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Wittgensteins Mätresse: Roman (German Edition)

Wittgensteins Mätresse: Roman (German Edition)

Titel: Wittgensteins Mätresse: Roman (German Edition)
Autoren: David Markson
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gewesen zu sein, als ich davor nach Mexiko gefahren bin.
    Möglicherweise davor. Um das Grab eines Kindes namens Adam, das ich verloren hatte, zu besuchen. Noch lange vor all diesem.
    Warum habe ich geschrieben, sein Name war Adam?
    Simon war der Name meines kleinen Sohnes.
    Aus der Zeit gefallen. Bedeutet das, man kann auch nur für einen Augenblick den Namen seines einzigen Kindes vergessen, das jetzt dreißig wäre?
    Ich bezweifle dreißig. Ungefähr sechsundzwanzig oder siebenundzwanzig.
    Bin ich fünfzig, also?
    Es gibt nur einen Spiegel. Hier, in diesem Haus am Strand. Vielleicht sagt der Spiegel fünfzig.
    Meine Hände sagen das. Es zeigt sich jetzt an meinen Handrücken.
    Andererseits menstruiere ich noch immer. Unregelmäßig, so dass es oft für Wochen so vor sich hingeht, aber dann wieder nicht eintritt, bis ich es fast vergessen habe.
    Vielleicht bin ich nicht älter als siebenundvierzig oder achtundvierzig. Ich bin sicher, dass ich einmal versucht habe, behelfsmäßig Buch zu führen, möglicherweise über die Monate, aber sicherlich wenigstens über die Jahreszeiten. Aber ich erinnere mich sogar nicht einmal mehr, wann es war, dass ich einsah, dass ich schon längst den Faden verloren hatte.
    Dennoch glaube ich, ich war kurz davor, vierzig zu werden, damals, als all dies angefangen hat.
    Wie ich jene Botschaften hinterließ, war mit weißer Farbe. In riesigen Blockbuchstaben, auf Kreuzungen, wo jeder, der kam oder ging, sie sehen würde.
    Ich verbrannte auch Artefakte und bestimmte andere Gegenstände, als ich im Metropolitan Museum war. Natürlich.
    Nun, und hatte dort ständig ein Feuer, im Winter.
    Dieses Feuer war anders als das Feuer, das ich im Louvre hatte. Wo ich das Feuer im Metropolitan machte, war in der großen Halle, da, wo man hinein- und hinausgeht.
    In der Tat baute ich darüber auch einen hohen Kamin aus Blech. So dass der Rauch zu den Oberlichten hoch darüber abziehen konnte.
    Was ich tun musste, war, Löcher in die Oberlichte schießen, nachdem ich den Kamin errichtet hatte.
    Das tat ich mit einer Pistole, recht vorsichtig, in einem Winkel von einem der Balkone, so dass der Rauch hinaus-, aber der Regen nicht hineinkommen würde.
    Regen kam herein. Nicht viel Regen, aber etwas.
    Nun, schließlich kam er auch durch andere Fenster, als jene von selbst zerbrachen. Oder durch das Wetter.
    Fenster zerbrechen noch immer. Mehrere sind hier zerbrochen, in diesem Haus.
    Gegenwärtig ist es Sommer, freilich. Auch macht der Regen mir nichts aus.
    Von oben kann man das Meer sehen. Hier unten sind Dünen, die einem den Blick versperren.
    In Wirklichkeit ist das mein zweites Haus am selben Strand. Das erste habe ich niedergebrannt. Ich bin immer noch nicht sicher, wie das passiert ist, obwohl, vielleicht hatte ich gekocht. Für einen Augenblick bin ich zu den Dünen gegangen, um zu urinieren, und als ich zurückschaute, stand alles in Flammen.
    Diese Strandhäuser sind alle aus Holz, selbstverständlich. Alles, was ich tun konnte, war, bei den Dünen zu sitzen und es brennen sehen. Es brannte die ganze Nacht.
    Ich bemerke noch immer das verbrannte Haus, in der Früh, wenn ich am Strand entlanggehe.
    Nun, offensichtlich bemerke ich nicht das Haus. Was ich bemerke, sind die Überreste des Hauses.
    Man ist allerdings noch immer geneigt, an ein Haus als ein Haus zu denken, selbst wenn nicht besonders viel davon übriggeblieben ist.
    Dieses hat sich ziemlich gut gehalten, wenn ich es recht bedenke. Der nächste Schnee wird mein dritter hier sein, glaube ich.
    Wahrscheinlich sollte ich eine Liste aufstellen, wo ich sonst noch gewesen bin, wenn auch nur zu meiner eigenen Erbauung. Ich meine, angefangen mit meinem alten Loft in Soho, vor dem Metropolitan. Und dann meine Reisen.
    Obwohl ich zweifellos inzwischen die meisten davon auch nicht mehr zusammenbekomme.
    Ich erinnere mich, wie ich eines Morgens in einem rechtsgesteuerten Automobil saß und beobachtete, wie Stratford-upon-Avon einschneite, was sicherlich selten sein muss.
    Nun denn, und wie ich einmal in demselben Winter fast von einem Auto mit niemandem am Steuer angefahren wurde, das einen Hügel nahe Hampstead Heath hinuntergerollt kam.
    Es gab eine Erklärung dafür, dass das Auto den Hügel herunterkam, mit niemandem am Steuer.
    Die Erklärung war der Hügel. Offensichtlich.
    Auch dieses Auto war rechtsgesteuert. Obwohl das vielleicht nicht besonders wichtig ist für irgendetwas.
    Und in jedem Fall habe ich vielleicht einen Fehler gemacht,
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