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Winternacht

Winternacht

Titel: Winternacht
Autoren: Yasmine Galenorn
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einen Kreis über uns. Ich bedeutete den anderen mit dem Kopf, mir zu folgen, duckte mich und bewegte mich langsam vorwärts. Wrath verschwand mit lautlosen Flügelschlägen hinterm Haus.
    Bist du bereit? Wir wollen jetzt hinein.
    Uleans Antwort hallte in mir. Ich gehe vor und verwehe euren Geruch. Sie werden euch nicht wittern können .
    Und so setzten wir uns in Bewegung. Ich ging voran, Kaylin folgte mir, hinter ihm Lannan, lautlos wie die Nacht selbst. Aus irgendeinem Grund überraschte mich Lannans Lautlosigkeit, obwohl ich nicht wusste, wieso – es war schließlich bekannt, dass Vampire kein Geräusch machten, wenn sie es so wollten. Vielleicht lag es daran, dass er sich so großspurig gab oder immer das letzte Wort haben musste. Aber was immer es war, wir bewegten uns im Einklang und schlichen in den Schatten der Ruinen, die einst das Haus der Schleier gewesen waren.
    Mein Fächer war mit einer Schlaufe um mein Handgelenk befestigt. Damit konnte ich ganze Stürme hervorrufen, aber Lainule hatte mich gewarnt, ihn zu oft einzusetzen; magische Objekte neigten dazu, ihren Besitzer zu vereinnahmen, wenn man nicht sehr vorsichtig damit umging. In meiner anderen Hand hielt ich einen silbernen Dolch, den mein Vater mir geschenkt hatte. Kaylin hatte Wurfsterne bei sich, doch Lannan trug keine Waffe. Er war die Waffe.
    Wir umkreisten das Haus, das nach nasser Asche und Holzkohle roch. Mit einem Mal wurde mir wieder bewusst, was wir verloren hatten, und einen Moment lang verschlug es mir den Atem. Schlimmer noch war der Verlust meiner Tante Heather. Sie war Herz und Seele dieses Hauses gewesen. Wenn ich daran dachte, dass sie als Vampirfee unter Mysts Herrschaft leben musste, hätte ich mich übergeben können. Ich zwang meine Aufmerksamkeit zurück auf das, was vor uns lag. Eins nach dem anderen. Was Heather anging … sie war für uns verloren. Es gab nichts, was wir tun konnten, außer sie zu erlösen, und das bedeutete, sie zu finden – und sie zu vernichten.
    Als wir nun um die Ecke bogen, sahen wir sie. Die Schattenjäger. Vampirfeen. Sie fuhren auf, als wir uns auf sie stürzten, und einer der beiden zischte. Der bläuliche Schimmer ihrer Haut leuchtete vor dem Weiß des fallenden Schnees, und in ihren Augen, die schwarz wie die der Vampire waren, wirbelten kalte Sterne.
    Ich rannte auf sie zu, um sie zu erwischen, bevor sie sich verwandeln konnten. Während ich auf den einen zusteuerte, kam Wrath mit einem durchdringenden Schrei im Sturzflug herab und schlug seine Krallen in die Schulter des anderen.
    Der Schattenjäger kreischte und wand sich, als mein Vater seine Haut aufschlitzte. Sobald Wrath wieder aufflog, schleuderte Kaylin seine Wurfsterne. Mit Lannan dicht auf den Fersen warf ich mich auf meinen Gegner.
    Der Schattenjäger sah mich kommen und zog ein Obsidianmesser hervor. Dreck . Die Klingen waren normalerweise vergiftet und so scharf, dass sie durch Haut und Fleisch gingen wie ein heißes Messer durch Butter. Dazu kam, dass gerade ich ein Problem mit Obsidian hatte. Das Material weckte das Raubwesen in mir, und ich hatte noch nicht gelernt, die Auswirkungen zu kontrollieren.
    Ich sprang zur Seite, als er die Klinge nach vorn stieß, und versenkte meinen Dolch in seine Seite. Er kreischte und begann sich zu verwandeln, als auch schon Lannan von der anderen Seite kam.
    Der Schattenjäger riss den Mund auf. Der Unterkiefer hakte sich aus, während er sich gleichzeitig verlängerte, und als der Mann auf alle viere ging, wurde er zu einem riesigen, hässlichen hundeartigen Wesen mit rasiermesserscharfen Zähnen. Er duckte sich, sprang und warf sich auf mich, obwohl Lannan auf seinem Rücken landete und seine Fangzähne in seinen Nacken schlug.
    Ich nutzte die Ablenkung und rammte dem Jäger meine Klinge zwischen die Augen. Der Schattenjäger schrie schrill auf. Lannan riss den Kopf zurück und schlug eine tiefe Wunde. Aus dem Hals des Ungeheuers sprudelte das Blut schäumend hervor und quoll die Flanke herab. Mit einem kehligen Lachen begann Lannan an der Wunde zu saugen.
    Ich taumelte rückwärts und zog dabei meinen Dolch aus dem Schädel des Monsters. Ein Vampir, der trank, hatte etwas sehr Ursprüngliches, etwas Wildes und Leidenschaftliches. Es juckte mich, meine Hand auszustrecken, mit den Fingern durch Lannans Haar zu fahren, meine Lippen auf seine zu legen …
    Ulean heulte um mich herum. Cicely! Pass auf, wo du hintrittst. Du kommst der Flamme zu nah .
    Ich schüttelte meinen Kopf, um ihn
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