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Wo du nicht bist, kann ich nicht sein

Wo du nicht bist, kann ich nicht sein

Titel: Wo du nicht bist, kann ich nicht sein
Autoren: Gina Blaxill
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unbeholfen. »Hi. Ich komm mir blöd vor. Als ich losgefahren bin, war es noch ziemlich warm.«
    Â»Ros«, sagte Abby. »Ich geh jetzt. Schick mir nachher eine SMS .«
    Â»Du kannst nicht einfach gehen …« Zu spät, sie war schon weg.
    Jonathan atmete durch. »Ich muss mich bei dir entschuldigen. Hast du Zeit zum Reden?«
    Â»Was gibt es zu reden? Ich weiß, was du denkst. Hast du ja deutlich gesagt.« Und ich wusste, dass er es auch so gemeint hatte.
    Jonathan sah unglücklich aus. Er nahm die Hand aus der Tasche und fummelte an seiner Brille herum.
    Â»Hör mal, Ros … ich bin nicht in dich verliebt. Sorry, aber so ist das nun mal. Das hat nichts mit deinem Aussehen zu tun, und das heißt auch nicht, dass ich dich nicht mag. Denn ich mag dich. Sehr.« Er lächelte mich schief an. »Du fehlst mir. Ich möchte gern wieder mit dir befreundet sein, wenn du dazu bereit bist.«
    In den letzten Wochen hatte ich viel über Jonathan nachgedacht. Mir war klar geworden, dass ich zwei Möglichkeiten hatte, weiterzumachen. Eine davon war, herumzujammern, wie verletzt und zurückgewiesen ich mich fühlte, die andere war, weiterzumachen mit meinem Leben. Und vernünftig, wie ich nun mal bin, hatte ich mich für Letzteres entschieden. Mittlerweile war mir klar geworden, dass ich zu viel von ihm erwartet und mir zu viel erhofft hatte. Das hatte nur mit einer Enttäuschung enden können. Diese Einsicht hielt mich allerdings nicht davon ab, zu hoffen, dass alles anders wäre.
    Â»Und das, was ich gemacht habe?«, murmelte ich. »Darauf bin ich nicht besonders stolz.«
    Â»Ja, du hast ein paar schlechte Entscheidungen getroffen und eine Zeit lang bin ich echt sauer auf dich gewesen. Aber ich hab über alles nachgedacht und ich bin auch nicht besonders stolz darauf, wie ich mich verhalten habe. Ich war ein nerviger Jammerlappen, der nicht sehen wollte, was sich direkt vor seiner Nase abspielte, und es überrascht mich, dass du mich ertragen hast. Menschen machen Fehler, Ros, wir haben beide welche gemacht, aber ich seh keinen Sinn darin, noch zwei Monate danach deswegen rumzuheulen. Für mich ist die Vergangenheit jetzt Vergangenheit. Okay?«
    Darüber dachte ich nach, dann nickte ich. »Okay.«
    Â»Weißt du was? Das hört sich jetzt schmalzig an, und es ist mir peinlich, das zuzugeben … aber seit ich klein bin, habe ich mir immer eine kleine Schwester gewünscht.«
    Mit dem Fuß malte ich Muster aufs Pflaster. Ich wünschte, ich könnte sagen, ich hätte mir einen großen Bruder gewünscht, damit alles wieder in bester Ordnung war, aber das kriegte ich nicht hin.
    Als ich nicht antwortete, sagte Jonathan: »Ich hab London kennengelernt, also solltest du jetzt mal nach Norwich kommen – ist ’ne tolle Stadt. Ich kann dich rumführen. Das wird lustig.«
    Ich sah ihn lange an. »Ist das nicht peinlich für dich, wenn du mit einem kleinen Mädchen gesehen wirst?«
    Â»Du kannst ja sagen, dass du meine Kusine bist oder so. Ist mir egal. Natürlich könntest du auch bei der Wahrheit bleiben und sagen, dass du eine Freundin von mir bist.«
    Das konnte ich machen, fand ich. Ich hatte so viel gelogen, dass es für eine ganze Weile reichte. »Okay. Mach ich vielleicht.«
    Â»Sind wir wieder Freunde?«
    Ich konnte nicht anders, ich musste lächeln. »Ja, glaub schon.«
    Wir gingen die Straße entlang. Es war ein komisches Gefühl, wieder mit Jonathan zusammen zu sein, aber nicht so komisch, wie ich erwartet hatte.
    Â»Wie ist es dir ergangen?«, fragte ich.
    Â»Nicht schlecht. Ich hab in der Schule Musik nehmen können, dafür habe ich Mathe II abgewählt. Ich hatte eine Menge Stoff nachzuholen, aber jetzt bin ich auf dem letzten Stand. Die anderen in meinem Kurs sind ganz okay. Meine besten Freunde werden sie nicht, aber wenigstens gibt es jetzt Leute, mit denen ich was unternehmen kann.«
    Â»Das ist toll!«
    Er lachte. »Stell dir vor, einen Tag nachdem wir Freya gefunden haben, hab ich einen Song geschrieben, und jetzt kann ich gar nicht mehr damit aufhören, immer neue Sachen hinzukritzeln. Vielleicht war es gar nicht so schlecht, dass sie mir das Herz gebrochen hat. Die Hälfte der Lieder, die man so hört, handeln ja davon, wie total fertig einen die Liebe macht, also bin ich wohl auf dem richtigen Kurs.«
    Erst wollte ich erzählen, wie viel ich
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