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Winterzauber

Winterzauber

Titel: Winterzauber
Autoren: Mathilda Grace
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Unsinn war. Baxter und Janosch würden ihn nie zu mir lassen. Hoffte ich jedenfalls.
    „Logan?“
    Janosch. Gott sei Dank. „Es ist offen.“
    Ich sah Janoschs schlanke Gestalt, als er durch die Tür trat, sie sorgfältig hinter sich schloss und sich dann neben mir auf der Bettkante niederließ.
    „Ist er noch da?“, fragte ich, als mein Bruder nichts sagte.
    „Ja.“ Janosch strich mir liebevoll über die Hand. „Er ist mit dem Auto im Schnee steckengeblieben und braucht ein Dach über dem Kopf. Heute Nacht bleibt er hier. Morgen sehen wir uns seinen Wagen an, ob wir ihn alleine freibekommen oder Eddy anrufen müssen, damit er mit dem Schneepflug kommt. Das Telefon ist übrigens auch ausgefallen. Hoffentlich geht es morgen früh wieder.“
    Ich musste ungewollt grinsen. „Und dein Handy?“
    Janosch seufzte. „Kein Empfang, und wehe, du lachst, dann versohl' ich dir den Hintern.“
    Die Gefahr bestand nicht. „Ich lache nicht mehr, Jano.“
    „Ja, leider. Es täte dir gut, wieder damit anzufangen.“
    Darauf würde ich nicht eingehen. Das Thema hatten wir in den letzten Wochen einmal zu oft gehabt, weil mein Bruder in der Weihnachtszeit immer rührselig wurde und versuchte, mir gut zuzureden. Aber da würde er auch dieses Jahr auf Granit beißen. Gabriel hatte Weihnachten geliebt und genau deshalb konnte ich seit seinem Tod mit dieser Jahreszeit nichts mehr anfangen.
    „Weiß er Bescheid?“, fragte ich stattdessen, worauf Janosch über mich kletterte und sich neben mich legte.
    „Ja. So wie du und Bax auf ihn reagiert habt...“ Janosch griff nach meiner Hand, verschränkte unsere Finger miteinander. „Er hat nur fünf Minuten gebraucht, sich von Baxters Anblick zu erholen. Das ist Rekord, findest du nicht?“
    Das war eindeutig ein Rekord und für Baxter war es mit Sicherheit eine sehr angenehme Erfahrung gewesen. Ob mein Bruder eigentlich wusste, woher Baxter seine Narbe hatte? Ich hatte noch nie danach gefragt. Ich hatte auch noch nie gefragt, warum er sie sich nicht wegmachen ließ. Die Möglichkeit gab es dank der modernen Medizin schon einige Jahre.
    „Jano, seine Narbe...“
    „Stopp!“, unterbrach Janosch mich ruhig, aber eindringlich. „Ja, ich weiß, woher sie stammt und wenn er soweit ist, wird er es dir erzählen. Ich werde es dir nicht sagen.“
    Darum ging es mir gar nicht, auch wenn ich lügen würde, wenn ich behauptete, dass mich nicht interessierte, wie Baxter zu dieser Narbe gekommen war, die ihn fast das linke Auge gekostet haben musste und die, von seiner Größe abgesehen, der Grund dafür war, dass die Leute bei seinem Anblick immer wieder vor ihm zurückwichen.
    „Ich meinte eigentlich, warum Baxter sie nicht wegmachen lässt? Die Schönheitschirurgie müsste ihm helfen können und er könnte normal leben.“
    Janosch schwieg eine Weile und ich rechnete schon nicht mehr mit einer Antwort, als er sich plötzlich zu mir drehte und mich ansah. „Er hat zuviel Angst davor. Wenn dabei irgendwas schiefgeht, verliert er vielleicht sein Auge. Und um ehrlich zu sein, mir ist es egal. Ich liebe ihn, ob mit oder ohne Narbe.“
    Ich wollte es nicht, wirklich nicht, aber nach diesen Worten beneidete ich Baxter dafür, dass er Janosch hatte. Nicht, weil ich an Janoschs Stelle sein wollte, sondern weil ich mir einen Partner wünschte, der mich genauso vorbehaltlos liebte, wie Janosch Baxter. Aber das konnte ich keinem von beiden sagen. Mein kleiner Bruder würde Lunte riechen, ebenso wie Baxter, und dann wäre mein kleines schmutziges Geheimnis, das ich seit zwei Jahren vor ihnen verbarg, schon bald keines mehr. Es war Zeit, das Thema zu wechseln.
    „Bax hat es ihm nicht einfach so erzählt, oder?“
    Janosch schnaubte. „Wofür hältst du ihn? Natürlich nicht.“ Mein Bruder seufzte resignierend. „Wynn hat ihn gefragt, wer Gabe ist, und Bax hat es nicht fertiggebracht, ihn anzulügen.“
    „Scheiße“, rutschte mir heraus, was Janosch erneut seufzen ließ, dieses Mal allerdings enttäuscht.
    „Logan, er ist ein netter Kerl. Ein Architekt, zweifacher und sehr begeisterter Onkel. Halbwaise. Er hat seinen Dad verloren und weiß daher ziemlich gut, was du durchmachst und...“
    „Nein, das weiß er nicht“, unterbrach ich Janosch, bevor er sich richtig auf unseren Gast einschießen konnte, zog meine Hand aus seiner und setzte mich auf. „Er sieht aus wie Gabe. Ich dachte, mich trifft der Schlag, als ich sein Gesicht sah. Hast du ihn dir mal genauer angesehen? Sie könnten
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