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Wittgensteins Mätresse: Roman (German Edition)

Wittgensteins Mätresse: Roman (German Edition)

Titel: Wittgensteins Mätresse: Roman (German Edition)
Autoren: David Markson
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Ausschau hielt.
    Ich erinnere mich nicht, wann ich aufhörte, Ausschau zu halten.
    In der Adria, als ich auf meinem Weg von Troja nach Griechenland war, kam eine Ketsch schnell auf mich zugeschossen, ihr großer Spinnaker geräuschvoll im Wind.
    Stellen Sie sich vor, wie mich das erschreckte, und wie ich mich fühlte.
    In dem einen Augenblick segelte ich dahin, so allein wie immer, und einen Augenblick später war da die Ketsch.
    Aber sie trieb nur dahin. Diese ganze Zeit lang, vermutlich.
    Waren es schon vier oder fünf Jahre gewesen, damals? Ich bin fast sicher, dass ich mindestens zwei Winter lang in New York geblieben bin, bevor ich losging, woanders Ausschau zu halten.
    Nahe Lesbos sah ich diese Ketsch. Oder vielleicht Scyros.
    Ist Scyros eine der griechischen Inseln?
    Man vergisst. Es gibt auch einen unwissentlichen Verlust von Gepäck.
    Tatsache ist, dass ich jetzt vermute, ich hätte Ägäis sagen sollen, als ich Adria sagte. Ein paar Absätze vorher. Sicherlich ist es die Ägäis, zwischen Troja und Griechenland.
    Dieser Tee ist auch eine Art Gepäck, nehme ich an. Obwohl ich ihn in diesem Fall wieder ausfindig gemacht habe, nachdem jenes andere Strandhaus verbrannte. Wünschte mir Tee, mit so wenig ich mich auch sonst belaste.
    Und auch einige Zigaretten, obwohl ich sehr wenig rauche, dieser Tage.
    Nun, und andere Lebensmittel auch. Natürlich.
    Die Zigaretten sind von der Sorte, die in Blechdosen verpackt ist. Jene in Papier haben angefangen, fad zu schmecken, vor einiger Zeit.
    Die meisten Dinge, die so verpackt waren, taten das. Nicht notwendigerweise verderben, sondern vertrocknen.
    Tatsache ist, dass meine Zigaretten sogar russische sind. Das ist reiner Zufall. Allerdings.
    Hier, in dieser Gegend, bleibt alles feucht.
    Ich habe das schon gesagt.
    Wenn ich sie aus der Schublade herausnehme, fühlt sich meine Kleidung oft klamm an.
    Im Allgemeinen, in Sommern wie diesen, habe ich überhaupt nichts an.
    Ich habe Unterhosen und Shorts und mehrere Jeanswickelröcke, und einige wenige Baumwolljerseys. Ich wasche alles im Bach und hänge es dann über Büsche zum Trocknen.
    Nun, ich habe mehr Kleidung als das. Der Winter stellt Anforderungen.
    Außer dass ich im Voraus Feuerholz sammle, habe ich mir indes angewöhnt, mich wegen des Winters erst zu sorgen, wenn der Winter sich zeigt.
    Wenn er da ist, wird er da sein.
    Wenn die Blätter fallen, bleibt der Wald im Allgemeinen für eine Weile kahl, bevor der Schnee fällt, und ich kann bis hinüber zur Quelle sehen, oder sogar den weiteren Verlauf meines Weges bis zur Landstraße dahinter.
    Man braucht vielleicht vierzig Minuten, um die Straße entlang bis zur Stadt zu gehen.
    Es gibt Geschäfte, einige wenige, und es gibt eine Tankstelle.
    An Letzterer lässt sich noch immer Petroleum finden.
    Ich nehme meine Lampen selten in Gebrauch, allerdings. Auch wenn das verschwunden ist, was der letzte Schimmer des Sonnenuntergangs zu sein scheint, erreicht noch immer ein Abglanz davon das Zimmer, in das ich zum Schlafen hinaufklettere.
    Durch ein weiteres Fenster auf der gegenüberliegenden Seite weckt mich die rosenfingrige Morgenröte.
    An bestimmten Morgen passiert es, dass die Redewendung stimmt. Tatsächlich.
    An diesem Strand scheinen die Häuser sich endlos fortzusetzen, nebenbei bemerkt. In jedem Fall unendlich viel länger, als ich bisher in eine der beiden Richtungen gegangen bin und noch in der Lage war, bis Einbruch der Nacht nach Hause zu kommen.
    Irgendwo habe ich eine Taschenlampe. Im Handschuhfach des Lieferwagens möglicherweise.
    Der Lieferwagen steht an der Landstraße. Ich habe den Verdacht, dass ich versäumt habe, die Batterie aufzuladen. Seit einiger Zeit schon.
    Zweifellos gibt es immer noch ungebrauchte Batterien an der Tankstelle.
    Schwester Juana Inés de la Cruz. Ich habe keine Ahnung mehr, wer sie gewesen sein mag. Um die Wahrheit zu sagen.
    Um die Wahrheit zu sagen, es würde mir genauso schwerfallen, zu sagen, wer Marco Antonio Montes de Oca war.
    In der National Portrait Gallery in London, die nicht eines der Museen war, in denen zu leben ich beschlossen hatte, konnte ich acht von zehn Gesichtern auf den Porträts nicht erkennen. Und fast ebenso viele der Namen, die die Porträts bezeichneten.
    Außer im Fall von Leuten wie Winston Churchill oder den Brontë-Schwestern oder der Queen oder Dylan Thomas. Offensichtlich.
    Dennoch, das machte mich traurig.
    Und warum fällt es mir gerade ein, dass ich gern Dylan Thomas mitteilen würde, dass
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