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Windbruch

Windbruch

Titel: Windbruch
Autoren: Elke Bergsma
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angespült.
    „Nach wie vor können wir uns
keinen Reim darauf machen, wo die Ursache für dieses mysteriöse Fischsterben
liegt“, sagte Meeresbiologe Markus Renken von der Universität Kiel gegenüber
dieser Zeitung. Einzelne Tiere seien zur Untersuchung ins Labor gebracht
worden, es habe aber keine endgültige Aussage zur Todesursache gemacht werden
können.
    Indes haben bereits die ersten
besorgten Urlauber bei den Behörden angerufen. Sie sind verunsichert und
verlangen Aufklärung darüber, ob sie nach wie vor unbesorgt in der Nordsee
baden können. Auch wollen sie wissen, ob der Fisch unbedenklich verzehrt werden
kann.
    Für eine Panik gebe es
keinerlei Grund, so Renken. Wasserproben hätten keine außergewöhnlichen
Belastungen ergeben. Und schließlich sei es auch in der Vergangenheit immer mal
wieder zu vermehrtem Fischsterben gekommen. Man gehe derzeit davon aus, dass
die Vorkommnisse mit dem ungewöhnlich heißen Sommer zusammenhingen, womöglich
käme es hier und da zu akutem Sauerstoffmangel. Ein Indiz dafür sei auch die
Tatsache, dass das Algenwachstum in der Nordsee deutlich höher ausgeprägt sei
als in den vergangenen Jahren. Da nun laut Wetterbericht aber ein Wetterumschwung
bevorstehe, sei zu hoffen, dass der Spuk bald ein Ende habe.
    Erstmals hatten Fischer aus
Greetsiel vor rund drei Wochen einen vermehrten Fang toter Fische verzeichnet
(die OZ berichtete).

7
    Wo gab es denn so was? Verärgert
schüttelte Maarten den Kopf, als er vor der Schranke zum Parkplatz stand. Seit
wann musste man denn für den Besucherparkplatz des Emder
Hans-Susemihl-Krankenhauses Parkgebühren bezahlen? Still vor sich hin fluchend
stopfte er den Parkschein in seine Hosentasche und passierte die nun geöffnete
Schranke.
    Der Gang durch den langen,
dunklen Flur bis zu den Fahrstühlen rief unangenehme Erinnerungen in ihm wach.
Als Jugendlicher war er hier fast zwei Wochen lang beinahe täglich gewesen,
nachdem ein sehr guter Kumpel von ihm einen schweren Mopedunfall gehabt hatte.
Immer hatte er geglaubt, es würde ihm am nächsten Tag besser gehen, und er
hatte mit Herzklopfen sein Zimmer betreten, in der Hoffnung, er würde ihm wie
vorher fröhlich entgegen grinsen. Und tatsächlich schien es langsam aufwärts zu
gehen, nach zwölf Tagen konnte er die Intensivstation verlassen. Aber dann:
Lungenembolie. Es ging alles so schnell, dass die Ärzte keine Chance hatten. Er
starb ihnen unter den Händen weg. „Entschuldige, Micha, dass ich so lange nicht
mehr an dich gedacht habe“, murmelte Maarten und nahm sich vor, Michas Grab auf
dem Loppersumer Friedhof zu besuchen.
    „Moin, Maarten, das ist ja schön,
dass du kommst“, freute sich Hauke, als sein früherer Freund an sein
Krankenbett trat und ihm zur Begrüßung die Hand drückte. „Tut mir leid, dass
ich dich gestern versetzt habe. Aber siehst ja, die halten mich hier fest.“
    „Da haben sie auch recht“,
erwiderte Maarten und verzog den Mund. „Tjark und Günni sagen, es geht dir
schon länger nicht gut. Warum bist du denn nicht zum Arzt gegangen?“
    Hauke versuchte ein Grinsen, was
ihm aber kläglich misslang. Er schien Schmerzen zu haben. Er war so blass, dass
sich sein Gesicht kaum noch vom hellen Kissen abhob. Seine Augen lagen tief in
den Höhlen, und erst jetzt fiel Maarten auf, wie dünn sein Jugendfreund
geworden war. Hauke hatte immer viel Sport getrieben, aber jetzt sah er so aus,
als könne er sich nicht einmal mehr auf den Beinen halten. Was ja auch stimmte,
wie sich gestern gezeigt hatte.
    „Wie lange bleibst du denn
diesmal?“, fragte Hauke und sah seinen Freund prüfend an. „Vielleicht schaffen
wir ja doch noch ein kühles Jever bei Günni.“
    Maarten zögerte. Eigentlich hatte
er ja nur ein paar Tage bleiben wollen. Aber plötzlich verspürte er Lust, doch
ein wenig länger zu bleiben. Vielleicht lag das an der ostfriesischen Luft,
dachte er. Wenn man sie nicht gewohnt war, verfiel man schnell in einen Zustand
der Dauererschöpfung und hatte das Gefühl, sich erst mal richtig erholen zu müssen,
bevor man wieder loslegte. „Hm, mal sehen“, murmelte er. „Hab mich noch nicht
entschieden.“
    „Freut mich auf jeden Fall sehr,
dass ich dich mal wieder sehe. Erzähl mal, wie isses denn so in Amerika?
Swaantje erzählt ja immer mal was von dir, aber ich glaub, so richtig weiß sie
auch nicht, was du da eigentlich machst, oder?“
    „Nu lenk ma nich ab“, erwiderte
Maarten und bemerkte im selben Moment, wie er so langsam in den
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