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Wind (German Edition)

Wind (German Edition)

Titel: Wind (German Edition)
Autoren: Stephen King
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Stück eines Wegweisers vorbei. Eddie hob es auf und las das Wort, das die verblassenden Buchstaben ergaben. »Eine perfekte Zusammenfassung von Mittwelt«, sagte er. »Rätselhaft, aber gleichzeitig irrsinnig schlitzäugig.« Er wandte sich ihnen mit dem vor der Brust gehaltenen Stück Holz zu. Auf dem abgebrochenen Teil des Wegweisers stand in großen, ungleichmäßigen Lettern GOOK .
    »Ein Gook ist ein tiefer Brunnen«, sagte Roland. »Gemäß ungeschriebenem Gesetz darf sich jeder Reisende völlig ungehindert daraus bedienen.«
    »Willkommen in Gook«, sagte Eddie und warf das Schild in die Büsche am Straßenrand. »Das gefällt mir. Ich will einen Autoaufkleber, auf dem ICH HAB DEN STOSSWIND IN GOOK ABGEWETTERT steht.«
    Susannah lachte. Jake dagegen nicht. Er deutete nur auf Oy, der angefangen hatte, sich rasend schnell um sich selbst zu drehen, als machte er Jagd nach seinem Schwanz. Dann setzte er sich wieder, sah in die Richtung, aus der sie gekommen waren, und reckte die Schnauze in die Luft.
    »Wir sollten uns lieber beeilen«, sagte der Junge.

10
    Der Wald wich etwas zurück, und der Weg verbreiterte sich zu etwas, was einst die Hauptstraße eines Dorfs gewesen war. Das Dorf selbst bestand aus einer traurigen Ansammlung von Ruinen, die sich ungefähr eine Viertelmeile weit auf beiden Straßenseiten hinzog. Bei den Gebäuden handelte es sich um Wohnhäuser und Geschäfte, aber inzwischen war es unmöglich, sie voneinander zu unterscheiden. Es waren nur noch windschiefe, verfallene Hülsen mit leeren Fensterhöhlen, die einmal verglast gewesen sein mochten. Die einzige Ausnahme stand am Südrand des Dorfes. Hier teilte sich die überwucherte Hauptstraße und führte um einen massiven rechteckigen Steinbau herum, der einem aus grauem Naturstein erbauten Blockhaus glich. Er stand in hüfthohem Buschwerk und war teilweise von Jungtannen verdeckt, die gewachsen sein mussten, seit Gook aufgegeben worden war; ihre Wurzeln hatten schon begonnen, in die Grundmauern des Versammlungshauses einzudringen. Im Lauf der Zeit würden sie es zum Einsturz bringen – und Zeit war etwas, was Mittwelt im Überfluss besaß.
    »Was Holz betrifft, da hat Bix recht gehabt«, sagte Eddie. Er hob eine verwitterte Bohle auf und legte sie wie eine Tischplatte quer über die Armlehnen von Susannahs Rollstuhl. »Davon gibt’s hier reichlich.« Er beobachtete Jakes vierbeinigen Freund, der sich jetzt wieder rasch im Kreis drehte. »Das heißt, wenn uns die Zeit bleibt, es zu sammeln.«
    »Damit fangen wir an, sobald wir uns vergewissert haben, dass wir das Steinhaus für uns haben«, sagte Roland. »Los, wir haben’s eilig!«

11
    Das Versammlungshaus von Gook war feuchtkalt, und im ersten Stock hatten sich Vögel – Mauersegler für die New Yorker, Speicherhäher für Roland – eingenistet, aber sonst hatten sie das Haus für sich. Sobald Oy unter dem Dach war, schien der Zwang, nach Nordwesten zu wittern oder sich im Kreis zu drehen, von ihm abzufallen; er zeigte sofort wieder sein neugieriges Wesen und flitzte die wacklige Treppe zu dem sanften Flattern und Tschilpen hinauf. Er jaulte schrill auf, und kurz darauf sahen die vier Freunde, wie die Speicherhäher zu einsameren Gebieten von Mittwelt davonflogen. Falls Roland recht behielt, dachte Jake, würden die Vögel, die zum Whye flogen, nur allzu bald in Eiszapfen verwandelt werden.
    Das Erdgeschoss bestand aus einem einzigen großen Raum. An den Wänden waren Tische und Bänke gestapelt. Roland, Eddie und Jake trugen sie zu den glaslosen Fenstern, die zum Glück nur klein waren, und verbarrikadierten die Öffnungen. Die nach Nordwesten zeigenden Fenster dichteten sie von außen ab, sodass der Sturm die Tische ans Mauerwerk drücken würde, statt sie in den Raum zu wehen.
    Während sie damit beschäftigt waren, fuhr Susannah mit ihrem Rollstuhl in den offenen Kamin, wozu sie nicht einmal den Kopf einzuziehen brauchte. Sie sah nach oben, entdeckte einen Ring am Ende einer rostigen Kette und ruckte kräftig daran. Das löste ein metallisches Kreischen aus … danach folgte eine Pause … und dann plumpste eine gewaltige schwarze Rußwolke auf sie herab. Ihre lebhafte Reaktion kam augenblicklich und war ganz Detta Walker.
    »Oh, küss meinen Arsch, und fahr gen Himmel, Wichser!«, schrie sie. »Sieh dir diesen Scheiß an, Motherfucker!«
    Sie rollte rückwärts aus dem Kamin und wedelte mit beiden Händen vor ihrem Gesicht. Die Rollstuhlräder hinterließen im Ruß Spuren. Ein
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