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Windkämpfer

Windkämpfer

Titel: Windkämpfer
Autoren: Robert Redick
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wie ein Kennwort aus dem Lorg – zumindest kannte ich es von der Mutter Prohibitor.«
    »Die alten Frauen des Lorg beschäftigen sich bei weitem nicht nur mit den Angelegenheiten einer einzigen Schule«, sagte Hercól. »Ich kenne einige, die glaubten, über das Schicksal ganzer Nationen bestimmen zu können. Aber sie hüten ihre Geheimnisse wie seltene Juwelen, und es steht zu befürchten, dass sie im Grunde nur ihren eigenen Interessen dienen.«
    »Wie sollen wir die Verbündeten finden, wer immer sie auch sein mögen?«, fragte Neeps. »Und woran merken wir überhaupt, ob wir alle gefunden haben? Wir wissen doch nicht einmal, von wie vielen wir sprechen.«
    Sie sahen sich an, und keiner sagte ein Wort. Endlich drehte Tascha sich um und ging zu ihrem Buch zurück.
    »Erithusmés Landsleute gehörten doch zum Mzithrin?«, fragte sie.
    »Bis auf den Namen«, erklärte Hercól. »Sie wurden Nohirini genannt und waren im Hochland westlich des Jomm ansässig.«
    »Nun, dann hört euch an, was mein Polylex zum Thema ›Die Mzithrin-Könige: Abergläubische Vorstellungen‹ zu sagen hat.« Tascha blätterte von Lesezeichen zu Lesezeichen und überflog die dünnen Seiten. Endlich hatte sie die Stelle gefunden und las laut vor: »›Günstige Vorzeichen sind für die Mzithrini von größter Bedeutung. Sie kennen Dutzende von heiligen Tagen und Hunderte von Glücksbringern und Symbolen. Aber in ihrer Religion findet sich nur eine einzige Glückszahl: die Sieben. Ein Haus hat traditionell sieben Fenster, bei Dunkelheit brennen sieben Lampen darin, und es beherbergt sieben Katzen. Wichtige Vorhaben werden ausschließlich am siebenten Tag des Monats begonnen. Dieser Glaube ist so alt wie die Berge oder noch älter.‹«
    »Das Buch hat Recht«, sagte Isiq. »Die Mzithrini bestanden darauf, dass die Hochzeit – und der Große Friedensschluss – noch im Teala stattfänden, genauer gesagt am siebenten Tag des siebenten Monats.«
    »Seht ihr?«, sagte Tascha. »Deshalb möchte ich wetten, dass es an Bord sieben Leute mit Wolfsnarben gibt.«
    »Und wir sind erst vier«, sagte Hercól.
    »Jetzt fünf.«
    Alle fuhren hoch. Eberzam Isiq stöhnte laut. Auf dem Bärenfell stand in aller Öffentlichkeit eine Ixchel-Frau.
    »Ich trage die Narbe auf meiner Brust«, sagte sie. »Wenn ihr wollt, zeige ich sie Lady Tascha.«
    Die beiden Erwachsenen waren sprachlos. Isiq sah sich nach einem Wurfgeschoss um. Aber Tascha und die beiden Jungen stießen einen Freudenschrei aus, und Ramachni verneigte sich tief. »Diadrelu Tammariken«, sagte er. »Es ist mir eine große Ehre, dich endlich kennenzulernen.«
    Trotz dieser Geste brauchten die Männer eine Weile, um sich damit abzufinden, dass sie sich – und das schon seit Monaten – auf einem Schiff voller ›Kriechlinge‹ befanden. Doch irgendwann saßen alle einträchtig beieinander und tranken Tee aus dem Samowar. Dri hockte mit untergeschlagenen Beinen in Feltrups Korb und streichelte ihm das Fell.
    »Eigentlich verdanken Sie ihr Ihre Rettung«, sagte Pazel zu Hercól. »Sie hat Zirfet einen Pfeil in den Knöchel geschossen. Sonst wären Sie über Bord gegangen, und Arunis hätte nichts dagegen tun können.«
    »Insgeheim hatte ich schon so etwas vermutet«, sagte Hercól, der Diadrelu keinen Moment aus den Augen gelassen hatte. »Wer außer einem Ixchel greift so lautlos an? Aber ich hatte noch nie gehört, dass jemand von eurem Volk einem der Unseren einen Gefallen erwiesen hätte.«
    »Dann hast du nicht genug gehört«, sagte Dri.
    »Wer hat das schon?«, fragte Ramachni. »Ist diese Welt nicht seltsam? Warum geraten gute Taten in Vergessenheit, aber das Feuer der Rache wird Jahr um Jahr neu geschürt?«
    »Ein gebranntes Kind scheut eben das Feuer«, bemerkte Hercól düster.
    »Das ist leider wahr.« Ramachni seufzte. »Aber du bist weise genug, nicht nur in deinen Erinnerungen zu leben.«
    »Ihr seid doch nicht auf die Chathrand gekommen, um gegen die Schaggat-Verschwörung zu kämpfen«, sagte Hercól. »Was also wollt ihr hier?«
    »Darüber darf ich nicht sprechen«, sagte Diadrelu.
    »Und wir sollen euch blind vertrauen?«
    »Nun komm schon, Hercól!«, sagte Ramachni. »Du redest mit Lady Diadrelu! Sie ist keine Betrügerin, sondern die Königin eines ehrenwerten Volkes.«
    »Das ist nicht ganz richtig«, sagte Diadrelu gedehnt.
    Wieder fuhr Pazel hoch. »Was soll das heißen?«
    Diadrelu hatte die Augen niedergeschlagen. »Der Clan hat beschlossen, mir meinen Titel abzuerkennen
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