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Wir in drei Worten

Wir in drei Worten

Titel: Wir in drei Worten
Autoren: Mhairi McFarlane
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überraschende Wendung gab. Sie hörten beide mit einer sich steigernden dunklen Vorahnung zu, wie in einem Horrorfilm, wenn die Teenager verkünden: »Das ist doch alles nur Aberglaube«, und mit brennenden Fackeln zum alten Hausboot hinuntergehen.
    »Hm«, sagt Caroline, breitet die Decke aus und tastet den Boden mit der Schuhspitze nach Erhebungen ab. »Du weißt doch gar nicht, ob er leiden wird.«
    Ich stelle den Korb auf die Erde und lasse mich unbeholfen auf die Decke plumpsen. »Nein«, erwidere ich. »Nein. Aber das Haus. Niemand sollte seinen Partner zwingen, solche Kompromisse einzugehen, oder?«
    »Rachel, es spielt keine Rolle. Und wenn sie ihm Unkrautvernichtungsmittel in den Martini mischen würde. Er hat dir gesagt, dass er sie liebt und nicht dich, also musst du loslassen. Ich sage dir das als jemand, der dich wirklich liebt.«
    Caroline zieht eine Flasche Prosecco aus der Tasche und reicht mir zwei Plastikbecher mit verstärktem Boden. Ich wünschte, Alkohol würde helfen. Doch bei den letzten Versuchen, mich zu betäuben, hat er wie Paraffin geschmeckt und in meinem Magen gezischt, als würde er eine offene Wunde verätzen. Überhaupt fühle ich mich wie durch den Reißwolf gejagt.
    »Das konnte kein gutes Ende nehmen«, fährt Caroline behutsam fort, entkorkt die Flasche mit einer Drehung ihres Handgelenks und senkt sie über einen der Becher. »Du musst von vorne anfangen. Nimm Mindys Hilfe an und melde dich bei einer dieser Online-Singlebörsen an.«
    »Glaubst du, sie kommen?«
    Wir waren uns einig, dass wir Mindy und Ivor ein wenig Abstand und Respekt schuldeten. Daher hatten wir ihnen nicht erzählt, was ich gesehen hatte, und sie nicht weiter zu Carolines Vermutungen befragt. Caroline hatte beiden eine SMS geschrieben und gefragt, ob sie trotzdem noch kommen würden, und beide hatten zugesagt. Ein Zeichen, da waren wir uns einig, dass sich die Dinge möglicherweise positiv entwickelt hatten, aber es war schwer zu beurteilen.
    In diesem Augenblick taucht Mindy in einer engen Hose mit Blumenmuster und einem fuchsienfarbigen Regenmantel auf. Caroline winkt ihr zu. Als Mindy uns erreicht hat, begrüßen wir sie freundlich, aber sie gibt sich unversöhnlich, was uns ziemlich aus dem Konzept bringt, denn sie ist sonst eigentlich nicht der Typ dafür.
    »Soll ich mich erst entschuldigen, wenn Ivor auch hier ist?«, erkundigt sich Caroline, während ich ein Glas weiterreiche.
    »Keine schlechte Idee«, erwidert Mindy und trinkt den Schaum ab, bevor er heruntertropft. »Hat er gesagt, dass er kommt?«
    »Ja, schon«, bestätigt Caroline ein wenig beunruhigt.
    Wir tauschen einen Blick aus. Wer weiß, ob ich die Szene vor der Wohnung richtig gedeutet habe. Die nächsten fünf Minuten unterhalten wir uns etwas steif über Mindys neueste Geschäftsideen, bis Ivor durch die Menge auf uns zuschlendert – er ist schon von weitem an der typischen dünnen Sportjacke mit den orangefarbenen und grauen Pfeilen erkennbar.
    »Hallihallo«, begrüße ich ihn.
    »Guten Tag.«
    Wir schenken ihm einen Drink ein.
    »Lasst mich das hinter mich bringen«, sagt Caroline, sobald Ivor sich mit seinem Glas im Schneidersitz niedergelassen hat. »Ich bedauere unendlich und von ganzem Herzen, was ich gesagt habe. Es war falsch, und ich hatte unrecht. Bitte, bitte nehmt meine Entschuldigung an.« Caroline schaut zwischen Mindy und Ivor hin und her. »Ich will euch nicht emotional unter Druck setzen, aber ich hatte in dieser Woche Geburtstag, und morgen ist die erste Sitzung beim Eheberater mit meinem untreuen Mann, also übt ein wenig Nachsicht mit mir.«
    Ivors Miene ist undurchdringlich. Mindy zupft Gras aus der Erde und wirft die Halme auf einen Haufen, während sie zur Bühne hinüberschaut.
    »Wir haben uns darüber unterhalten. Das, was du getan hast, war nicht nett. Du solltest dich zwar
dafür
schämen, aber nicht für uns«, erklärt Ivor. »Was ihr zwei nicht wisst, Mindy und ich aber schon, ist … Ich kämpfe schon eine Weile mit mir, aber es ist an der Zeit, dass ich es euch sage. Ich bin schwul.«
    »Echt?«, platze ich heraus. »Du bist schwul?«
    »Ja. Deshalb war Mindy wegen Katya so sauer. Sie meinte, dass ich endlich dazu stehen sollte. Und als Caroline mir unterstellt hat, auf eine andere Frau scharf zu sein, hat das mein Coming-out nicht gerade leichter gemacht.«
    »Oh, Gott, Ivor. Das tut mir so leid. Natürlich nicht, dass du schwul bist. Ich entschuldige mich noch einmal für das, was ich getan habe.
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