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Windkämpfer

Windkämpfer

Titel: Windkämpfer
Autoren: Robert Redick
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– und ihr fünf werdet keine Ruhe finden, bis er dem Zugriff des Bösen entzogen ist. Und jetzt, Lady Dri, müssen Sie sich verstecken.«
    »Warum?«, fragte sie und huschte hinter Feltrups Korb.
    »Darum«, sagte Isiq und zog die Gardinen zurück.
    Was für ein Anblick! Die Chathrand hatte beigedreht, und an der Backbordseite erhob sich die Stadt Simja. Die Wellen schlugen gegen ihre Seemauer, sodass es fast aussah, als stiegen ihre Türme, Tempel und Zedernhaine aus dem Gischt empor. Schiffe aus aller Herren Länder lagen an ihren Landestegen, oft zu sechst oder gar zu acht nebeneinander. Steuerbords schwammen im tieferen Wasser die größeren Kanonenboote und Kauffahrer. Am auffallendsten waren die mzithrinischen Blodmele: schlanke weiße Kriegsschiffe, weiß gestrichen, sogar an den gepanzerten Seiten, mit riesigen Kanonen, die wie Nadeln nach allen Richtungen zeigten, und an den Masten die Flagge des Mzithrin mit den roten Ringen auf weißem Grund.
    »Achtzehn Schiffe«, sagte Hercól ehrfürchtig. »Ein volles Geschwader.«
    Natürlich waren selbst die größten nur halb so groß wie die Chathrand. Aber es waren so viele! Pazel konnte einen Schauer nicht unterdrücken. Das waren die Blutsäufer, die Sargverehrer, die mit ihren Kanonenkugeln Menschen in Flammen aufgehen ließen. Musste man nicht auch sie fürchten?
    »Ganz vorne liegt die Jistrolloq«, sagte Isiq, der durch sein Fernrohr schaute. »Zweihundert Geschütze. Sie hat im letzten Krieg die Maisa, das Schwesterschiff der Chathrand, versenkt. Sie wird deinen zukünftigen Bräutigam, den Prinzen Falmurqat, an Bord haben, Tascha.«
    »Lasst uns mit den schlechten Nachrichten warten, bis er an Land geht«, murmelte Neeps.
    »Von uns geht heute Nacht sicherlich keiner an Land«, sagte Hercól, »und keiner von uns wird schlafen! Denn morgen bei Tagesanbruch kommen die Templermönche, um Tascha abzuholen. Man will ihr das mzithrinische Eheversprechen einpauken. Vermutlich soll sie auch gebadet werden.«
    »Gebadet?«, rief Tascha. »Ich bin doch kein Säugling!«
    »Aber ein Opfer«, sagte Hercól. »Und uns bleibt nur noch diese Nacht, um einen Weg zu finden, wie wir das verhindern können.«
    »Wäre vielleicht jemand so freundlich, mir ein Bad einzulassen?«, fragte Ramachni. Alle schauten überrascht auf. »Ich habe zwar gelernt, mir so allerlei aus dem Fell zu lecken, aber Volpek-Blut gehörte bisher nicht dazu. Außerdem ist es hier warm und da, wohin ich gehe, ist es kalt.«
    »Das mache ich«, erbot sich Pazel.
    Er durchquerte den Salon und betrat Isiqs persönlichen Waschraum. Dort stand ein kleines Porzellanbecken. Das hielt es unter den Hahn des Frischwasserfasses. Nur noch diese Nacht, dachte er.
    Als das Wasser in das Becken plätscherte, beschlich ihn ein merkwürdiges Gefühl: ein unerwartetes Glücksempfinden, als hätte er sich soeben an den schönsten Traum seines Lebens erinnert. Er begann vor Staunen zu zittern. Sein Atem ging schneller.
    »Land-Junge, Land-Junge! Ich liebe dich!«
    »Klyst!«
    Da im Wasser, war das ihr Spiegelbild oder das seine? Wieder rief er, wie betäubt vor Freude und Angst, ihren Namen. Dann spürte er eine Hand an seinem Arm. Tascha.
    »Was ist los?«, fragte sie. »Was hast du da eben gerufen?«
    Pazel wollte antworten, brachte aber kein Wort heraus. Tascha trat vollends ein und schloss die Tür hinter sich. Dann sah sie ihn fest an.
    »Irgendetwas geschieht mit mir«, sagte sie.
    Pazel schaute rasch auf. »Was meinst du? Bist du krank?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Keineswegs. Aber ich … verändere mich. Wenn ich dieses Buch lese, fühle ich mich wie verwandelt. Als wäre ich älter geworden.«
    Er stand vor ihr, das Becken in Händen, und wartete. Sie hatte noch mehr zu sagen.
    »Es ist ein Zauberbuch«, sagte sie endlich. »Habe ich dir erzählt, dass ich über den Schaggat Ness und alle seine Verbrechen zum ersten Mal in meinem Polylex gelesen habe?«
    »Das hattest du erwähnt.«
    »Pazel, die dreizehnte Ausgabe wurde gedruckt, bevor der Schaggat überhaupt geboren wurde.«
    Ihre Blicke begegneten sich, und Pazel spürte, wie etwas von ihrer Furcht auf ihn übersprang.
    »Und es wurde geschrieben, lange bevor die Mzithrini die Dracheneier erfanden«, fuhr sie fort. »Trotzdem habe ich auch darüber gelesen. Es scheint unmöglich, aber es ist so. Das Buch fügt von sich aus Einträge hinzu. Es schreibt sich selbst.«
    Er starrte sie an. »Tascha, das musst du Ramachni erzählen.«
    »Das habe ich«,
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