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Wir in drei Worten

Wir in drei Worten

Titel: Wir in drei Worten
Autoren: Mhairi McFarlane
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einem Haarwurzelspezialisten zu diesem Schritt überredet und als Folge davon von seiner Frau verlassen. Aber mal ehrlich: Warum bearbeitet man in stundenlanger Kleinstarbeit seine Fotos, wenn letztlich beim Date doch rauskommt, dass man eher die Horrorfilmfans anspricht? Dann lieber authentisch sein und allen eine Enttäuschung ersparen, oder? Mindys schwachsinnige Aussagen zu meiner Schönheit auf meinem Profil waren zwar nett gemeint, aber meine gut ausgeleuchteten Fotos boten wenigstens unverzüglich das visuelle Korrektiv.
    Sei nicht so oberflächlich, sage ich mir. Was zählt, ist die Persönlichkeit eines Menschen. Dafür bist du hier.
    »Auf was für ein Konzert gehst du anschließend?«, frage ich ihn.
    »Michael Ball. Eine Zusammenstellung aus seinen Musicalhits. Aus ›Aspects of Love‹ und so. Bist du oft im West End?«
    »Äh, nein. Ich habe es mir immer vorgenommen, aber …«
    »Oh, das solltest du auf jeden Fall mal machen. Du wirst einen fantastischen Abend erleben. Großartiges Entertainment, verstehst du?«
    Die Bedienung bringt Gregor sein Bier, und mir fällt auf, dass er sich nicht bei ihr bedankt und sie nicht einmal zur Kenntnis nimmt. Ist es zu früh, um festzustellen, dass das niemals funktionieren wird?
    »Warum ist ein so nettes Mädchen wie du single?«
    »Können nette Mädchen nicht single sein?«
    »Das war ein Kompliment. Daraus willst du mir doch jetzt wohl keinen Vorwurf machen.«
    »Äh, okay, danke. Die Frage ist nicht leicht zu beantworten …«
    Während ich rede, flackert sein Blick zu meiner Brust, und ich fühle mich plötzlich wie eine Sechzehnjährige beim Date mit einem Jungen, der sich einbildet, er könne mir auf den Busen starren, ohne dass ich es bemerke. Vielleicht ist es nur ein nervöser Tick, und er meint es gar nicht so. Schließlich trage ich ein dunkles Strickkleid, unter dem nicht viel zu erkennen ist.
    »Und warum bist du single?«, frage ich.
    Gregor atmet tief aus. »Viel Arbeit. Auslandsreisen.«
    »Verstehe. Im Auftrag der Bank.«
    »Ich kann in einem guten Jahr Boni über zwanzig- oder dreißigtausend einstreichen. Aber dafür wollen sie auch was zurück.«
    Während er das sagt, wandert sein Blick wieder nach unten. Er tut es tatsächlich! Er glotzt auf meinen Busen! Unglaublich.
    Eine halbe Stunde später danke ich im Stillen Andrew Lloyd Webber für seine Arbeitsmoral – Gregors Konzert beginnt früh am Abend.
    »Das war richtig nett. Ruf mich an, wenn du magst«, sagt er und rückt seinen Stuhl zurück an den Tisch. »Wenn ich in den Staaten bin, springt wahrscheinlich der Anrufbeantworter an, aber ich höre meine Nachrichten ab.«
    »Hm, hm.« Ich lächle mit fest verschlossenem Mund und nicke kräftig, was so viel bedeutet wie ›Na klar, wenn’s in der Hölle Bodenfrost gibt‹.
    Ich könnte jetzt das Handtuch werfen und nach Hause gehen, aber damit würde ich einen Präzedenzfall dafür schaffen, dass allein ausgehen keinen Spaß macht und dass es nicht gut ist, single zu sein. Ich bestelle mir noch etwas zu trinken und nehme mir vor, das nächste Mal ein Buch einzustecken.
    Ich komme zu folgendem Schluss: Ben wird mir immer fehlen. Ich werde mich immer fragen, was geschehen wäre, wenn ich damals gesagt hätte: »Danke, dass du gekommen bist, Rhys. Du hast dir Mühe gegeben, auch mit deinen Haaren, aber bitte entschuldige mich, ich muss der Liebe meines Lebens hinterherlaufen.« Aber so schrecklich der Tag in St. John’s Gardens auch gewesen sein mag, ich bedauere nicht, was ich zu Ben gesagt habe. Zumindest habe ich es versucht. Rachels Maxime: Scheitere noch einmal, aber scheitere anders.
    Manche Menschen finden ihren Seelenverwandten, so wie Mindy und Ivor. Andere landen bei einem Partner, mit dem sie an einer glücklichen Beziehung arbeiten können, wie Caroline und Graeme. Und wieder andere bekommen eine zweite Chance, um alles besser zu machen, wie Rhys und Claire. Und manche bekommen, was sie verdienen, wie Lucy und Matt. Einige Menschen, zu denen ich wahrscheinlich gehöre, bleiben allein. Es ist okay. Ich werde das schon schaffen. Ich beschließe, eine Reise nach Rom zu buchen. Für den Tag, an dem ich hätte heiraten sollen. Und ich werde italienisch sprechen. Ein bisschen.

[home]
    69
    I ch stupse mit dem Teelöffel gegen die Orangenscheibe und die Zimtstange, die in meinem Glühwein schwimmen, als der Stuhl mir gegenüber scharrend zurückgeschoben wird.
    »Ist hier noch frei?«
    Ich schaue auf. Der Löffel fällt klappernd
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