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Wo du nicht bist, kann ich nicht sein

Wo du nicht bist, kann ich nicht sein

Titel: Wo du nicht bist, kann ich nicht sein
Autoren: Gina Blaxill
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warum sie Freya durch London gefolgt ist? Das ist der einzige Teil der Geschichte, der für mich keinen Sinn ergibt. Es sei denn …«
    Da war wieder dieses Funkeln in ihren Augen.
    Ich wurde rot. »Halt den Mund, Mum.«
    Ich rechnete schon fast damit, dass sie etwas über Ros’ Alter sagen würde, aber sie schwieg. Ich beschloss, schnell das Thema zu wechseln, und setzte mich neben sie aufs Sofa. »Mum …«
    Â»Ja?«
    Â»Tut mir leid, dass ich so blöd war. In letzter Zeit bin ich nicht immer ehrlich zu euch gewesen, und manchmal war das nicht okay.«
    Â»Ich bin froh, dass du das einsiehst. Sag uns in Zukunft einfach, wo und bei wem du bist, einverstanden?«
    Ich nickte. »Und Mum …« Ich atmete durch. »Wegen der Musik. Es … es tut mir leid, dass ich so wütend auf Dad und dich war … aber ihr habt anscheinend nicht verstanden, wie wichtig mir das ist. Vielleicht bin ich nicht der Beste, aber ich will das wirklich.«
    Mum nickte. Sie wirkte nicht überrascht. »Jonathan … dein Dad und ich haben geredet. Ich glaube, wir sollten uns auch bei dir entschuldigen. Du hast recht, wir haben dich ein bisschen gedrängt, aber wir wollten nicht, dass du unglücklich bist. Und wir haben eine Idee. Ist es zu spät, die Fächer zu wechseln?«
    Ich blinzelte. Das hatte ich nicht erwartet. »Was? Soll ich ein Fach lassen und stattdessen Musik nehmen?«
    Sie nickte. »Du könntest von Mathematik II zu Musik wechseln. Das heißt, wenn es nicht schon zu spät dafür ist.«
    Â»Das glaub ich nicht. Das Schuljahr läuft ja erst seit ein paar Wochen.«
    Â»Ich weiß, ein A-Level in Musik ist nicht vergleichbar mit der Musikschule, aber immerhin kannst du damit Musik studieren, wenn du nach dem College in diese Richtung gehen willst.«
    Â»Und für euch ist das wirklich in Ordnung?«
    Â»Jonathan, das ist dein Abschluss, nicht unserer. Wir wollen, dass du im College glücklich bist – und wenn Musik dich glücklich macht, dann musst du Musik machen.« Sie lächelte. »Und du weißt, dass dein Dad und ich dich immer unterstützen, egal, welche Wahl du triffst.«
    Ich schwebte. Was war das alles nur für ein Chaos gewesen, aber wenn das dabei rauskam … »Nach den Ferien rede ich gleich mit meinem Tutor. Danke, Mum.«
    Am nächsten Tag kamen Moira und Owen vorbei. Ich dachte, sie wollten sich nur bedanken, als Mum mich runterrief. Aber Freya war mitgekommen.
    Â»Freya will etwas sagen«, sagte Moira und sah Freya so streng an wie noch nie zuvor. Offenbar war die Erleichterung über die Rückkehr ihrer Tochter schon verflogen. Freya trat von einem Fuß auf den anderen. Zum ersten Mal, seit ich sie kannte, wirkte sie unsicher.
    Â»Tut mir leid«, murmelte sie, »ich hab nicht gewollt, dass sich irgendjemand Sorgen macht.«
    Â»Sie hat versprochen, in Zukunft mehr nachzudenken. So etwas wird also nicht wieder vorkommen«, sagte Moira energisch – und dann fing sie an, sich mit Mum und Dad zu unterhalten.
    Freya schaute mich an. »Kann ich mal mit dir reden, Jonny?«
    Wir gingen ins Nebenzimmer und machten die Tür hinter uns zu. Es war fast wie in alten Zeiten, wir beide allein, hier bei mir zu Hause, und einen Augenblick lang erlaubte ich mir, davon zu träumen, dass wir es noch mal miteinander versuchen würden.
    Plötzlich wurde mir klar, dass ich das überhaupt nicht wollte. »Was ist?«, fragte ich.
    Freya zog mit dem Fuß Kreise auf dem Fußboden und schaffte es nicht, mich anzuschauen. »Ich fühl mich schrecklich, weil du meinetwegen Schwierigkeiten mit der Polizei gekriegt hast.«
    Ich zuckte die Achseln.
    Â»Jonny, ich weiß, dass du wütend auf mich bist, und wahrscheinlich habe ich das auch verdient, aber ich hab nie gewollt, dass das zwischen uns so schrecklich endet. Du hältst mich für blöd, und vielleicht bin ich das auch, aber mir war wirklich nicht klar, dass irgendjemand nach mir suchen würde. Ich weiß nicht, ob du das verstehst, aber als ich mit Hugh zusammen war, hab ich einfach aufgehört, normal zu denken.«
    Das verstand ich tatsächlich. Manchmal trifft man jemanden, der so überwältigend, so faszinierend ist, dass der Verstand und die Vernunft komplett ausgeschaltet werden. Für Freya ist das Hugh. Für mich war es Freya. Und ich glaube, für Ros bin ich das.
    Â»Und es tut mir leid,
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