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Wo du nicht bist, kann ich nicht sein

Wo du nicht bist, kann ich nicht sein

Titel: Wo du nicht bist, kann ich nicht sein
Autoren: Gina Blaxill
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reden. Du kennst jede Menge Leute und hast dann noch deinen Freund. Aber ich hab außer Abby nie jemanden gehabt, bis Jonathan angefangen hat, mit mir zu chatten.«
    Â»Du hast mich gehabt.«
    Ich sah sie finster an. »Du hast doch nie Zeit für mich, weil du immer viel zu beschäftigt bist! Wir reden jetzt nicht mal mehr über Mum. So als ob sie nie wichtig für uns gewesen wäre.«
    Â»So was darfst du nicht sagen!«
    Â»Aber es ist doch wahr, oder?«
    Â»Nein, das ist totale Scheiße! Du versteckst andauernd, was du fühlst, Ros, und anscheinend begreifst du nicht, dass andere das auch tun. Einen Monat nachdem Mum uns verlassen hat, hab ich zum ersten Mal meine Tage gekriegt. Eigentlich sollte das so eine Art Mutter-Tochter-Event sein, aber ich musste selber raus und Binden kaufen und hatte nicht mal Hilfe von meinen Freundinnen, weil ich die Erste von uns war. Zumindest in solchen Situationen warst du nicht allein, sondern ich war da und hab dir alles erklärt.«
    Mit einem leichten Schuldgefühl murmelte ich: »Das hab ich gar nicht gewusst.«
    Â»Natürlich hat Mum mir etwas bedeutet. Sei doch nicht so blöd.«
    Ich zuckte die Achseln und guckte an die Decke. Der Großbritannien-Fleck war immer noch da – ob Dad je dazu kommen würde, ihn zu übermalen? »Viel Spaß macht das hier nicht mehr.«
    Â»Ich weiß. Und ich finde, du hast deine Gefühle zu sehr unter Verschluss gehalten«, sagte Olivia leise.
    Â»Jonathan hab ich erzählt, wie es mir geht. Er hat es immer geschafft, dass ich die Dinge so sehen konnte, wie sie waren. Darin war er echt gut.«
    Â»Du kannst mit mir reden, Ros. Ich bin nicht immer hier, aber das bedeutet nicht, dass ich keine Zeit für dich habe.«
    Ich schaute auf zu ihr und versuchte, mich zu erinnern, ob sie jemals so sanft gewesen war.
    Sie lächelte mich schräg an. »Ich hab dich lieb, weißt du.«
    Â»Ja. Und ich hab dich lieb. Ich weiß, du meinst es nicht so, wenn du mich Irre nennst.«
    Â»Na ja, nicht immer«, sagte sie, und wir mussten beide lachen.
    Als Olivia gegangen war, loggte ich mich bei MyPlace ein und löschte Jonathan aus meiner Kontaktliste.
    Jonathan
    Dienstag, 28. Oktober, 20.00 Uhr
    Im Zug nach Hause saß ich mit den Füßen auf dem Sitz und den Knien unterm Kinn da und lehnte den Kopf ans Fenster. Es dauerte eine Weile, bis sich die Geschichte gesetzt hatte. Eigentlich hätte ich an Freya denken sollen oder daran, dass ich geholfen hatte, einen kaltblütigen Mörder zu verhaften, doch stattdessen war ich mit meinen Gedanken bei Ros.
    Ich hatte allen Grund, wütend auf sie zu sein. Sie hatte meine Freundin gestalkt, mir einen Haufen Lügen erzählt und der Polizei Informationen vorenthalten, obwohl sie wusste, wie besorgt alle waren. Und all das hatte sie getan, weil sie mich »liebte«. Vielleicht war ich naiv, aber ich hätte nie gedacht, dass sie Hintergedanken haben könnte, als sie mir geholfen hatte – es war mir ganz natürlich vorgekommen. Jetzt wusste ich, warum sie so oft bis in die frühen Morgenstunden mit mir gechattet und sogar die Schule für mich geschwänzt hatte. Ich hatte ihr nie Hoffnungen machen wollen, aber vermutlich konnte sie nichts gegen ihre Gefühle tun. Schließlich wusste ich nur zu gut, wie es war, jemanden zu lieben, der dieses Gefühl nicht erwiderte.
    Es ergab Sinn. Aber ich wusste noch nicht, ob ich Ros verzeihen konnte.
    Mum und Dad holten mich vom Bahnhof ab. Sie sahen müde aus, aber sie lächelten, als ich in den Lieferwagen stieg, und sagten, wie froh sie seien, mich wohlbehalten wiederzuhaben. Zu Hause aßen wir bergeweise Nudeln, dann setzten wir uns an den Kamin, und sie wollten, dass ich ihnen erzählte, wie ich Freya gefunden hatte. Eine kurze Version dieser Geschichte gab es nicht, deshalb berichtete ich ihnen alles – zumindest fast alles. Als ich fertig war, schüttelte Dad den Kopf.
    Â»Kaum zu glauben, das Ganze. Wer will Tee?«
    Ich beobachtete ihn, als er in die Küche ging. »Da werd ich in einen echten Mordfall verwickelt, und alles, was er dazu zu sagen hat, ist ›Kaum zu glauben, das Ganze‹?«
    Â»Du weißt doch, wie dein Vater ist«, sagte Mum. »In dem ganzen Hin und her zwischen London und hier findet er sich wahrscheinlich nicht mehr zurecht.« Sie zögerte. »Also … deine Freundin Rosalind. Hast du eine Ahnung,
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