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Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman

Titel: Winter der Welt - Die Jahrhundert-Saga Roman
Autoren: Ken Follett
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greifen. Wolodja erschrak, als er die grellen Farben im Feuerball sah: grün, purpur, orange und violett.
    Der Ball verwandelte sich in einen Pilz, dessen Schirm immer weiter nach oben wuchs. Dann kam das Geräusch – ein Donnerschlag, als wäre das schwerste Geschütz der Roten Armee direkt neben einem abgefeuert worden, gefolgt von einem dumpfen Grollen, das Wolodja an den furchtbaren Beschuss der Seelower Höhen erinnerte.
    Schließlich löste die Wolke sich auf, und das Geräusch verhallte.
    Es folgten lange Sekunden fassungslosen Schweigens.
    Dann sagte jemand: »Mein Gott, damit habe ich nicht gerechnet.«
    Wolodja umarmte seine Frau. »Du hast es geschafft!«
    Zoja blickte ernst drein. »Ich weiß«, sagte sie. »Aber was haben wir getan?«
    »Ihr habt den Kommunismus gerettet«, antwortete Wolodja.

    »Die russische Bombe basierte auf Fat Man, dem Monstrum, das wir auf Nagasaki abgeworfen haben«, sagte Special Agent Bill Bicks. »Jemand hat den Roten die Pläne zugespielt.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«, fragte Greg.
    »Von einem Überläufer.«
    Sie saßen in Bicks’ Büro in der Washingtoner Zentrale des FBI . Es war neun Uhr morgens. Bicks war in Hemdsärmeln. Seine Achselhöhlen zeigten Schweißflecken, obwohl das Gebäude angenehm klimatisiert war.
    »Diesem Kerl zufolge«, fuhr Bicks fort, »bekam ein Oberst der GRU die Pläne von einem Wissenschaftler, der zum Manhattan-Projekt gehörte.«
    »Hat er gesagt, von wem?«
    »Den Namen kannte er nicht. Deshalb habe ich Sie herbestellt. Wir müssen den Verräter finden.«
    »Das FBI hat damals doch alle Wissenschaftler überprüft.«
    »Ja, und die meisten von den Burschen waren Sicherheitsrisiken! Wir konnten nichts unternehmen, wir brauchten diese Typen. Wir wenden uns an Sie, weil Sie die Leute persönlich kannten.«
    »Wer war der GRU -Oberst?«
    »Sie kennen den Mann. Er heißt Wladimir Peschkow.«
    »Mein Halbbruder!«
    »Richtig.«
    »Und was ist mit mir? Hatten Sie mich nicht in Verdacht?«, fragte Greg mit einem Auflachen. Es klang auch für ihn selbst ziemlich gezwungen.
    »Oh, das hatten wir, das können Sie mir glauben«, erwiderte Bicks. »Sie sind gründlicher unter die Lupe genommen worden, als ich es in meinen zwanzig Jahren beim FBI je erlebt habe.«
    Greg blickte ihn skeptisch an. »Sie wollen mich auf den Arm nehmen.«
    »Ihr Junge ist gut in der Schule, nicht wahr?«
    Greg erschrak. Wer konnte dem FBI etwas von Georgy erzählt haben? »Sie meinen mein Patenkind?«
    »Greg, ich sagte, ich habe Sie gründlich unter die Lupe genommen. Wir wissen, dass er Ihr Sohn ist.«
    Greg war verärgert, ließ es sich aber nicht anmerken. Währendseiner Zeit beim Abschirmdienst der Army hatte er in den persönlichen Geheimnissen zahlreicher Verdächtiger herumgestochert. Er hatte kein Recht, sich zu beklagen.
    »Sie sind sauber«, fuhr Bicks fort.
    »Da fällt mir aber ein Stein vom Herzen.«
    »Außerdem betonte unser Überläufer, dass die Pläne von einem Wissenschaftler kamen und nicht von einem der Heeresangehörigen, die an dem Projekt mitgewirkt haben.«
    Nachdenklich sagte Greg: »Als ich Wolodja in Moskau kennenlernte, behauptete er, nie in den Vereinigten Staaten gewesen zu sein.«
    »Da hat er gelogen«, erwiderte Bicks. »Er war im September 45 hier und hat eine Woche in New York verbracht. Dann haben wir ihn für acht Tage aus den Augen verloren. Er tauchte kurzzeitig wieder auf und fuhr nach Hause.«
    »Acht Tage?«
    »Ja. Das ist uns ganz schön peinlich.«
    »Das reicht, um nach Santa Fe zu fahren, zwei Tage zu bleiben und nach New York zurückzukehren.«
    »Stimmt.« Bicks beugte sich über seinen Schreibtisch vor. »Aber überlegen Sie mal: Wenn der Wissenschaftler bereits als Agent angeworben war, wieso wurde er dann nicht von seinem normalen Führungsoffizier kontaktiert? Warum ist jemand aus Moskau gekommen, um mit ihm zu reden?«
    »Sie glauben, der Verräter wurde während dieses kurzen Besuchs angeworben? Zwei Tage … Das kommt mir reichlich knapp vor.«
    »Wahrscheinlich hat er schon vorher für die Sowjets gearbeitet, war aber nicht mehr tätig. Wie auch immer, wir glauben, dass die GRU jemanden herschicken musste, den der Wissenschaftler bereits kannte . Das bedeutet, dass es irgendeine Gemeinsamkeit zwischen Wolodja und einem der Wissenschaftler geben könnte.« Bicks wies auf einen Nebentisch, auf dem sich die hellbraunen Aktenhefter stapelten. »Die Antwort ist irgendwo da drin verborgen. Das sind unsere Dossiers
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