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Wir sind verbannt (German Edition)

Wir sind verbannt (German Edition)

Titel: Wir sind verbannt (German Edition)
Autoren: Megan Crewe
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etwas so Furchtbares passiert war, dass er eine Ewigkeit brauchte, um sich darum zu kümmern?
    Das bisschen Pfannkuchen, das ich gegessen hatte, musste schon längst verdaut sein, aber mein Magen wollte überhaupt nicht aufhören zu rumoren. Drew räkelte sich auf der Couch, die Füße auf den Polsterhocker gestreckt, als gäbe es nichts Wichtigeres auf der Welt als einen sprechenden Hasen. Nach einer Weile reichte es mir.
    »Machst du dir gar keine Sorgen?«, fragte ich.
    »Klar«, antwortete er, immer noch auf den Fernseher fixiert.
    »Du benimmst dich aber nicht so«, erwiderte ich.
    Er griff nach der Fernbedienung und stellte den Ton leiser. Dann blickte er mich an.
    »Ich glaube, ein paar von den Mädchen in meiner Klasse sind krank«, sagte er im Flüsterton – vermutlich, damit Mom es nicht mitbekam, falls sie noch wach war. Denn hätte sie es gehört, hätte sie wahrscheinlich noch heftiger reagiert als ich.
    »Was?!« Ich musste mich zwingen, leiser zu sprechen. »Bist du sicher?«, fragte ich. »Was ist denn passiert?«
    »Nichts ist passiert «, antwortete er. »Bloß dass gestern in meinem Physikkurs dieses eine Mädchen geschnieft hat, und mitten in Rechtskunde musste Amy für ein paar Minuten rausgehen, weil sie so doll gehustet hat. Wahrscheinlich haben sie bloß eine normale Erkältung. Irgendwo fängt man sich ja immer eine ein um diese Jahreszeit.«
    »Hast du Dad davon erzählt?«, wollte ich wissen.
    Er verdrehte die Augen. »Natürlich nicht. Der hätte uns doch sofort unter Arrest gestellt. Was würde das denn bringen?«
    »Es würde vermutlich verhindern, dass wir uns anstecken«, antwortete ich. »Willst du unbedingt auch krank werden? Und Dad hätte dafür sorgen können, dass man sich die Mädchen im Krankenhaus mal ansieht, nur für alle Fälle.«
    »Wenn wir nicht krank werden wollen«, erwiderte Drew, »bringt uns zu Hause bleiben gar nichts. Dann kriegen wir es wahrscheinlich von Dad. Schließlich ist er derjenige, der zwölf Stunden am Tag mit Leuten verbringt, von denen wir mit Sicherheit wissen, dass sie krank sind. So ein Typ aus der Fußballmannschaft – seine Tante ist Krankenschwester – hat mir erzählt, dass sie das Krankenhaus nicht verlassen darf, weil sie mitgeholfen hat, die Patienten zu behandeln, und jetzt selbst Symptome hat.«
    Da war natürlich was dran. Doch aus irgendeinem Grund machte es mich noch wütender. Er hat ja gut reden, wenn er meint, Dad würde überreagieren. Er hat ja weder Rachel noch ihren Vater gesehen – er hat keine Ahnung, wie ernst die Krankheit ist, wie sie einen komplett anderen Menschen aus einem machen kann. Und wie unheimlich es ist, dass immer mehr Leute sie bekommen und die Ärzte immer noch kein Mittel dagegen gefunden haben.
    »Du hättest wenigstens mir davon erzählen können«, schimpfte ich.
    »Weil du dann irgendwas anders gemacht hättest?«, fragte er. »Meinst du etwa, so würdest du es in den Griff kriegen – indem du dich zu Hause versteckst?«
    »Keine Ahnung!«, brüllte ich. »Wenigstens hätte ich dann eine Wahl gehabt.«
    Ich kriegte mich langsam wieder ein, und wir saßen still da und lauschten. Zum Glück keine Anzeichen, dass wir Mom aufgeweckt hatten.
    »Tut mir leid«, sagte Drew einen Augenblick später. »Ich hätte es dir sagen sollen. Aber ich hasse die Art, wie Dad mit Problemen umgeht, indem er einfach eine Mauer hochzieht, ohne überhaupt zu wissen, wovor er uns eigentlich ›schützen‹ will. Und …«
    Als er nicht weiterredete, bohrte ich: »Und?«
    »Und außerdem bin ich noch wegen was anderem auf ihn sauer, noch mehr als sonst«, sagte er mit düsterem Blick. »Vor ein paar Wochen hat Aaron gesagt, es hätte keinen Sinn mehr mit uns, weil Dad immer noch meilenweit davon entfernt ist zu akzeptieren, dass ich einen Freund habe. Und in einer Fernbeziehung will er sich den ›Stress‹ vermutlich erst recht nicht antun. Auch nicht, wenn ich ja derjenige bin, der sich eigentlich mit Dad auseinandersetzen muss.«
    »Oh«, sagte ich. Etwas anderes fiel mir in dem Moment nicht ein. Wir haben eigentlich noch nie über Beziehungen geredet, weil ich bisher nichts groß in der Richtung hatte und Drew die Einzelheiten über seine immer für sich behalten hat. »Tut mir leid. Das ist ja echt scheiße.«
    »Ja«, sagte Drew. »Das ist es.«
    Er stand auf und ging hinaus, und alleine hatte ich keine Lust mehr fernzusehen. Ich war total müde, doch als ich mich in meinem Zimmer hinlegte und versuchte zu
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