr mit ihm reden wollen. Dieser Mistkerl! Betrog Ellen sogar jetzt noch, da sie so schwer krank war, mit diesem Starlet! Aber dann dachte Mimi an Ellen. Nur die Freundin war jetzt wichtig. Ihr Wohlergehen hatte Priorität.
    Und dass Ellen nur glücklich sein konnte, wenn Karsten sich zu ihr bekannte, wenn er ihr schwor, dass er sie allein liebte, war Mimi klar.
    Also würde sie jetzt zu diesem Mistkerl gehen und ihn beschwören, Ellen seine Liebe zu gestehen. Er musste es einfach tun! Und wenn es eine Lüge aus Mitleid war!
    Die Tür ging auf und Mimi hörte nur ein bissiges: „Lass mich endlich in Ruhe, Janine!“
    „Ich bin’s – Mimi.“ Sie drückte die Tür weiter auf. Und erschrak zutiefst.
    Karsten sah schrecklich aus! Tief umschattet die Augen. Bartstoppeln im Gesicht, die Augen gerötet.
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