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Windkämpfer

Windkämpfer

Titel: Windkämpfer
Autoren: Robert Redick
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und mich von allen Ratsversammlungen auszuschließen, sollte ich noch einem weiteren Menschen unsere Anwesenheit offenbaren. Dennoch habe ich das heute getan, denn ich bin genau wie ihr der Überzeugung, dass diesem Unheil Einhalt geboten werden muss. Man wird mich vielleicht nicht töten, aber man wird mir auch keine Gefolgschaft mehr leisten. Taliktrum muss jetzt die Führung übernehmen, wenn er dazu imstande ist.«
    Ihre Miene war sehr finster. Doch dann hob sie plötzlich den Kopf und lachte – es klang wunderschön, wie Musik. »Ich habe sie angefleht, mich Dri zu nennen«, sagte sie. »Einfach nur Dri, genau wie mein Bruder. Vielleicht hören sie jetzt auf mich.«
    Ramachni seufzte. »Zumindest hoffe ich, dass du auf sie hörst, Hercól. Du könntest dir in dieser Stunde keinen besseren Freund wünschen. Bedenke doch nur: Wenn einer von uns Rose gegenüber ein Wort fallen lässt, muss ihr ganzes Volk sterben. Diese Frau gibt nicht nur ihr eigenes, sondern das Leben ihres gesamten Clans in deine Hände. Du solltest wenigstens ebenso viel Mut beweisen.«
    Hercól war schockiert. Noch nie zuvor hatte er sich eine Standpauke von Ramachni anhören müssen. Er schloss die Augen und holte tief Atem. Dann stand er auf und verneigte sich vor Diadrelu.
    »Vergeben Sie mir, Lady«, sagte er. »Meine verbrannten Finger hätten mich beinahe blind gemacht. Sie haben mir das Leben gerettet. Ich bin Ihr dankbarer Diener.«
    »Sei lieber mein Waffengefährte«, sagte sie und verneigte sich ihrerseits.
    »Ich habe eine noch bessere Idee«, warf Eberzam Isiq ein. »Ihr fünf wurdet vom Roten Wolf auserwählt. Mich wählte er nicht, aber ich werde natürlich an eurer Seite kämpfen. Was immer die Gründe dieses Schutzgeistes waren, ihr müsst seine Entscheidungen respektieren. Ihr seid alle jünger als ich. Folgt jetzt dem Instinkt eines alten Soldaten. Schwört einen Eid.«
    »Worauf sollen wir schwören, Admiral?«, fragte Diadrelu.
    Isiq setzte zum Sprechen an – und hielt inne. Sein Blick wanderte von einem zum anderen. Er berührte die Wolfsnarbe an Neeps’ Handgelenk und die Kette, die so unschuldig um Taschas Hals lag. Und schließlich schaute er Pazel lange in die Augen.
    »Was fragt ihr mich?«, stieß er dann hervor. »Ich habe mein Leben damit vergeudet, eine Lüge zu verherrlichen! Arqual steht nur für Raub – Raub und Gewalt. Mein Kaiser wurde als Schurke entlarvt, mein Arzt und ältester Freund als sein Helfershelfer. Die Frau, der ich meine Liebe schenkte, hat versucht, mich zu töten. Alles, woran ich glaubte, ist zunichte geworden.«
    »Nicht alles«, entgegnete Ramachni. »Tatsächlich ist Ihr Glaube das Einzige, was Ihnen noch bleibt, Exzellenz. Sehen Sie das nicht in den Gesichtern?«
    »Ich sehe nur Gesichter, denen ich Unrecht zugefügt habe«, murmelte Isiq.
    Ramachni sprang auf Taschas Arm. Sie setzte ihn schweigend auf ihre Schulter, und er musterte den Admiral mit seinen großen, gütigen Augen. Isiq blinzelte und wandte den Blick ab.
    »Sag du ihnen, worauf sie schwören sollen, Magier«, bat er.
    »Ich würde nur die Worte wiederholen, die Sie soeben in Ihrem Herzen gesprochen haben.«
    Isiq schaute hastig auf. Doch jetzt schien ihn Ramachnis Blick ein wenig zu beruhigen. Er trat an die Galeriefenster und spähte durch eine Lücke in den Gardinen. Sonnenschein fiel auf sein Gesicht.
    »Schwört auf euch selbst«, sagte er. »Dass keine Bande des Volkes, des Blutes oder des Glaubens euch trennen mögen, solange ihr für eine gute Sache kämpft. Schwört, dass ihr solche Bande für eure Gefährten verleugnen werdet. Schwört auf den Wolf, dessen Mal ihr tragt.«
    Sie standen ganz still und sahen einander an. Bande des Blutes?, dachte Pazel, und vor seinem inneren Auge erschien das Bild seiner Mutter und Nedas. Doch dann dachte er an Diadrelu. Ja, gerade die Bande des Blutes.
    Als er vortrat, fühlte er sich sehr jung. Er hob die Hand mit der Narbe. »Ich schwöre«, sagte er und sah Tascha an. »Auf den Roten Wolf und auf euch alle. Bis in den Tod und wenn nötig auch darüber hinaus.«
    Nacheinander leisteten Hercól, Tascha, Neeps und Diadrelu den gleichen Schwur. Ramachni schaute von einem zum anderen und fuhr seine Krallen aus und ein.
    »Der Wolf wird euch nicht erlauben, dieses Versprechen zu vergessen«, sagte er. »Mehr noch, ihr müsst selbst zu eisernen Wölfen werden, wenn ihr gegen Arunis, den Schaggat und die Schrecken des Herrschermeeres bestehen wollt. Der Nilstein ist unzerstörbar
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