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Wir vom Brunnenplatz

Wir vom Brunnenplatz

Titel: Wir vom Brunnenplatz
Autoren: Christine Fehér
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hatte eine große Plastikbox mit Fruchtgummitieren auf das Buffet gestellt, auf die sich alle begeistert stürzten. Sie war schon beinahe leer. Celina holte tief Luft und wollte sich beschweren, da zwängte sich eine junge Frau zwischen den vielen Kindern hindurch - die Freundin vom Filmstar aus der Bäckerei!
    »Es sieht so aus, als könntet ihr Nachschub gebrauchen«, sagte sie und stellte einen Behälter mit roten Gummiherzen neben Celinas Box. Eine Frau mit drei Kindern kam und stellte einen Teller Doppelkekse dazu, ein Mann brachte einen Kasten Zitronenlimo. Auf einem Fahrrad radelte ein großer Junge mit langen Haaren heran, der eine Gitarre auf seinem Rücken trug.
    »Hab ich was verpasst?«, fragte er und nahm sich eine Handvoll Erdnussflips aus einer Schüssel. »Wusste ja gar nicht, dass heute hier 'ne Fete steigt.«
    »Verpasst nicht«, sagte Kerim. »Aber du kannst gerne ein bisschen Musik machen, wenn du Lust hast.«
    Und das machte der Junge tatsächlich! Er lehnte sein Fahrrad an einen Baum, packte seine Gitarre aus, setzte sich auf den Brunnenrand und fing an zu spielen. Dazu sang er Lieder auf Englisch.
    »Er hat eine tolle Stimme«, flüsterte mir Violetta zu. »Er könnte glatt bei Deutschland sucht den Superstar mitmachen.«
    Gerade wollte ich auch etwas sagen, da kam eine Frau mit dunkelbrauner Haut und ganz vielen schwarzen geflochtenen Zöpfen an und stellte einen Topf auf das Buffet, aus dem es köstlich duftete. Süßlich und irgendwie nach Bananen, aber auch nach Gewürzen. Der Duft aus dem Brief, schoss es mir durch den Kopf, und im selben Augenblick drehte sie sich auch schon um und setzte sich neben den Jungen mit der Gitarre, stellte eine kleine doppelte Trommel auf ihren Knien ab, zupfte ihr buntes Kleid zurecht und fing an, mit ihren Händen den Takt zur Musik zu schlagen. Ich konnte nicht aufhören sie anzustarren, denn ich hatte sie längst erkannt. Immer mehr Leute kamen dazu und bildeten einen Kreis um den Delfinbrunnen. Und dann stand er plötzlich neben mir mit seinem Lachen aus blitzend weißen Zähnen. Mein alter Freund Freddie, den ich so lange nicht gesehen hatte. Die Frau war natürlich seine Mutter und aus dem Topf duftete es nach der afrikanischen Kochbananensuppe, die wir früher so oft bei Freddie gegessen hatten.
    »Freddie!«, rief ich und starrte ihn an, als wäre er ein Alien. »Wie kommst du auf einmal... war der Brief von dir?«
    »Hast du das nicht gerochen?«, fragte er lachend, dann begann er im Takt der Musik auf seinen Füßen zu wippen und sogar zu tanzen. Er konnte es richtig gut und die Leute ringsum jubelten ihm zu. Als das Lied zu Ende war, kam er wieder zu uns und ich stellte ihn den anderen vor.
    »Wir wohnen in dem Haus da drüben«, sagte er. »Nummer vierzehn.« Er zeigte auf das Hochhaus, das genau gegenüber von unserem lag.
    »Ihr wohnt jetzt auch hier?« Ich konnte es einfach nicht glauben. »Also, das ist wirklich eine Überraschung! Du immer mit deinen verrückten Ideen!« Ich wollte fast durchdrehen vor Freude, linste aber verstohlen nach Emma, die sich bestimmt gewünscht hätte, dass ihre Freundin Lisa auch zum Brunnenplatz zieht, und nun vielleicht traurig war. Aber Emma spielte gerade mit Rima und Celina Gummitwist und sah überhaupt nicht traurig aus.
    »In eurem Haus wohnt auch die Meckerliese«, sagte Kerim. »Hast du sie schon mal getroffen? Ihr Hobby ist Schimpfen und Verbieten.«
    Freddie hielt sich die Hand vor den Mund, prustete los und nickte. Im selben Moment sah ich sie. Die Meckerliese stand genau hinter Freddie und Kerim. Bestimmt hatte sie alles gehört. Sie bekam ganz rote Flecken am Hals und schnaufte vor Empörung. Ich versuchte, Kerim und Freddie ein Zeichen zu geben, damit sie merkten, dass die Meckerliese da war. Aber die holte gerade tief Luft.
    »Das ist ja ungeheuerlich«, schimpfte sie. »Das hier ist ein Springbrunnen und kein Rummelplatz! Ich werde die Hausverwaltung...«
    Meine Freunde und ich erstarrten. Ich wusste nicht, was wir tun sollten. Wenn sonst die Meckerliese kam, sind wir ja immer weggerannt. Das ging jetzt natürlich nicht. Aber ich hatte Angst, dass unsere schöne Party viel zu schnell zu Ende sein würde. Mit der Hausverwaltung anlegen wollte sich bestimmt keiner von den anderen Erwachsenen.
    Da kam uns meine Mutter zu Hilfe.
    »Der Springbrunnen ist auch eine Gemeinschaftsanlage«, sagte sie. »Ist es nicht eine schöne Idee von den Kindern, hier eine Party zu veranstalten? Der ganze Block macht
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