Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife - ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten

Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife - ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten

Titel: Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife - ein Tatsachen-Thriller über die Edelweißpiraten
Autoren: Carl Hanser Verlag
Vom Netzwerk:
seinen Rücken. »Jetzt erzähl mal.«
    Erst wollte Bastian nicht. Doch das Wasser und das sanfte Reiben am Rücken machten ihn zutraulicher.
    Da erzählte er seine Geschichte. Er dachte nicht mehr daran, sich Geschichten auszudenken, er war der Bastian aus Köln, Edelweißpirat. Und war stolz darauf.
    Er erzählte die ganze Wahrheit. Und wusste doch genau, dass es jetzt gefährlich werden könnte.
    Die Bäuerin hörte schweigend zu. Sie fragte nicht weiter.
    Weil sie weiß, dass alles wahr ist, dachte Bastian. Und da packte ihn eine winzige Zuversicht.
    Sie ging wortlos in ihre Schlafkammer und kam mit einem Bündel zurück. Sie wickelte eine abgetragene HJ -Uniform aus.
    »Die ist von unserem Josef «, sagte sie. Und für einen Moment flog Trauer über ihr Gesicht.
    Bastian nickte ihr zu, trocknete sich ab und zog die Uniform an. Er zitterte dabei kaum merklich. Er und eine HJ -Uniform. Aber vielleicht war sie eine gute Tarnung.
    Die Bäuerin klopfte ihm auf den Rücken: »Passt wie angegossen.«
    In Wirklichkeit war ihm die Uniform etwas zu klein. Wie sein Kommunionanzug, den er bei Omas rundem Geburtstag mit zwölf Jahren noch einmal anziehen musste.
    »Jetzt siehst du schon anders aus«, sagte auch der Bauer. Mehr nicht. Aber Bastian wusste, dass er den beiden trauen konnte.
    Als einen Tag später ein Fremder auf den Hof und in die Küche kam, stellte der Bauer Bastian als seinen Neffen vor.
    Nach langen Tagen voller Ruhe und ausreichendem Essen war Bastian wieder zu Kräften gekommen und wollte weiter.
    »Pass auf dich auf«, murmelte der Bauer und hielt ihn nicht zurück. Sie steckten ihm belegte Brote und eine kleine Feldflasche mit Wasser in einen Rucksack. Und sie schenkten ihm zwanzig Mark. »Damit kommst du bis nach Pfronten.«
    Der Bauer brachte ihn zur Bahn und gab Bastian einen Zettel mit seinem Namen und seiner Adresse. »Damit du uns wiederfindest. Und falls es gefährlich wird, kannst du zurück zu uns.« Und er zwinkerte ihm zu.
    Unterwegs wurde Bastian in der HJ -Uniform nicht mehr kontrolliert.
    »Heil Hitler«, grüßte man ihn und Bastian schmetterte den Gruß kräftig zurück.
    Nach dem Umsteigen in Kempten ließ die Anspannung nach.
    Ein etwa zwölfjähriger Junge saß neben ihm.
    »Kennst du dich in Pfronten aus?«, fragte Bastian.
    »Ja, schon. In so einem Dorf kennt jeder jeden.« Der Junge lächelte schief.
    »Meine Mutter wohnt, soweit ich weiß, bei der Familie Sänger. Das ist meine Tante. Ich war als kleines Kind oft dort, aber ich weiß nicht mehr, wo ich aussteigen soll.«
    »Dann steig mit mir in Pfronten-Ried aus. Der Hof der Sängers liegt etwas außerhalb. Ich zeig dir den Weg«, antwortete der Junge.

    BASTIAN
    SCHOB
    DAS Zugfenster herunter. Als er die Kirche sah, erkannte er alles wieder.
    Er freute sich auf das Gesicht seiner Mutter und auf die staunenden Augen von Elli. Wie lange hatte er sie nicht gesehen!
    Er stapfte den Weg, den der Junge aus dem Zug ihm gezeigt hatte, hinauf. Es waren noch zwei Kilometer bis zum Hof seiner Tante. Aber dieses Mal machte ihm das Laufen nichts aus. Es war schon dunkel, als er über die Tenne das Haus der Tante betrat.
    Da stürzte ihm die Mutter entgegen und hinter ihr Elli. Als hätten sie gewusst, dass er kam. Er nahm beide in den Arm, drückte und küsste sie, schwenkte Elli herum wie früher.
    Und seine Mutter starrte ihn an: »Nein, Junge, dass das wirklich wahr wird.«
    »Noch mal«, bettelte Elli lachend. Und er drehte sich mit ihr rund und rund, als wäre er nur über Nacht weg gewesen.
    »Mensch, Elli, du bist groß geworden!« Und er lachte und lachte und konnte gar nicht mehr aufhören, sie zu drehen.
    Und die Mutter murmelte nur: »Das ist ja ein Wunder, mein Junge. Wie hast du das bloß geschafft?«
    Am Abend gab es Brot mit echtem Schmand, ein Festessen. Oma saß mit am Tisch und auch Opa Tesch, der hier in Pfronten trotz aller Bedenken prächtig zurechtkam.
    »Opa Tesch ist der geborene Bauer und eine große Hilfe bei der schweren Arbeit«, schwärmte Tante Anni und klopfte dem alten Mann auf die Schulter.
    »Und Onkel Franz?«
    »Ach, Basti, der ist im Krieg. Aber ich weiß, dass er lebt«, murmelte Tante Anni. »Und nun iss erst mal ordentlich.«
    Als sie eine Weile schweigend gegessen hatten, nur unterbrochen von Ellis Erzählungen und von ihren Spielen mit Herrn Wutz, fragte Bastian, ob seine Mutter etwas aus Köln gehört hätte.
    Die Mutter zögerte, schickte Elli erst nach unten zum Spielen und sah dann Opa Tesch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher