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Winternacht

Winternacht

Titel: Winternacht
Autoren: Yasmine Galenorn
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eingeschaltet und Musik laufen lassen, um unser angespanntes Atmen nicht mehr hören zu müssen, aber es wäre keine gute Idee gewesen. Wir gaben alles, um keine Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen. Ich hatte diesen Ausflug lieber am Tag unternehmen wollen, aber Lannan konnte tagsüber nicht hinaus, und für Mysts und Geoffreys Spione wären wir leichter zu finden gewesen. Also waren wir im Dunkeln der Nacht unterwegs, krochen von Straße zu Straße und hofften, am Ende der Reise etwas zu finden, das uns weiterhelfen würde.
    »Wonach suchen wir eigentlich?«, fragte Lannan. »Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, warum ihr zu diesem abgebrannten Haus zurückwollt. Ich habe Geld. Wenn ihr etwas braucht, kann ich es euch besorgen.«
    Ich schüttelte den Kopf und blickte unwillkürlich in den Rückspiegel, obwohl ich wusste, dass ich Lannan darin nicht sehen würde. »Nicht alles, was wir brauchen, kann gekauft werden. Myst und Geoffrey sind uns auf den Fersen. Wir brauchen von unseren magischen Vorräten, was wir retten können. Vergangene Woche habe ich für unseren Laden einige Zauber fertiggestellt. Falls einer davon das Feuer überlebt hat, könnte er uns nützlich sein. Und ich muss das Haus der Schleier einfach …« Ich brach ab.
    »Du musst das Haus der Schleier und was damit passiert ist einfach sehen«, schloss Kaylin. »Realitätscheck.«
    Ich hielt den Blick auf die Straße gerichtet, doch meine Stimme bebte. »Genau. Aber wag es ja nicht, das Wort ›verarbeiten‹ zu benutzen. Es kann kein Verarbeiten geben, solange Myst und die Schattenjäger hier ihr Unwesen treiben.«
    Verbittert darüber, wie die Dinge sich entwickelt hatten, presste ich die Lippen zusammen. Zwei unserer wichtigsten Verbündeten hatten uns den Rücken zugekehrt, weil ich mich geweigert hatte, mich auf einen Plan einzulassen, der mich unweigerlich in ein Ungeheuer verwandelt hätte. Also hatte man sich einfach von uns abgewandt und uns mitten in dem Schlamassel, den wir nicht zu verantworten hatten, im Stich gelassen.
    Als spürte er meine Gedanken, beugte Wrath sich vor und legte mir eine Hand auf die Schulter. Das Gewicht und die Kraft seiner Finger taten mir gut. »Du hast den richtigen Weg gewählt. Er mag vielleicht steiniger sein als der, den Geoffrey dir angeboten hat, aber du musst deinen Instinkten vertrauen, Cicely.«
    Ich nickte und versuchte, das Gefühl des Verrats, das in mir nagte, zu verdrängen. Was gewesen war, war gewesen, und wir mussten eben einfach ohne Geoffreys Leute und die Hilfe der Sommerkönigin auskommen. Was mich wieder auf die nächste heikle Angelegenheit brachte. Mein Vater, Wrath, war zufällig mit Lainule verheiratet, aber er hatte sich auf meine Seite geschlagen. Eine jämmerliche kleine Angst begann sich in mir festzusetzen. Würde nun auch sie mir etwas antun wollen, weil ich ihr ihren Partner abspenstig gemacht hatte?
    Als ich in eine Seitenstraße einbog, schaltete ich die Scheinwerfer aus. Von hier aus würden wir uns ganz im Dunkeln fortbewegen. Favonis’ Heck schlingerte, und ich lenkte die Räder behutsam in die Spurrillen, bevor wir gegen den Bordstein prallten. Unaufhörlich fiel der Schnee auf uns herab, damit wir auch ja nicht vergaßen, dass der lange Winter uns in Geiselhaft genommen hatte.

    Fünfzehn langsame Minuten später näherten wir uns der Einmündung der Vyne Street, einer Sackgasse. Diese Stadt – und das Haus der Schleier – waren für mich das einzige Zuhause gewesen, was ich je gekannt hatte. Viele Jahre lang hatte ich mir nur gewünscht, dem Leben auf Achse und meiner ständig zugedröhnten Junkie-Mutter und Bluthure entkommen zu können und wieder nach New Forest zurückzukehren. Und nun, da ich mir diesen Wunsch erfüllt hatte, war hier das Chaos ausgebrochen.
    Als wir uns dem Ende der Straße näherten, wo das Haus der Schleier bis vor zwei Tagen gestanden hatte, merkte ich, dass ich den Atem anhielt. Was würde uns erwarten? Und würden wir gegen ein Rudel Schattenjäger kämpfen müssen, um die Ruinen untersuchen zu können?
    Ich fuhr auf die Auffahrt und wagte es endlich, zum Haus hinüberzublicken. Geschwärzte Mauern ragten vor uns auf, und mein Herzschlag begann zu jagen. Das Haus war nicht bis auf die Grundmauern niedergebrannt, es war noch einiges da.
    Ich packte den Türgriff, stieß die Tür auf und wollte aussteigen, als Lannans Arm von der Rückbank nach vorn schoss, sich um meinen Hals legte und mich zurückzog. »Sei auf der Hut, meine schöne Cicely. Die
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