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Wir sind verbannt (German Edition)

Wir sind verbannt (German Edition)

Titel: Wir sind verbannt (German Edition)
Autoren: Megan Crewe
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Rachel auch passieren?«, brachte ich mühsam hervor.
    Als ich sie besucht habe, hatte sie schon alle anderen Symptome. Ob sie wohl als Nächstes in ihrem Garten stehen und durchdrehen wird? Was werden sie tun, um ihr zu helfen?
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Dad. »Ich muss morgen früh mit ihrer Mutter sprechen, damit sie sie ins Krankenhaus bringt und wir sie unter Beobachtung stellen können. Was mich aber am meisten beunruhigt, ist, dass wir es offensichtlich mit einem ansteckenden Erreger zu tun haben. Aller Wahrscheinlichkeit nach hat Rachel sich bei ihrem Vater mit der Krankheit infiziert.«
    Mir fiel ein, was Dad vorher gesagt hatte, und mein Herz begann schneller zu schlagen. »Und jetzt denkst du, sie könnte es an mich weitergegeben haben«, sagte ich. »Darum willst du nicht, dass ich zur Schule gehe.«
    »Es besteht eine geringe Wahrscheinlichkeit«, erwiderte er. »Sehr gering, weil du vorsichtig warst und die Infektion anscheinend nicht so leicht übertragbar ist. Rachel ist der einzige mir bekannte Fall, bei dem die Erkrankung eindeutig von einem Individuum zum anderen weitergegeben wurde. Aber wir können nicht völlig sicher sein. Und sie könnte andere Schüler in der Schule angesteckt haben. Ich sage Drew, er soll auch zu Hause bleiben.«
    »Aber sie war doch gar nicht mehr in der Schule, seit sie krank ist«, sagte ich.
    »Davon können wir nicht mit Sicherheit ausgehen«, antwortete er. »Wir wissen nicht, wie lang die Inkubationszeit ist. Sie hätte das Bakterium oder das Virus schon vorige Woche in sich tragen können, bevor die Symptome aufgetreten sind.«
    Ich überdachte das alles noch einmal so ruhig wie möglich. Wenn irgendwer sich am Freitag, dem letzten Tag, an dem sie in der Schule war, mit dieser mysteriösen Krankheit bei Rachel angesteckt hatte, dann hätte sie inzwischen bei demjenigen schon ausbrechen müssen, oder? Ich habe aber niemanden in der Klasse husten oder niesen hören. Und Dad war der Meinung, dass ich wahrscheinlich nichts zu befürchten habe. Rachel wohnt schließlich mit ihrem Dad zusammen. Das bedeutet, sie hatte viel engeren Kontakt mit ihm als ich mit ihr.
    Zugleich malte ich mir aus, wie es wäre, die nächsten drei Tage zu Hause zu sitzen – ganz allein. Bis jetzt hab ich mich ganz gut geschlagen, außer dass ich immer noch nervös werde, wenn ich vor der Klasse etwas sagen soll, und ehrlich gesagt, habe ich ein bisschen Panik davor, nächste Woche beim Probetraining im Schwimmen aufzukreuzen. Auf Dad zu hören wäre da eine einfache Lösung. Und genau aus diesem Grund darf ich es nicht tun.
    »Was, wenn ich lieber weiter zur Schule gehen will?«, fragte ich. »Ich meine, man kann schließlich vorsichtig sein oder paranoid. Bis jetzt sind nur fünf Leute krank geworden. Und morgen geht es ihnen vielleicht schon wieder besser.«
    Dad wechselte über meine Schulter hinweg einen Blick mit Mom. Er presste die Lippen zusammen, aber er nickte.
    »In Ordnung«, sagte er. »Wenn dir aber irgendwer in deiner Klasse mit einem von den Symptomen auffällt, die ich dir beschrieben habe, oder wenn du dich irgendwie unwohl fühlst …«
    Ich hob die Hände. »Dann bleibe ich, ohne zu murren, zu Hause«, sagte ich. »Versprochen.«
    Doch obwohl ich genau weiß, dass Dad niemals zugestimmt hätte, wenn es wirklich gefährlich wäre, brachte ich es nicht fertig, das Licht auszumachen, als ich hoch in mein Zimmer kam. Ich frage mich dauernd, was wohl sein wird, wenn diese Leute nicht mehr gesund werden. Was, wenn ich mich doch angesteckt habe, mit was immer es ist?
    Ich hoffe, du schläfst gut da draußen in New York, Leo. Dann tut das wenigstens einer von uns.

11. September (später)
    Rachel ist inzwischen sicherlich im Krankenhaus, damit die Ärzte sich um sie kümmern können. Ich hoffe, es geht ihr gut.
    In der Schule spricht niemand von der mysteriösen Krankheit. Bloß das übliche Gejammer über die Lehrer und die Hausaufgaben und der Klatsch und Tratsch, wer gerade wen datet. Ich bin aber bestimmt nicht die Einzige, die weiß, was los ist. Die Ärzte und Schwestern wissen Bescheid und reden zu Hause darüber, und einige von ihnen haben Kinder hier.
    Es ist, als versuchten wir jeden noch so kleinen Moment des Schweigens mit bedeutungslosem Smalltalk zu füllen, damit wir nur ja nichts sagen müssen, was die Realität betrifft oder was uns Angst macht.
    Jedes Mal, wenn sich einer räuspert, zucke ich zusammen. In Englisch habe ich gesehen, wie Quentin sich am Arm
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