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Winternacht

Winternacht

Titel: Winternacht
Autoren: Yasmine Galenorn
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gehalten. Nun werden sie herauskommen, sich vereinigen und von euch eine neue Art des Daseins kennenlernen. Die Wildling-Feen haben dich anscheinend in ihr Herz geschlossen und werden sich deiner Herrschaft beugen. Und wie ich schon einmal sagte: Einige aus dem Sommerreich fühlen sich wohler in der Nacht, in der Kälte. Sie werden zu dir kommen.«
    Es gab noch so vieles, das ich nicht verstand, aber ich hielt mich zurück. Es würde noch eine ganze Weile dauern, bis wir uns zurechtfanden. Und hoffentlich würde die Initiierung einige unserer Fragen beantworten.
    Wrath erhob sich. »Die Hügel sind wieder bewohnbar. Unsere Krieger haben alle Schattenjäger, die sie erwischt haben, beseitigt, aber wir wissen, dass im Wald noch mehr herumlaufen. Lannan und Regina haben gestern Nacht fünfzig Mann losgeschickt, die das ganze Gebiet durchkämmt haben, die übrigen verstecken sich also sehr gründlich. Myst selbst ist untergetaucht.«
    Er streckte sich und winkte Rhiannon und mich dann zu sich. »Kommt mit. Ihr beide müsst eure neue Heimat kennenlernen. Die Wintersonnenwende nähert sich, und mit ihr eure Initiation. Und die Doppelhochzeit.«
    Trotz Millionen Fragen stand ich schweigend auf und folgte den anderen aus dem Zimmer in die Eingangshalle, wo wir uns für einen weiteren Ausflug in den Wald bereit machten.

22. Kapitel
    E ine Woche war vergangen, seit wir Myst aus dem Hügel vertrieben hatten, und nun lebten dort wieder Cambyra-Feen.
    Am Ende der Vyne Street stand noch immer die Ruine, die einst das Haus der Schleier gewesen war, doch die Bauarbeiten hatten bereits begonnen. Das Konsortium hatte uns unbürokratisch schnell einen Kredit gewährt, und wir ließen das Haus wieder aufbauen, auch wenn wir dort nicht wohnen würden. Peyton und Luna würden es beziehen, und Kaylin wollte sich zu ihnen gesellen. Die Mondweber würden weiterhin existieren, nur dass ihre Hohepriesterin – nämlich ich – auch gleichzeitig Feenkönigin war. Wir hatten beschlossen, auf die ursprüngliche Tradition, dass Sommer- und Winterkönigin sich nur zweimal im Jahr begegnen konnten, zu pfeifen, und uns stattdessen auf ein zweimonatliches Treffen geeinigt. Und ich hatte das dumpfe Gefühl, dass wir uns im Laufe der Zeit noch über einige alte Regeln hinwegsetzen würden.
    Unser Initiationsritual würde in drei Tagen stattfinden, am Abend vor der Wintersonnenwende. Am eigentlichen Sonnenwendtag würden Chatter und Rhiannon und Grieve und ich vermählt werden.
    Obwohl mein Herz vor Freude hüpfte, hielt die Furcht New Forest und die umliegenden Wälder noch immer in ihren Klauen. Myst war irgendwo da draußen, und wir konnten sie spüren – sie beobachtete uns, und sie war wütend. Geoffrey und Leo ebenfalls, und wir waren sicher, dass sie über kurz oder lang Ärger machen würden.
    Lannan hatte nicht mehr mit mir gesprochen, seit ich sein Arbeitszimmer verlassen hatte. Regina hatte mir geraten, ihm ein Weilchen aus dem Weg zu gehen, und diesmal befolgte ich ihren Rat. Er war beim letzten Mal kurz davor gewesen, die Kontrolle über sich zu verlieren, und ich hatte keinerlei Bedürfnis, ihn zu provozieren. Stalker waren immer gruselig und angsteinflößend, aber Vampirstalker? Schlimmer konnte es wohl kaum kommen.
    Grieve und ich waren gerade dabei, die Küchenutensilien durchzusehen, um zu entschieden, was noch zu retten war und was nicht. Unter den Scherben entdeckte ich einen Teller, der die Plünderungen und den Brand überstanden hatte, und als ich mit der Hand über das verrußte Porzellan strich, kullerte mir eine Träne über das Gesicht.
    »Was ist denn los, Liebling?« In den vergangenen Tagen hatte ich erlebt, wie sich Grieve von einem gepeinigten Raubwesen in einen zufriedenen Feenmann verwandelte. Er würde nie wieder der Prinz des Sommers sein, doch nun war er bereit, König des Winters zu werden, und seit er Mysts Fesseln los war, hatte er sich entwickelt. Er wirkte sogar körperlich größer, und sein platinfarbenes Haar glänzte im Licht der Sonne, die durchs Fenster hereindrang. Zwar schneite es noch hin und wieder, aber nicht mehr unablässig, und in den immer länger werdenden Pausen war auch wieder öfter die Sonne zu sehen.
    »Ich musste gerade an meine Tante denken. Wie sehr sie dieses Haus geliebt hat. Wie sehr sie Rhiannon geliebt hat – und mich. Ich vermisse sie so.« Und das tat ich; Tante Heather war für mich gleichbedeutend mit meiner Kindheit.
    Grieve nahm mir den Teller ab und legte ihn auf den Stapel
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