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Wintermord

Wintermord

Titel: Wintermord
Autoren: Camilla Ceder
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Krankenhaus gekommen bist, Christian, aber du kannst jetzt gehen. Ich bin müde, und ich weiß doch, dass du bis über beide Ohren in Arbeit steckst.«
    Da kam auch schon ein junger Pfleger auf ihn zu: »Christian Tell? Ich habe eine Mitteilung für Sie. Bitte rufen Sie Karin Beckman an. Es ist offensichtlich – ich zitiere – ›verdammt eilig‹.«
    Tell klappte sein Handy auf und tippte die Kurzwahltaste für Karin Beckmans Nummer. Eine Krankenschwester runzelte tadelnd die Stirn und zeigte auf ein Schild an der Wand, auf dem ein durchgestrichenes Mobiltelefon abgebildet war. Tell nickte und formte stumm das Wort: »Entschuldigung«, was sowohl an die Schwester als auch an Seja gerichtet war.
    Seine Stimme hallte durch den Flur. »Karin? Worum geht’s?«
    »Worum es geht? Was meinst du damit?«, kam es von ihr. »Wo bist du? Bärneflod hat gesagt, dass du mit ins Krankenhaus gefahren bist?«
    »Schieß los«, sagte er.
    »Caroline Selander ist in Ystad festgenommen worden, am Anleger für die Polenfähre und ...«
    Wahrscheinlich trat Karin Beckman in diesem Moment in den Aufzug, denn der Empfang verschlechterte sich.
    »... Polizei hat den VW-Bus durchsucht und ... ein Messer gefunden, das die Waffe sein könnte, mit der Molin ermordet wurde«, fuhr Karin Beckman fort. »Sie ist zwar abgewaschen worden, aber der Schaft ist aus Holz, sodass man, laut Spurensicherung, etwas finden müsste.«
    »Gut«, sagte Tell. »Was haben sie von der Festnahme erzählt, hat sie ...«
    »Christian«, fiel sie ihm ins Wort. Sie klang seltsam angespannt. »Ann-Christine Östergren ist vor zwei Stunden in ihrem Zimmer zusammengebrochen. Sie musste mit dem Notarztwagen abgeholt werden.«
    Tell trat einen unbeholfenen Schritt zurück, sodass er Rücken und Kopf an die Wand lehnen konnte.
    »Hallo, Christian? Bist du noch dran?«
    Er presste sich die flache Hand auf die Stirn. »Ja, ich bin noch dran. Wie geht es ihr?«
    »Das weiß ich natürlich nicht, das Krankenhaus erteilt ja nur Auskünfte an Angehörige. Wir haben eine Handynummer von Ann-Christines Mann, aber nachdem er es erfahren und sich ein Taxi zum Krankenhaus genommen hatte, ging niemand mehr dran. O Gott.«
    Es hörte sich so an, als würde sie weinen, was Tell überraschte. Das Verhältnis zwischen Karin Beckman und ihrer Chefin hatte er nie als sonderlich eng empfunden.
    Er riss sich zusammen und sagte: »Ich geh nach draußen, Karin. Warte mal kurz.«
    Tell nahm den Fahrstuhl nach unten und rief sie wieder an, als er vorm Krankenhaus stand. Anscheinend hatte ihr die kurze Pause gereicht, um ihre Fassung zurückzugewinnen. »Entschuldige. Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist, es war alles ein bisschen viel in letzter Zeit. Ich hab Göran verlassen. Diesmal aber endgültig. Zumindest glaube ich das.«
    Tell wartete auf eine Fortsetzung. Als keine kam, sagte er: »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen.« Einen Moment schwiegen sie beide.
    »Doch«, widersprach sie schließlich. »Der Tod setzt uns allen zu, nicht nur dir. Ich meine, theoretisch kann man total viel kapiert haben, aber in der Praxis ...«
    »Ist schon gut, Karin«, beschwichtigte er. »Ist doch schön, wenn man sich so ergänzen kann.«
    Normalerweise hätte er sich über seine ungeschickten Kommentare geärgert, aber seine Worte waren wirklich aufrichtig gemeint. »Und außerdem«, fuhr er fort, »hast du doch gesagt, dass Ann-Christine Östergren erst vor ein paar Stunden eingeliefert wurde. Da ist es doch kein Wunder, dass du noch niemand erreicht hast. Du wirst dich wohl bis morgen gedulden müssen, egal, was passiert.«
    »Was, wenn sie nicht durchkommt?«
    »Dann wirst du trotzdem nichts machen können, außer abwarten.«
    Sie lachte und schluchzte gleichzeitig. Einen Augenblick dachte er schon, sie hätte aufgelegt, aber dann sprach sie in leichterem Ton weiter. »Übrigens hat Björkman sich gemeldet, sie haben in Barts Haus Briefe von der Schwester gefunden. Offensichtlich hat sie versucht, Geld von ihm zu erpressen.«
    »Lass mich raten: Sie hat ihm gedroht, zu erzählen, was sie über seine Beteiligung an den Vorfällen beim Biker-Club wusste?«
    »Genau. Anscheinend war sie der Meinung, er hätte sich irgendwann Geld von ihr unter den Nagel gerissen. Auf diese Art versuchte sie, es sich wiederzubeschaffen.«
    Tell durchsuchte seine Taschen nach dem Zettel mit der Telefonnummer von Sejas Station. Es war wohl Zeit, sich auf den Weg zu machen, denn es hatte heftig zu schneien
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