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Wittgensteins Mätresse: Roman (German Edition)

Wittgensteins Mätresse: Roman (German Edition)

Titel: Wittgensteins Mätresse: Roman (German Edition)
Autoren: David Markson
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man jetzt niederknien und aus der Loire oder dem Po oder dem Mississippi trinken kann.
    Oder war Dylan Thomas schon tot, bevor es unmöglich wurde, so etwas zu tun, was bedeutet, dass er mich anschauen würde, als wäre ich wahnsinnig. Schon wieder.
    Achill würde es bestimmt. Oder Shakespeare. Oder Emiliano Zapata.
    Ich erinnere mich nicht an Dylan Thomas’ Lebensdaten. Und überhaupt gab es sicher kein spezielles Datum für die Umweltverschmutzung.
    Eins eins acht sechs können die letzten vier Ziffern der Telefonnummer von jemandem gewesen sein.
    In Wirklichkeit war ich auch nicht am Mississippi. Auf dem Hinweg nach und dem Rückweg von Mexiko habe ich aus dem Rio Grande getrunken. Allerdings.
    Warum sage ich so etwas? Offensichtlich hätte ich auch den Mississippi überqueren müssen, in beiden Richtungen, auf derselben Reise.
    Dennoch, es scheint, ich habe keine Erinnerung daran. Oder war ich damals auch wahnsinnig?
    Die eigenartige Auswahl der Bücher, die ich in dieser Periode gelesen habe, du lieber Himmel. Praktisch jedes einzelne davon über denselben Krieg.
    Aber dachte mir häufig auch neue Versionen der Geschichten aus, ausgefallene persönliche Improvisationen.
    Etwa wie sich Helena von den Befestigungsmauern hinunterschleicht und sich heimlich mit Achill am Skamander trifft.
    Oder Penelope, wie sie mit all diesen Freiern schläft, einem nach dem anderen, während Odysseus fort ist.
    Hat sie nicht? Sicherlich, bei so vielen, die da herumlungerten. Und wenn es wirklich zehn Jahre Krieg waren und dann noch einmal zehn, bevor ihr Ehemann wieder auftauchte?
    Aus irgendeinem Grund mochte ich immer die Stelle, wo Achill sich wie ein Mädchen kleidet und versteckt, damit sie ihn nicht zu kämpfen zwingen könnten.
    Es gibt wirklich ein Gemälde von Penelope, beim Weben in der National Gallery, von jemandem namens Pintoricchio.
    Ich habe das ziemlich schlecht gesagt, befürchte ich.
    Womit schwerlich gemeint ist, dass der Ort, wo Penelope webt, die National Gallery ist. Wo sie das tut, ist auf der Insel Ithaka. Natürlich.
    Ithaka liegt weder in der Adria noch in der Ägäis, übrigens, sondern im Ionischen Meer.
    Die Dinge, die einem nach allem doch im Kopf bleiben.
    Ich sollte vielleicht auch darauf hinweisen, dass es sich bei der National Gallery und der National Portrait Gallery nicht um dasselbe Museum handelt, selbst wenn beide in London sind.
    Tatsache ist, dass sie nicht dasselbe Museum sind, selbst wenn sie beide im selben Gebäude sind.
    Hingegen weiß ich so gut wie nichts über Pintoricchio, obwohl ich einmal eine ganze Menge über viele Maler wusste.
    Nun, ich wusste eine ganze Menge über viele Maler aus demselben Grund, wie etwa Achill sicherlich eine ganze Menge über Hektor gewusst haben muss.
    Alles, woran ich mich bei dem Gemälde von Penelope erinnern kann, ist allerdings, dass eine Katze darin ist, die mit einem Garnknäuel spielt.
    Zweifellos war das Hineinnehmen der Katze kaum eine Innovation Pintoricchios. Trotzdem ist es vielleicht angenehm, an Penelope mit einem Haustier zu denken, besonders wenn ich mich getäuscht habe, über sie und die Freier.
    Ich hätte vielleicht auch lange vorher sagen sollen, dass ich ernsthafte Zweifel hege, dass dieser Krieg jene zehn Jahre dauerte.
    Oder dass Helena der Grund dafür war.
    Ein einziges Spartanermädchen, wie jemand sie einmal genannt hat. Schließlich.
    Aber worüber ich hier im Wesentlichen nachdenke, ist, wie enttäuschend klein die Ruinen Trojas dann doch sind.
    Kaum größer als ein gewöhnlicher Häuserblock und nur ein paar Stockwerke hoch. Praktisch.
    Nun, jedoch mit Leuten, die auch außerhalb der Zitadelle gelebt haben, in der Ebene.
    Aber trotzdem.
    In der Odyssee hat Helena, wenn sie älter ist, eine prächtig strahlende Würde. Ich las jene Seiten zwei- oder dreimal, wo Odysseus’ Sohn Telemach zu Besuch kommt.
    Was bedeutet, dass ich sie nicht herausgerissen und in das Feuer geworfen habe, wie ich es tat, als ich die Dramen las.
    Inzwischen bin ich gerade wieder bei den Dünen gewesen. Aus irgendeinem Grund, während ich pinkelte, dachte ich über Lawrence von Arabien nach.
    Nun, man kann von mir kaum sagen, dass ich über ihn nachgedacht habe, da ich kaum mehr über Lawrence von Arabien weiß als über Pintoricchio.
    Dennoch, Lawrence von Arabien kam mir in den Sinn.
    Ich weiß nicht, wie ich vom Pinkeln auf Lawrence von Arabien kam.
    Da ist noch immer diese muntere Brise. Es ist früher August. Möglicherweise.
    Für einen
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