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Winterzauber

Winterzauber

Titel: Winterzauber
Autoren: Mathilda Grace
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dem du vom Dach gefallen bist und dir den Arm gebrochen hast?“
    Ich verzog das Gesicht, musste aber gleichzeitig grinsen, denn ich konnte mich noch zu gut daran erinnern, wie unsere Mutter unseren Vater an dem Abend mit einer Pfanne durch den Garten und das Haus gejagt hatte, weil er bei dem Unsinn mitgemacht hatte, anstatt mich davon abzuhalten. Das Ende vom Lied war mein Arm in Gips und einen Monat Hausarrest gewesen, für mich und für Dad.
    „Dad hat mir Kuchen aufs Zimmer geschmuggelt“, gab ich leise zu und Janosch kicherte.
    „Ich weiß. Er hat mich dafür bezahlt, dass ich den Kuchen kaufe und Mum ablenke, damit sie nichts merkt.“
    Ich musste lachen, worauf Janosch sich abrupt neben mir aufrichtete und mich überrascht und zugleich glücklich ansah. Ich verstummte und sah ihn fragend an, aber er schüttelte nur den Kopf und grinste zufrieden auf mich hinunter.  Was hatte er denn? Ich brauchte einen Moment, um zu verstehen, was los war. Ich hatte gelacht. Das erste Mal seit zwei Jahren.
    Im nächsten Moment ging die Tür auf und Baxter platzte in mein Zimmer. „Hat er gerade gelacht?“
    „Ja, hat er“, antwortete Janosch begeistert und drückte mir einen feuchten Kuss auf die Lippen. „Du hast wirklich gelacht.“
    „Igitt, lass das“, wehrte ich amüsiert ab, und Janosch sprang lachend aus meinem Bett, um sich zu Baxter zu gesellen, der ihn lächelnd in seine Arme zog, dabei aber mich ansah.
    „Wynn ist unten im Gästezimmer, falls du ihm lieber aus dem Weg gehen willst.“
    „Bax...“
    Baxter schüttelte den Kopf und Janosch verstummte. „Es ist seine Entscheidung, Jano, und die muss er allein treffen. Wir gehen jetzt ins Bett. Es ist fast 2 Uhr morgens. Logan, versuch' wenigstens ein bisschen zu schlafen, okay?“
    „Ja, Mum“, stichelte ich, was Baxter mit einem amüsierten „Idiot.“ kommentierte, bevor die beiden mich alleinließen.
     
    Natürlich konnte ich nicht schlafen. Was hatte ich anderes erwartet? Eine Zeitlang drehte ich mich von einer Seite auf die andere und starrte danach die Decke an, was auch nicht half. Um kurz nach 5 Uhr morgens gab ich auf und schlich mich so leise wie möglich, weil ich niemanden wecken wollte, runter in die Küche. Für Kaffee oder Frühstück war es mir eindeutig zu früh, aber vielleicht konnte ich ein paar Seiten schreiben, bis der erste wach wurde. Den Versuch war es allemal wert. Ich holte mir eine Wasserflasche aus dem Kühlschrank und griff nach einem Glas.
    „Kannst du nicht schlafen?“
    Ich zuckte heftig zusammen, fuhr herum und gleichzeitig zurück und vergaß dabei die offenstehende Tür vom Schrank, mit der mein Hinterkopf auch prompt kollidierte, was mich zu einigen saftigen Flüchen verleitete, bis Wynns Lachen an mein Ohr drang. Es lenkte mich von meinem Schmerz ab, denn ich hatte nie zuvor so ein ansteckendes Lachen gehört. Aber vor allem war mir bislang kein Mensch begegnet, den ein Lachen so viel attraktiver machte, als er ohnehin schon war.
    Gabriel hatte gern und häufig gelacht, aber selbst er konnte nicht mit Wynn mithalten. Ich verfluchte mich stumm dafür, weil ich Gabriel schon wieder mit unserem Gast verglich, aber ich konnte nicht anders. Sie sahen sich zu ähnlich, obwohl mir jetzt, wo ich Wynn ein wenig näher betrachtete, doch ein paar kleinere Unterschiede auffielen. Wynns Gesicht war kantiger, sein Kinn hatte ein Grübchen und sein braunes Haar war eine Schattierung dunkler, als es Gabriels gewesen war.
    „Sehr witzig “, murrte ich und wandte mich dem Schrank zu, um mir endlich ein Glas zu nehmen, aber vor allem, um Wynn nicht in die Augen sehen zu müssen. „Klopf gefälligst das nächste Mal an, wenn du schon mitten in der Nacht hier herumschleichen musst.“
    „Ich bin nicht dein Feind, Logan. Du kannst aufhören, mir in Gedanken ein Messer in den Rücken zu stoßen“, sagte Wynn trocken, was mich schnauben ließ.
    „Sehe ich ihm wirklich so ähnlich?“
    Was sollte die dämliche Frage? Das hatte Baxter ihm doch gesagt. „Den Smalltalk kannst du dir sparen.“
    „Ehrlich gesagt, halte ich nicht viel von Smalltalk, weil ich davon keine große Ahnung habe. Ich wollte nur wissen, ob ich deinem verstorbenen Freund tatsächlich so ähnlich sehe, wie Baxter und Janosch sagten, das ist alles.“
    Ich stellte die Flasche und das Glas sehr viel lauter als nötig auf die Arbeitsplatte und verließ ohne ein weiteres Wort die Küche. Noch bevor ich wusste, was ich da eigentlich tat, hatte ich schon die Kiste
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