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Windbruch

Windbruch

Titel: Windbruch
Autoren: Elke Bergsma
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behilflich sein, junger Mann?“ sprach ihn eine ältere Frau in
Kittelschürze an und lächelte dabei freundlich.
    „Ja, sehr gerne. Ich hätte gerne
einen bunten Strauß für meine Schwester.“
    „Wie heißt ihre Schwester denn?“
    „Ähm ... wieso? Ich meine ...“,
stammelte Maarten. Wieso tat der Name seiner Schwester hier zur Sache?
Irritiert blickte er die Verkäuferin an, die aber schaute ihm nur abwartend ins
Gesicht. „Ähm ... sie heißt Swaantje ... ähm ... Sieverts. Swaantje Sieverts.“
    „Ach, Swaantje. Ja, die mag gerne
weiße Freesien und gelbe Rosen. Und ein bischen was Blaues darf auch dabei
sein. Aber nicht so viel.“ Sofort begann die Verkäuferin, einzelne Blumen aus
den zahlreich herumstehenden Vasen zu zupfen. „So, dann musst du wohl Maarten
sein, junger Mann.“
    „Ähm ... ja, ganz recht. Maarten.
Maarten Sieverts.“
    „Ja, hab schon gehört, dass du
wieder im Land bist. Warst ja lang nich da.“
    „Ähm ... woher wissen Sie ...“
    „Ach, hier spricht sich alles
schnell rum. Und Swaantje is ja die Freundin von meiner Heike. Sind ja zusammen
im Boßelverein. Is ne gute Boßlerin, unsere Swaantje.“
    Maarten zog die Augenbrauen in
die Höhe. Swaantje boßelte? Davon hatte er ja noch gar nichts gewusst.
    „So, Maarten, ist es so recht?“
Nur wenig später hielt ihm die Frau in Kittelschürze einen ausladenden, herrlich
farbenfrohen Blumenstrauß unter die Nase.
    „Ja, prima. Und so ... groß!“ Was
mochte der wohl kosten? Bestimmt ein Vermögen. Aber der Strauß war es auf jeden
Fall wert. „Was macht das dann?“
    „Genau zwanzig Euro.“
    „Zwanzig Euro?“ Maarten glaubte,
sich verhört zu haben. Er erinnerte sich, erst kürzlich in München einen viel
kleineren gekauft zu haben. Für die Frau eines Geschäftspartners. Und der hatte
doch schon dreißig Euro gekostet.
    „Zwanzig Euro. Oder findest du
das zu teuer?“ Die Verkäuferin sah ihn fragend, aber keineswegs unfreundlich
an.
    „Nein, äh, nein, ganz im
Gegenteil. Ich wundere mich gerade, dass ein so schöner Strauß so günstig ist.
Da bin ich ganz andere Preise gewöhnt“, beeilte sich Maarten zu antworten und
reichte ihr einen 20-Euro-Schein über den Tresen.
    „Ja, so ist das wohl woanners.“
Die Frau zuckte mit den Schultern und nahm das Geld entgegen. „Dann wünsch ich
viel Spaß damit, er wird Swaantje bestimmt gefallen. Und schönen Gruß.“
    Maarten dankte und wollte gerade
zur Tür hinaus, als die Frau hinter ihm herrief: „Ach ja, Maarten, und sach
deiner Schwester, dass wir Samstach gegen Osteel boßeln. Freundschaftsspiel.
Dann muss ich sie nich noch anrufen. Tschüß!“
    „Ja, äh, klar, äh, mach ich.
Samstag gegen Osteel. Tschüß!“
    Kopfschüttelnd ging Maarten
seines Weges. Er hatte ganz vergessen, wie familiär es hier in Ostfriesland
zuging. Früher war es ihm immer furchtbar auf die Nerven gegangen, dass jeder
sich kannte und immer alles über den anderen wusste. Aber, gestand er sich nun
ein, so eine persönliche Ansprache im Blumengeschäft, das hatte auch was. Da
fühlte man sich gleich gut aufgehoben. Da ...
    „Maarten?“, hörte er in seine
Gedanken hinein jemanden sagen und drehte sich zur Seite. „Maarten! Mensch, du
bist es ja wirklich!“ Ehe er sich’s versah klopfte ihm sein Gegenüber mit
voller Wucht auf die Schulter. Fast wären ihm dabei die Blumen aus der Hand
gefallen. „Mensch, Maarten, erkennst du mich nicht? Ich bin’s, Hauke!“
    „Hauke! Mensch, hast mir ja gar
keine Möglichkeit gelassen, dich zu erkennen. Bist ja gleich auf mich los, wie
ein Berserker.“ Maarten strahlte über das ganze Gesicht. Eben erst hatte er
sich gefragt, was sein alter Kumpel so machte, und nun stand er vor ihm. Fast
zwanzig Jahre war es her, seit sie sich zum letzten Mal gesehen hatten.
    „Hab schon gehört, dass du
kommst, wegen Wiebkes Hochzeit.“
    „Ja, hab schon gemerkt, dass hier
jeder alles weiß.“
    „Ja, weißt ja, wie das hier is.
Haste Zeit fürn kühles Jever? Könnten zu Günni gehen.“ Hauke zeigte auf eine
kleine Eckkneipe, die es schon in ihren Jugendtagen gegeben hatte und der
Treffpunkt für ihn und seine Kumpel gewesen war. Der Wirt hieß Günther, wurde
aber von allen nur Günni genannt.
    „Nee, Hauke, tut mir leid. Bin
auf dem Weg zu Swaantje.“ Er hielt den Blumenstrauß in die Höhe. „Antrittsbesuch.“
    „Swaantje. Ja, die fällt bestimmt
um vor Freude dich zu sehen. War schon ganz hibbelig die letzten Tage.“
    „Du siehst sie
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