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Wir sind bedient

Titel: Wir sind bedient
Autoren: Alena Schroeder
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könnte ich mich jedes Mal wegschmeißen! Das sind immer zwei völlig unterschiedliche Geschichten, obwohl alles erst drei Tage her ist. Da sitzen dann beide da mit ihrem Heiligenschein, und sie sagt: »Also, um drei bin ich noch allein die Treppe hoch, und dann kam die erste Wehe.« Und er sagt: »Nein, Schatz, da lagst du gerade in der Badewanne, und ich war nicht da, weil ich uns was zu essen geholt habe, weißt du nicht mehr?« Und so geht das hin und her. Ich freu mich immer auf den ersten Besuch bei den Eltern und ihren Bericht. Eigentlich ist die Geschichte im Detail für mich natürlich langweilig, aber zu sehen, was für unterschiedliche Realitäten die Paare in dem Moment erleben, ist immer sehr amüsant.
    In den letzten Jahren hat sich schon eine Menge verändert beim Thema Kinderkriegen. Die Frauen sind viel informierter. Fast alle haben mehrere Bücher zum Thema Schwangerschaft gelesen, leider aber auch die ganzen Horrorgeschichten aus dem Internet. Neuerdings wollen viele Frauen unbedingt akupunktiert werden, weil dadurch die Geburt angeblich schneller geht, das ist eine richtige Mode. Dabei ist eine Schwangerschaft ja eigentlich kein behandlungswürdiger Krankenzustand, kein Chinese würde eine schwangere Frau stechen. Und eine schnelle Geburt ist ja nicht auch unbedingt eine bessere oder eine leichtere.
    Es wird auch häufiger geklagt, wenn Kinder nicht gesund auf die Welt kommen, das ist aus den USA hier rübergeschwappt,
die Forderung nach Schmerzensgeld. Ich muss als Hebamme alles genau protokollieren, um da nicht angreifbar zu sein. Nach diesem Fall mit dem Kind, das im Wochenbett gestorben ist, stand bei mir auch die Kripo vor der Tür und wollte meine Aufzeichnungen sehen.
    Was sich sehr positiv verändert hat, das sind die Väter. Die trauen sich endlich zuzugeben, dass sie sich engagieren. Viele wollten das früher sicher auch, konnten da aber aus ihrer Männerrolle nicht so ausbrechen. Jetzt sitzen sie oft dabei, wenn ich zum Hausbesuch komme, gucken und stellen Fragen, haben auch viel mehr Achtung vor dem, was die Frauen leisten bei Schwangerschaft und Geburt. Die Übelkeit, die Schmerzen! Aber es gibt auch Männer, die ganz enttäuscht sind, weil sie bei der Geburt gar nicht so zum Einsatz gekommen sind, wie sie sich das vorgestellt hatten. Da stehen auch die Väter ganz schön unter Druck, es wird ja heute erwartet, dass sie bei der Geburt dabei sind. Und hier in Berlin wird in manchen Kreisen auch davon ausgegangen, dass Väter in jedem Fall Elternzeit nehmen.
    Ich bin immer sehr gerührt, wenn ich sehe, dass Väter sich zu Gruppen zusammentun und gemeinsam mit dem Kinderwagen losziehen. Und was bestellen sie, wenn sie dann im Café sitzen? Das absolute Trendgetränk für stillende Mütter: Caro-Milchkaffee.
    Â 
    Rund 680 000 Babys kommen jedes Jahr in Deutschland zur Welt, davon werden nur etwa 8 500 zu Hause oder in einem Geburtshaus - also außerklinisch - geboren. +++ Für
eine Geburt in der Klinik darf eine freiberufliche Hebamme 224 Euro abrechnen, wobei so ein Einsatz durchschnittlich elf Stunden dauert. +++ Viele freiberuflich tätige Hebammen kämpfen um ihre Existenz. Vor allem die steigenden Haftpflichtprämien von jährlich mehr als 3 500 Euro sind bei einem monatlichen Durchschnittsverdienst von 1 200 Euro kaum noch bezahlbar. +++ Seit Jahren warnt der Bund Deutscher Hebammen vor einer personellen Zuspitzung in den Kreißsälen. Frei werdende Stellen würden gesperrt oder nicht mehr nachbesetzt. +++ Der Hebammenmangel führt auch dazu, dass eine Hebamme mehrere Gebärende gleichzeitig betreuen muss. +++ Hebammenarbeit erfolgt heute schon zu 50 % während der Nacht, aber auch die Wochenenden sind in die normale Arbeitszeit eingebunden.

»Ich träume von einer langen, langsamen Schiffsreise.«
    Christine, 45 Jahre, Flugbegleiterin, über Futterneid in der Kabine und warum Männer im Anzug die schlimmsten Passagiere sind.
    E s gibt drei Sorten von Passagieren, die mir besonders unangenehm sind: Blauhemden, Ferienhausbesitzer und Proleten.
    Die Blauhemden, das sind die Geschäftstypen. Vielflieger. Die glauben allesamt, sie hätten das Fliegen erfunden. Meistens sind sie sogar ganz nett, aber unglaublich dreist. Kommen grundsätzlich in der letzten Minute ans Gate, bringen garantiert ihren Koffer mit, weil sie keine Lust haben, später am Gepäckband anzustehen.
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