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Wir in drei Worten

Wir in drei Worten

Titel: Wir in drei Worten
Autoren: Mhairi McFarlane
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kein Outing, verstanden, Woodford? Ich bin ein hundertprozentiger Hetero. Du kannst dich in der Mädchenschule in Peterborough danach erkundigen.«
    »Wir haben es aber noch nicht miteinander gemacht«, erklärt Mindy. »Das wird sicher komisch.«
    Ivor schlägt sich mit der Handfläche vor die Stirn. »Mindy! Wir waren dabei, den Peinlichkeitswettbewerb zu gewinnen! Musstest du das jetzt sagen?«
    »Tut mir leid. Ich hätte mir an ihrer Stelle jetzt eben genau diese Frage gestellt.«
    Sie lachen ein wenig verlegen. Ihre Stimmen klingen anders als sonst.
    »Das ist eine fantastische Neuigkeit, aber ihr dürft niemals sagen, dass ihr euch nie mehr wiedersehen wollt, falls ihr euch einmal trennen solltet. Sind wir uns da einig?«
    »Darüber haben wir bereits gesprochen. Möglicherweise ist das einer der Gründe, warum es so lange gedauert hat, bis wir ehrlich zueinander waren.« Mindy wirkt wieder verlegen.
    Ich glaube, für sie ist es etwas ganz Neues, mit jemandem zusammen zu sein, in den sie tatsächlich verliebt ist. Das war es, was ihr gefehlt hat.
    »Wir müssen ein Timesharing-Modell entwerfen, damit ihr beide nicht zu kurz kommt und wir feste Besuchszeiten bekommen«, meint Caroline. »Aber vielleicht kommt ja alles anders, und ich und Rachel werden die Tantchen von süßen Kindern mit kakaobrauner Haut und grellbunten Klamotten«, witzelt sie.
    »Ich glaube, du solltest dich mit deinen Bemerkungen zurückhalten«, stellt Ivor fest.
    Ich bringe einen Toast aus. »Auf Ivor und Mindy. Mit diesen Namen und eurem Kleidergeschmack wart ihr schon immer dafür prädestiniert, ein Paar zu werden.«
    Wir stoßen mit unseren Plastikbechern an.
    »Und auf Carolines Dreiundfünfzigsten«, fügt Ivor hinzu und lässt seinen Blick über die vielen Köpfe mit silberfarbenem Haar um uns herum gleiten.

[home]
    68
    I ch stecke mein Lehrbuch ein und murmle meinen Klassenkameraden einen Abschiedsgruß zu, bevor ich mich in das Schmuddelwetter hinauswage. Ich habe an der Uni einen Abendkurs in Italienisch belegt. Mit einem halben Dutzend multinationaler Studenten nuschle ich mich durch das Pidgin-Italienisch, angeleitet von einer sehr blonden, hellhäutigen, ganz und gar englischen Lehrerin, die nichts mit der kurvenreichen Gina Lollobrigida, die ich mir ausgemalt hatte, gemein hat.
    Aus den am Nachmittag noch wie mit dem Weichzeichner an den Himmel getupften Wolken strömt nun der Regen. Trotz des anhaltenden Niederschlags und der bevorstehenden Verabredung, zu der ich möglichst nicht tropfnass erscheinen sollte, beschließe ich, zu Fuß zu gehen. Ich gehe an der Zentralbibliothek vorbei. Die beleuchtete Kuppel erinnert mich an die
Unheimliche Begegnung der dritten Art
 – sie sieht aus, als würde sie jeden Augenblick surrend und kreiselnd in den Nachthimmel schwirren. Ich bleibe einen Moment lang stehen und starre fröstelnd hinauf, dann ziehe ich den Mantelkragen enger und haste die Straßen entlang, während ich gegen den Regen anblinzle, der mir immer stärker ins Gesicht prasselt. Aus dem Café fällt schimmerndes Licht, und ich finde Zuflucht an einem Tisch in der Ecke am Fenster, in der ein Poster von
Der Zauberer von Oz
hängt.
    »Wir haben Glühwein da, falls Sie möchten?«, sagt die Kunststudentin, die mich bedient, und zieht den Bleistift aus ihrem schlaffen Pferdeschwanz, um meine Bestellung aufzunehmen. »Das Wetter ist so grässlich, da dachten wir, es ist eine gute Idee.«
    »Oh, na ja, dann nehme ich einen«, sage ich wie eine alte Schnapsdrossel, die etwas Verbotenes tut – zu der wird mich das Schicksal sicherlich bald sowieso machen.
    Der Glühwein wird in einem Glas auf einer Untertasse und einer gefalteten Serviette als Tropfenfänger serviert. Ich habe es gerade rechtzeitig hierher geschafft: Der Regen wird vom Wind seitwärts getrieben und kommt nun in Sturzbächen herunter, als befänden wir uns in einer Autowaschanlage.
    Die letzten Wochen waren ziemlich grässlich. Heute Abend geht es mir ein wenig besser. Ich fühle mich zwar leer, aber ich habe neuen Antrieb. Eine Art Schwindel hat mich erfasst – so stelle ich mir den Zustand nach einer Fastenkur im Aschram vor, den man auf die Entgiftung des Körpers zurückführt und nicht darauf, dass dieser beginnt, sich selbst zu verdauen.
    Ich befinde mich wieder in der Werkseinstellung. Ein Neuanfang, bei dem der Weg immer nach oben führt, wie die große »Philosophin« Yazz gesagt hat.
    Rhys hat mich am Abend zuvor angerufen und mir erzählt, dass
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