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Wir sind bedient

Titel: Wir sind bedient
Autoren: Alena Schroeder
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der alte DDR-Tresor war für die auch kein Problem. Den haben die ganz in Ruhe aufgeschweißt.
    Viel Geld haben sie nicht klauen können, weil ich nie viel dahatte. Aber ich habe trotzdem die ganze nächste Nacht nicht geschlafen - vor Wut! Richtig betrogen habe ich mich gefühlt, so als hätte der mein Geld geklaut.
    Vor einigen Jahren gab es auch mal einen bewaffneten Überfall. Ich war gerade hinten beim Abwaschen in unserer kleinen Küche, und plötzlich sehe ich durch den Türspalt, wie ein maskierter Typ meiner Auszubildenden ein Maschinengewehr vors Gesicht hält. Die hat zum Glück alles richtig gemacht, hat ihm das gesamte Geld gegeben, das sie vorn in der Kasse hatte, und hat keinen Widerstand geleistet. Und ich bin auf die Knie und hab mich geduckt, mir hat alles gezittert. Hinterher fiel mir auf, dass ich noch ein Küchenmesser in der Hand gehalten habe. Mein Gott, wer weiß, wie der reagiert hätte, wenn ich aus Versehen mit dem Messer in der Hand da rausgekommen wäre.

    Meine Auszubildende hat das ganz gut weggesteckt, die ist abends noch mit ihrem Freund tanzen gegangen und war auch gleich am nächsten Tag wieder da, obwohl ich ihr eigentlich ein paar Tage freigegeben hatte.
    Ich wollte das alles möglichst schnell wieder vergessen, aber auch das ist in einem kleinen Ort schwer. Alle hatten von dem Überfall gehört und haben natürlich gefragt: »Wie war das? Hast du ihn erkannt? Wie geht es dir?« Das war alles fürsorglich gemeint, aber ich wollte nicht ständig wieder daran erinnert werden.
    Ich habe öfter noch an diesen Kerl gedacht, ein junger Mann. Manchmal habe ich nachts wach gelegen und gedacht: Wenn sie den kriegen, dann fahr ich hin und schaller dem eine, aber so richtig! Leider haben wir nie erfahren, ob der Täter gefasst wurde. Die Bank ist ja versichert, wir bekommen den Schaden ersetzt, und damit ist das für uns erledigt.
    Seitdem bin ich schon misstrauischer, wenn jemand zur Tür reinkommt, den ich noch nie gesehen habe. Und ich wehre mich dagegen, dass die geschlossenen Schalter abgeschafft werden, wo man doch wenigstens hinter kugelsicherem Glas sitzt. Die Chefs wollen, dass wir jetzt an offenen Tresen arbeiten, das sei kundenfreundlicher. Aber für uns ist es natürlich wirklich ein Unsicherheitsfaktor.
    Neulich kam einer, der hatte seinen Motorradhelm noch auf, ich habe einen Riesenschreck bekommen. Den hab ich erst mal zur Minna gemacht! So geht man einfach nicht in eine Bank. Und einmal kam eine Frau, die wirkte total nervös und kramte in ihrer Handtasche rum. Und
ich dachte: Die holt da jetzt eine Waffe raus. Dann hat sie mir einen Zettel über den Tresen geschoben, auf dem stand: »Haben Sie hier eine Toilette?«
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    Durch teils hochriskante Finanzprodukte verloren die deutschen Haushalte 2008 einer Allianz-Studie zufolge 110 Milliarden Euro. +++ An mehreren deutschen Gerichten laufen derzeit Klagen von Anlegern gegen Banken und Sparkassen, weil diese sich nicht ausreichend über die Risiken von Geldanlagen informiert fühlten. +++ Nur noch 9% der Bundesbürger haben in Finanzfragen großes Vertrauen zu ihrem Bankberater. 72 % der in einer Studie befragten Kunden sagten, sie hätten bei einem Verkaufsgespräch in Gelddingen nicht immer alles verstanden. +++ 4,7 Billionen Euro haben die Deutschen insgesamt auf der hohen Kante. +++ Etwa 1500 Banküberfälle ereignen sich jedes Jahr in Deutschland. +++ Gisela Werler gilt als die erste Bankräuberin Deutschlands. Zusammen mit ihrem Ehemann Peter beging sie Mitte der 60er-Jahre 19 Banküberfälle.

BRIGITTE-Buch im Diana Verlag
Originalausgabe 12/2010
    Copyright © 2010 by Diana Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
    Redaktion: | Eva Philippon
Herstellung | Gabi Kutscha
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    Satz | Leingärtner, Nabburg
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    eISBN: 978-3-641-05278-2
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    www.diana-verlag.de
    www.randomhouse.de
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