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Winternacht

Winternacht

Titel: Winternacht
Autoren: Yasmine Galenorn
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beide.
    »Wer ist da?«, bellte Lannan wütend.
    »Regina. Wir müssen ein paar Erlasse vom Karmesin-Hof durchsprechen.«
    Sie lügt . Ich hörte es in ihrer Stimme, die durch den Windschatten zu mir drang. Sie lügt, und damit rettet sie mich. Aber warum tat sie das überhaupt? Sie liebte Lannan mit Hingabe und wollte nur, dass er zufrieden war, selbst wenn das bedeutete, mich als ein Stück Fleisch zu benutzen.
    Lannan sah mich mit verengten Augen an. »Unser Vertrag ist ungültig. Geh, besteig deinen Thron. Nimm die Krone, die dir zusteht.«
    Er konnte der Winterkönigin keinen Vertrag aufzwingen, und der Ausdruck seiner Augen verriet mir, dass er das sehr gut wusste. Er musste mich davon entbinden, ob es ihm gefiel oder nicht, aber er würde nicht so leicht aufgeben. Und was er als Nächstes sagte, bestätigte mir das.
    »Aber merk dir eins, Cicely. Ich gebe nicht eher Ruhe, bis ich dich in meinem Bett habe. Es kümmert mich nicht, wie lange es dauert, Hauptsache, ich kriege dich. Königin oder nicht – ich werde dir immer nachstellen!« Und endlich ließ er mich los.
    Ich zog meinen Pulli glatt und starrte ihn einen Moment an. »Wieso willst du mich überhaupt so dringend? Einfach nur, weil ich dir einen Korb gegeben habe?«
    Er wandte sich von mir ab. »Verschwinde aus meinem Büro. Tu, was du tun musst, Hoheit! «
    Als ich das Zimmer verließ, kam ich an Regina vorbei. Es war ihr anzusehen, dass sie alles mitgehört hatte. Als ich an ihr vorüberging, beugte sie sich vor und flüsterte: »Du kleine, dumme Kuh. Du kapierst es wirklich nicht, oder?«
    Ich blieb stehen. »Was denn? Ich weiß nur, dass Lannan entschlossen ist, mich zu demütigen, zu benutzen und mich dann von sich zu stoßen.«
    »Lannan demütigt jeden. Aber das ist nicht sein Ziel. Du hast wirklich keine Ahnung, nicht wahr?« Sie machte eine kleine Pause, und als sie wieder sprach, war ihr Tonfall weniger verärgert als irritiert. »Mein Bruder hat einen Narren an dir gefressen. Liebe ist als Wort zu stark, aber nennen wir es … Verliebtheit. Du hast ihn verhext, Cicely. Er ist besessen von dir, und du verweigerst ihm, was er am meisten begehrt. Ich kenne meinen Bruder seit Tausenden von Jahren. Glaub mir, er wird nicht von dir lassen, bis er entweder hat, was er will, oder stirbt. Und jetzt geh, solange ich ihn noch beruhigen kann.«
    Und damit rauschte sie in das Arbeitszimmer und warf die Tür hinter sich zu.

    Ich aß in meinem Zimmer zu Abend. Später verriegelte ich die Tür, und Grieve und ich schliefen ungestört bis zum nächsten Tag. Lannan belästigte mich nicht mehr und sprach auch nicht mehr mit mir, und als der Morgen kam, verdrängte ich das, was Regina gesagt hatte, endgültig aus meinen Gedanken. So viel Neues lag vor mir, dass ich keine Zeit hatte, mich um einen sexsüchtigen, besessenen Vampir zu kümmern. Das konnte ich immer noch tun, wenn – und falls – es jemals zu einem Problem werden sollte.
    Nach dem Frühstück versammelte unsere kleine Truppe sich in dem Wohnzimmer, das Lannan uns zur Verfügung gestellt hatte. Ysandra gesellte sich zu uns. Sie sah müde aus. Wie wir anderen.
    Von dem gestrigen Abend berichtete ich nur, dass Lannan mich aus dem Vertrag entlassen und Regina mir gesagt hatte, dass der Karmesin-Hof Abkommen mit den neuen Reichen schließen wollte.
    Wrath seufzte tief. »Ich denke, ihr müsst das tun. Die Zeiten, in denen die Feen zurückgezogen in Frieden leben konnten, nähern sich dem Ende. Wir müssen nun einen aktiveren Part übernehmen – das heißt, ihr müsst. Lainule und ich gehen an einen Ort, an dem wir uns ausruhen können.«
    »Woher sollen wir wissen, was wir tun und was wir lassen müssen? Wir haben noch nicht einmal genauere Informationen über das, was die Großhöfe und die Niederen sind – tatsächlich habe ich gestern zum ersten Mal davon gehört.«
    Lainule legte mir die Hand auf die Schulter. »Keine Angst. Wir stellen euch Berater zur Seite. Und Chatter und Grieve kennen die Hierarchien sehr gut. Sicher wird es schwer werden, aber ihr schafft das schon. Unser Volk wird euch akzeptieren.«
    »Da haben wir schon die nächste Frage. Ihr seid Königin des Sommerreichs, das Rhiannon übernehmen wird. Aber wenn es doch keine Dunklen Feen mehr gibt, über wen sollen Grieve und ich dann herrschen?« Ich war ernsthaft verwirrt.
    Wrath lachte. »Wenn das deine größte Sorge ist, dann fürchtet euch nicht. Hier sind überall Dunkle Feen, sie haben sich nur in den Schatten verborgen
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