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Wir vom Brunnenplatz

Wir vom Brunnenplatz

Titel: Wir vom Brunnenplatz
Autoren: Christine Fehér
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eben einen Dickkopf.« Kerims Stimme wurde ungeduldig. »Versuch's noch mal, los.«
    Es klappte wieder nicht. »Muss ich jetzt für immer hier stecken bleiben?«, fragte er. »Auch über Nacht?«
    »Das will ich nicht hoffen«, antwortete Hung. Benni stieß einen Schrei aus wie eine Feuerwehrsirene, doch Kerim bückte sich und drückte ihm schnell die Hand auf den Mund.
    »Sei still«, beschwor er ihn. »Wenn du brüllst, kommt vielleicht der Hausmeister, und schon haben wir wieder Ärger am Hals. Dann sitzt Violetta in der Klemme, weil sie auf dich aufpassen sollte. Wir müssen versuchen, es alleine zu schaffen. Bleib jetzt ganz ruhig und versuch's noch mal. Immerhin bist du nicht in Lebensgefahr.«
    Benni konnte aber nicht ruhig bleiben. Er heulte und wimmerte. Auch ich bekam es langsam mit der Angst zu tun. Wenn jetzt ein Erwachsener kam und sah, was wir angerichtet hatten, waren wir geliefert.
    »Ich würde sagen, das ist ein Fall für die Feuerwehr«, meinte Hung.
    »Die kannst du aber mit deinem Walkie-Talkie nicht rufen«, erwiderte ich.
    »Aber mit dem Handy«, meinte er, zauberte seines hervor und wollte schon den Notruf wählen. Zu allem Unglück hörten wir jetzt auch noch Schritte näher kommen. Schnelle, eilige Schritte. Zum Glück waren es aber nur die Mädchen, die sich ebenfalls gewundert hatten, weshalb wir uns nicht über das Walkie-Talkie meldeten. Mit einem einzigen Blick erkannten sie, was passiert war.
    »Auweia«, stießen Emma und Rima wie aus einem Munde hervor.
    »Alles meine Schuld«, stöhnte Violetta und kniete sich gleich hin, um Benni zu befreien. Er zappelte aber und ließ sich nicht anfassen.
    »Das sieht böse aus«, meinte Celina. »Bennis Eltern werden sich schön über die Rechnung freuen, wenn die Feuerwehr das Gitter kaputt schneiden muss.«
    »Rechnung?« Violetta ließ ihre Hände sinken und starrte sie an.
    »Klar.« Celina verschränkte die Arme vor der Brust. »Für das Gitter und für den Einsatz der Feuerwehr. Hast du gedacht, die machen das umsonst?«
    »Ich muss aufs Klo!«, schrie Benni.
    »Verdammt«, sagte Violetta leise. »Und alles, weil ich nicht aufgepasst habe. Bennis Eltern werden die Rechnung gleich an meine weiterschicken, so viel steht fest.«
    »Das kann in die Hunderte gehen«, fügte Celina hinzu.
    Ich sah Violetta an. Ihre Eltern waren bestimmt nicht reich, auch wenn Violetta immer schön angezogen war. Man kann sich ja auch mit billigen Sachen schön anziehen. Für einen Feuerwehreinsatz und ein neues Gittertor hatten ihre Eltern sicher nicht genug Geld. Reich war in unserem Haus sowieso niemand. Reiche Leute kaufen sich ja eine Villa mit Swimmingpool.
    Verstohlen sah ich zu Hung hin, der sonst immer am besten wusste, was zu tun war. Aber er kratzte sich nur am Ohr und schwieg.
    »Ich will hier raus«, jaulte Benni. »Violetta soll meine Mama holen. Ich muss aufs...«
    »Pass auf, Benni«, sagte ich und hockte mich ganz dicht neben ihn. »Erst mal musst du aufhören zu heulen, ja? Wir schaffen das. Halt mal ganz still.«
    Denn so schnell wollte ich nicht aufgeben. Wir hatten schon so vieles geschafft, ohne gleich nach den Eltern zu rufen. Wir waren doch nicht auf den Kopf gefallen! Ich wollte jetzt keine Feuerwehr und keine Mutter, ich wollte einfach mit den anderen weiterspielen. Aber vor allem wollte ich nicht, dass Violetta Ärger bekam.
    »Halt still«, sagte ich noch einmal, und tatsächlich beruhigte sich Benni etwas und zappelte auch nicht mehr. Ich nahm seinen Kopf in meine Hände und schob ihn ganz langsam in meine Richtung. Es war wirklich schwer. Manchmal hatte ich ein paar Millimeter geschafft, dann bewegte sich Benni wieder und glitt zurück.
    »Dreh den Kopf mal ein bisschen nach links«, sagte ich, und als er tat, was ich von ihm verlangte, konnte ich immerhin sein rechtes Ohr ganz eng an den Kopf drücken, sodass es nicht mehr im Weg war. Danach machte ich das Gleiche mit dem anderen Ohr. Es muss gehen, beschwor ich mich immer wieder, es muss einfach gehen. Und es ging auch. Sogar an der dicksten Stelle seines Kopfes kam ich ganz, ganz langsam weiter.
    »Aua«, jammerte Benni. »Du tust mir weh, Olli.«
    »Ein kleines Stück noch«, sagte ich. »Eine Wassermelone ist gar nichts gegen deinen Dickschädel, aber wir schaffen das. Gleich tut es nicht mehr weh.« Ich schob und drückte, gab ihm Anweisungen, wie er mithelfen sollte.
    Und dann war er frei! Ich hatte es geschafft, Benni steckte nicht mehr fest! Er sprang auf, jubelte und hüpfte
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