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Winternacht

Winternacht

Titel: Winternacht
Autoren: Yasmine Galenorn
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nach, und wir sahen den erschlagenen Schattenjäger am Boden.
    Myst jedoch war nirgendwo zu sehen.

21. Kapitel
    W ir haben sie verloren.« Ich starrte angestrengt in den Wald. »Sie ist weg.«
    »Wir hätten sie nicht aufhalten können«, sagte Kaylin. »Wir werden sie schon wiederfinden. Oder sie uns.«
    »Er hat recht.« Grieve schlang mir einen Arm um die Taille und drehte mich um. »Myst wird nicht vergessen, wem sie dieses Desaster zu verdanken hat. Sie wird es dir heimzahlen wollen, wodurch sie gefährlicher ist denn je. Aber kommt jetzt, lasst uns zurückkehren. Die anderen brauchen jede Hilfe, die sie kriegen können.«
    Als wir wieder den Gang betraten, versuchte ich, das Gefühl der Niederlage zu verdrängen. Hoffentlich hatte unsere Armee mehr bewirkt als wir. Wir verschlossen die Tür nach draußen fest, und damit Myst nicht unbemerkt wieder hineinkommen konnte, legte Luna über das Schloss singend einen Zauber, der uns alarmieren würde, wenn jemand von draußen hineinzugelangen versuchte. Mehr konnten wir fürs Erste nicht tun, und im Moment musste es reichen.
    Ich fürchtete mich zwar vor dem, was uns in der großen Halle begegnen mochte, übernahm aber trotzdem die Führung, als wir wieder zurückkehrten. Doch es sah so aus, als hätten unsere Krieger dieses eine Mal die Oberhand behalten. Überall lagen toten Schattenjäger, und das viele Blut hatte den Boden rutschig gemacht.
    Lainule und Wrath knieten bei einem unserer Gefallenen. Er starb, und als Lainule ihm etwas ins Ohr flüsterte, schloss er die Augen und ließ los.
    Abwartend blieben wir stehen. Aus einem anderen Gang betrat eine weitere Truppe Krieger den Saal. Sie waren blutbesudelt und einige verletzt, knieten aber vor Lainule nieder.
    »Majestät, wir haben den Feind vernichtend geschlagen. Der Hügel ist befreit. Draußen sind noch mehr, doch wir haben eine Nachricht ins Sommerreich geschickt, dass wir Verstärkung brauchen, die die Wälder absucht. Heute haben wir über dreihundert Schattenjäger getötet.«
    Lainule lächelte. »Gut gemacht. Durchkämmt die Wälder, aber gebt acht. Myst ist noch auf der Flucht.« Sie warf mir einen raschen Blick zu.
    »Wir konnten sie nicht gefangen nehmen – sie ist uns entkommen. Sie hat nur einen Schattenjäger bei sich, wird vermutlich aber die Reste ihrer Truppen um sich sammeln, bevor sie einen weiteren Angriff wagt. Können wir irgendwie verhindern, dass sie neue Leute rekrutiert?«
    Ysandra, die ungemein erschöpft wirkte, nickte. »Wir können einen Ring von Wachleuten um den Goldenen Wald errichten, aber es wird eine höllische Aufgabe werden. Vorher brauchen wir einen Vertrag mit der Königin von Schilf und Aue.«
    Lainule lachte auf. »Na gut, dann schließe ich den Vertrag als eine meiner letzten Amtshandlungen.« Sie wandte sich an mich und Rhiannon. »Ihr müsst so bald wie möglich initiiert werden, so dass Wrath und ich gehen können. Unser Platz ist jetzt bei jenen, die einst ebenfalls regiert und diese Gefilde verlassen haben.«
    Ich senkte den Blick. »Das alles geschieht so schnell!«
    »Und das muss es auch. Es ist keine Zeit, diese Reise langsam zu verarbeiten, Eulentochter. Wenn ich könnte, würde ich sie dir geben, aber es ist, wie es ist.« Sie setzte sich auf einen Diwan, der es geschafft hatte, nicht mit Blut bespritzt zu werden. »Ich spüre bereits, wie meine Kräfte nachlassen. Für mich bricht die Nacht an – zumindest in diesen Gefilden.«
    Lainule und Wrath schickten uns, Ysandra und ihr Kontingent zurück zu Lannans Anwesen, während ihre Leute den Hügel aufräumten. Myst war verschwunden, und keiner wusste, wohin sie gegangen war. Als wir zurück zum Haus kamen, war die Sonne längst untergegangen, und es schien, als seien alle Vampire auf der Suche nach uns.
    Blutbeschmiert, frierend und erschöpft traten wir ein. Lannan musterte mich eine lange Weile wortlos, bevor sein Blick schließlich auch über den Rest unseres Trüppchens glitt.
    »Holt ihnen saubere Kleidung, macht Bäder bereit und seht zu, dass etwas zu essen auf den Tisch kommt. Cicely, wir sehen uns in meinem Arbeitszimmer, sobald du dich wieder etwas hergerichtet hast.« Und damit drehte er sich um und ging.
    Ich hatte keine Energie mehr, um ihm zu widersprechen. So vieles war geschehen, dass ich mich fast darauf freute, die Ereignisse mit jemandem zu besprechen, der nicht unmittelbar daran beteiligt gewesen war. Grieve warf mir einen finsteren Blick zu, aber ich schüttelte nur den Kopf, und wir
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